Niederrhein Automaten-Sprengung erneut vor Gericht

Niederrhein · Nach viereinhalb Stunden Verhandlung war Jeffrey E. gestern dem Zusammenbruch nahe. Mit Schweißperlen auf der Stirn bat er den Richter um eine kurze Unterbrechung. Über eine Stunde lang hatte der Angeklagte ausgesagt. Dem 28-jährigen Niederländer wird vorgeworfen, an einer Serie von Geldautomaten-Sprengungen, die 2015 für große Aufregung im Kreis Kleve gesorgt hatte, beteiligt gewesen zu sein. Gemeinsam mit dem Klever Mark D. (34) muss er sich seit gestern unter anderem wegen versuchten schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung in mehreren Fällen vor der Zweiten Großen Strafkammer des Klever Landgerichts verantworten.

Geldautomaten gesprengt - eine Chronik für NRW bis Juni 2017
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Geldautomaten-Sprengungen in der Region – eine Chronik

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Die Zahl der Taten, die Oberstaatsanwalt Guido Schulz in seiner Anklageschrift benannte, ist besonders bei Mark D. hoch. Vom 23. März bis 23. Dezember 2015 soll er an elf Bankautomaten-Sprengungen unter anderem in Wesel, Kranenburg, Bedburg-Hau, Goch, Kleve, Kevelaer, Xanten und Nettetal mitgewirkt haben. Der Bande gelang es jedoch nie, an das in den Automaten befindliche Geld zu gelangen. Teilweise scheiterten sie sogar am Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion. Zu den Vorwürfen schwieg Mark D. gestern.

Jeffrey E. gab indes seine Mitwirkung an den ihm zu Last gelegten Vorwürfen zu. "Die Anklage stimmt", sagte er. "Der Ablauf war bei allen Sprengungen der Gleiche", sagte E. So habe einer zunächst die Überwachungskameras mit schwarzer Farbe angesprüht. Anschließend sei jemand für das Bohren eines Loches im Automaten, die zumeist in einem Pavillon standen, zuständig gewesen. Das Loch sei dann mit Gas und Sauerstoff befüllt worden, um eine Explosion herbeizuführen. Mit Autos, deren Kennzeichen sie abgeklebt hätten, seien sie vom Tatort geflüchtet.

Auch wenn sich die Beute auf insgesamt null Euro beläuft, so war der durch die Explosionen errichtete Schaden doch beachtlich. Er beträgt insgesamt 850.000 Euro. Dabei sei ursprünglich sogar nur eine Tat geplant gewesen. Weil der Diebstahl aber immer wieder missglückte, hätten sie doch weiter gemacht, sagte Jurij D. Er wurde bereits im Juli zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Zwei weitere Mittäter bekamen damals Freiheitsstrafen von fünf Jahren beziehungsweise einem Jahr auf Bewährung.

(RP)
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