Kreis Wesel BDI-Präsident spricht bei IHK-Sommerfest

Kreis Wesel · Industrie- und Handelskammer feierte in der gediegenen Konzernzentrale der Weseler Altana AG. Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, fand klare Worte zur aktuellen Wirtschaftspolitik und zu Europa.

 Beim IHK-Sommerfest: (v.l.) Gastredner Dr. Ulrich Grillo, Altana-Vorstand Dr. Matthias L. Wolfgruber, Bürgermeisterin Westkamp, IHK-Präsident Burkhard Landers

Beim IHK-Sommerfest: (v.l.) Gastredner Dr. Ulrich Grillo, Altana-Vorstand Dr. Matthias L. Wolfgruber, Bürgermeisterin Westkamp, IHK-Präsident Burkhard Landers

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Im lichten, kirchenhohen Begegnungszentrum der Weseler Konzernzentrale von Altana herrschte sommerlich-gelöste Stimmung. Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer hatte zum hervorragend besuchten Sommerfest geladen, und Altana-Vorstand Dr. Matthias L. Wolfgruber freute sich, Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben dort begrüßen zu können, wo die Geschicke von vier Tochtergesellschaften des weltweit agierenden Spezialchemieunternehmens gelenkt werden. Für IHK-Präsident Burkhard Landers, ebenfalls Weseler, war's ein Heimspiel.

 Im architektonisch beeindruckenden Forum der Altana AG in Wesel begrüßte IHK-Präsident Burkhard Landers (rechts am Stehpult) zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben zum Sommerfest. Natürlich nahmen aktuelle Wirtschaftspolitik und -lage breiten Raum ein.

Im architektonisch beeindruckenden Forum der Altana AG in Wesel begrüßte IHK-Präsident Burkhard Landers (rechts am Stehpult) zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben zum Sommerfest. Natürlich nahmen aktuelle Wirtschaftspolitik und -lage breiten Raum ein.

Foto: ekkehart malz

Als Gastredner konnte er den Präsident des Bundesverbandes Deutsche Industrie (BDI) präsentieren. Dr. Ulrich Grillo, auch Vorstandschef der Duisburger Grillo-Werke, analysierte ebenso wie Landers den Ausgang der Europawahlen und die Auswirkungen der Beschlüsse der Großen Koalition in Berlin auf die wirtschaftliche Entwicklung.

IHK-Chef und BDI-Präsident einte die Meinung, dass die Wirtschaft in Europa und auch am Niederrhein von einem Freihandelsabkommen, abgekürzt TTIP, mit den USA nur profitieren könne. Europaweit werde ein Handelszuwachs von 120 Milliarden Euro erwartet. Dr. Grillo bedauerte, dass im Wahlkampf Kritiker mit "viel Unwissenheit" negative Stimmung erzeugt hätten. "Das Handelsabkommen kann Maßstäbe setzen. Es wird mit TTIP weiter hohe Standards für Verbraucher und im Sozialen geben", sagte er. Allerdings mahnten er und Landers Transparenz bei den Verhandlungen an.

Grillos aktuelle Lagebeschreibung gibt der deutschen Wirtschaft - der BDI erwartet zwei Prozent Wachstum - gute bis sehr gute Noten. Aber er warnte vor Schlendrian: "Die größten Fehler macht man, wenn es einem gut geht. Wir haben große Herausforderungen zu meistern und müssen rechtzeitig die Weichen für Wachstum stellen." Die Große Koalition schaffe es derzeit "recht konsequent", Fehler zu machen - siehe Rentenpaket und Energiebeschlüsse. "Wir müssen nicht nur über die Rente reden, sondern über Arbeit. Wir müssen bei der Bevölkerung dafür werben, mehr zu arbeiten." Jemandem, der nicht mehr arbeiten könne, müsse die Gesellschaft helfen, aber alle zu einer starren Grenze ins Rentenalter zu schicken, sei nicht mehr sinnvoll.

International sieht Grillo die deutsche Wirtschaft gut aufgestellt, und er rät zu Vertrauen in die Politik. "Wirtschaftssanktionen in der Ukraine-Krise können eine Waffe sein. Frieden, Freiheit und Völkerrecht stehen über Wirtschaftsinteressen", bestätigte der höchste Lobbyist der Industrie das Primat der Politik. Er sei aber zuversichtlich, dass man ohne Sanktionen auskomme.

Dr. Grillo bekannte sich zu Europa und setzt hier auf klare politische Linie - trotz des Erfolgs der EU-Skeptiker bei der Wahl kürzlich. Auf mehr Europa will der BDI-Präsident auch bei der Energiepolitik und den Kosten setzen. "Wir brauchen eine europäische Energiewende. In Deutschland müssen die Energiekosten insgesamt runter", sagte er. Von der Bundesregierung forderte er zudem, die Investitionsflaute zu beenden. Das Land müsse massiv investieren in Verkehrsinfrastruktur, Breitbandnetze und Energieverteilnetze. Das findet Landers auch. Er wies auf Straßensanierungen hin. Die spürt er selbst - im Dauerstau an der A 59.

(RP)
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