Ärger um gesperrte B 8 in Wesel Lippeschlößchen-Chef kocht vor Wut
Wesel · Die Vollsperrung der B 8 vom 30. September bis 16. Oktober bringt Gastronom Ullrich Langhoff in Rage. Gäste sollen während der Bauphase 350 Meter von seinem Restaurant entfernt parken. Was die Behörden sagen.
Normalerweise freut sich Ullrich Langhoff, wenn Menschen sein Restaurant Lippeschlößchen an der B 8 in Wesel betreten. Doch auf den Besuch des Trios, das sich dem 66-jährigen Gastronom am Mittwochmittag vorgestellt hat, hätte Ullrich Langhoff gerne verzichtet. Denn die Frau und die beiden Männer, allesamt Mitarbeiter des Landesbetriebes Straßen NRW, überreichten ihm eine „Anliegerinformation“, die ihn in Rage bringt. In dem Schreiben heißt es unter anderem, dass demnächst mehrere Teilstücke der B 8 im Bereich der Lippebrücke saniert würden und deshalb eine Vollsperrung der Straße vom 30. September bis 16. Oktober erforderlich sei. „Diese Vollsperrung bedeutet für Sie als Bewohner des Bereiches Lippeschlößchen, dass die Zufahrt zu Ihren Häusern mit einem Pkw nicht mehr möglich ist.“ Und weiter heißt es, dass während dieser Zeit Parkmöglichkeiten an der Frankfurter Straße in Lippedorf genutzt werden könnten.
„Wie soll das gehen? Sollen Gäste abends in der Dunkelheit mehrere hundert Meter zu mir laufen, vor allem Senioren? Wie soll ich mit Ware beliefert werden? Ich habe hier mehrere Mieter, wovon zwei von Pflegediensten betreut werden. Man wird hier einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, wettert Ullrich Langhoff, der bereits mit der Rechtsabteilung des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Neuss Kontakt aufgenommen hat. Als langjähriger Kreisvorsitzender des Dehoga ist er es gewohnt, für Dinge, die ihm am Herzen liegen, zu kämpfen. Und im Gespräch mit unserer Redaktion gibt er sich durchaus kampfeslustig. „Die wissen bei Straßen NRW offensichtlich nicht, mit wem sie sich da anlegen. Ich bin jetzt seit 37 Jahren selbstständig und habe so etwas noch nicht erlebt.“
Es sind zwei Dinge, die ihn ganz besonders ärgern: Zum einen, so erzählt Ullrich Langhoff, habe Straßen NRW ihm in Vorgesprächen erklärt, dass man während der Bauzeit eine Behelfsstraße mit Schotterbelag zur Verfügungen stellen wollen. Dann plötzlich sei ihm das Angebot unterbreitet worden, 3000 Euro zu zahlen, falls man sich doch für eine Vollsperrung entscheiden würde. „Ich habe dann 5000 Euro verlangt, weil es sich für mich wirtschaftlich sonst nicht rechnet. Doch darauf hat sich Straßen NRW nicht eingelassen. Also bin ich bislang davon ausgegangen, dass der Schotterweg kommt. Und jetzt diese böse Überraschung.“
Und was ärgert ihn sonst noch? Angeblich, so sei ihm das von dem Straßen-NRW-Trio mittgeteilt worden, habe das Weseler Ordnungsamt erklärt, dass es zumutbar sei, einen Parkplatz mehrere hundert Meter vom Lippeschlößchen anzubieten. „Wenn das so stimmen sollte, dann finde ich das eine Frechheit. Der Weg von der vorgeschlagenen Parkplatzfläche zu uns ist abends nicht beleuchtet“, sagt Ullrich Langhoff.
Und was sagen der Landesbetrieb und das Weseler Ordnungsamt zu der ganzen Angelegenheit? Auf Anfrage teilt Sandra Wolters, Sprecherin von Straßen NRW schriftlich mit, „dass die ursprünglich geplante Verkehrsführung nach Rücksprache mit dem Weseler Ordnungsamt leider nicht aufrecht erhalten werden könne, da die Gefahr für Verkehrsteilnehmer zu groß ist, wenn Autoverkehr über einen befestigten Standstreifen geführt werde, da die bestehende Fußgänger/Radwegeverbindung zwischen Voerde und Wesel für die Allgemeinheit aufrecht gehalten werden soll.“ Um dem Restaurant Lippeschlößchen entgegen zu kommen, richte man in möglichst kurzer Entfernung einen Parkplatz ein, auf dem die Restaurantbesucher ihre Autos abstellen können. Hierzu befinde man sich noch in Abstimmungen – sowohl mit Herrn Langhoff, als auch mit den beteiligten Behörden.
Beim Weseler Ordnungsamt ist man über die Stellungnahme von Straßen NRW überrascht. Wie Ordnungsamts-Fachbereichsleiterin Nicole Ruthert auf Anfrage mitteilt, wisse sie nichts von Gesprächen über einen befestigten Standstreifen. „Es mag sein, dass es solche Überlegungen von Seiten Straßen NRW mal gegeben hat. Aber da hat keine Rücksprache mit uns stattgefunden“, betont Nicole Ruthert. Und sie widerspricht der Behauptung, dass das Ordnungsamt gesagt habe, dass der gut 350 Meter vom Lippeschlösschen entfernt liegende Parkplatz im Lippedorf zumutbar sei. „Das ist so nie gesagt worden. Wir haben uns nur mit Straßen NRW darauf verständigt, dass Besucher des Restaurants zumindest so nah wie möglich ans Lippeschlösschen heranfahren sollten. Dafür haben wir uns als Stadt eingesetzt.“ Ware, die fürs Lippeschlösschen bestimmt sei, müsse am Ende über den Rad- und Fußweg transportiert werden.
Die Aussagen von Ordnungsamt und Straßen NRW dürften nicht dafür sorgen, dass sich die Stimmung von Ullrich Langhoff in nächster Zeit verbessert. Aber wie man den streitbaren Gastronom kennt, wird er alles versuchen, die Situation in seinem und im Sinne seiner Mieter am Ende doch noch irgendwie zu verbessern.