Niederrhein Ausstieg nach 33 Jahren bei den Zeugen Jehovas

Niederrhein · Der Duisburger Konja Simon Rohde schreibt ein lesenswertes Buch über seine Abkehr von den Zeugen Jehovas. Am kommenden Donnerstag stellt er sein Buch "Ausstieg ins Leben" vor.

 Konja Simon Rohde hat ein Buch über seine Vergangenheit bei den Zeugen Jehovas geschrieben.

Konja Simon Rohde hat ein Buch über seine Vergangenheit bei den Zeugen Jehovas geschrieben.

Foto: Simone Lankhorst

Der traditionsreiche Duisburger Mercator-Verlag eröffnet seine literarische Frühjahrssaison mit der Herausgabe eines "Spitzentitels", so der Verlag: Unter der symbolträchtigen Überschrift "Ausstieg ins Leben" beschreibt der Autor Konja Simon Rohde, wie er aufhörte, ein Zeuge Jehovas zu sein.

33 Jahre lang beherrschte die "Organisation" sein Leben. Ende 2009 stieg er aus und in ein neues Leben ein. Zu seinem 40. Geburtstag beendete er das Buch, das jetzt erscheint. Rohde: "Ich hatte weder das ausgeprägte Bedürfnis, mein Leben durch das Schreiben eines Buches zu verarbeiten, noch andere großartig aufzuklären. Beim Schreiben stellte ich dann aber fest, dass es schon auch guttat, sich das alles von der Seele zu schreiben. Und mit der Zeit bekam ich auch eine Art Bewusstsein für meine Verantwortung, über die Zeugen Jehovas aufzuklären."

Dass seine Loslösung von den Zeugen Jehovas bittere Konsequenzen hat, sieht Rohde. Er schreibt: "Wenn Eltern ausdrücklich den Kontakt zum Sohn abbrechen, und das auch auf Drängen der Organisation, dann hat das nichts damit zu tun, dass das ,Verhältnis abkühlt'." Er habe mit seinem Buch deutlich machen wollen, "dass die Zeugen lange nicht so harmlos sind, wie sie immer tun, und wie das oberflächliche Bild, das von ihnen vorherrscht, suggeriert".

Bei den Zeugen Jehovas handele es sich, so beschreibt es Rohde, um eine Religionsgemeinschaft, die vom nahe bevorstehenden Ende der Welt ("Harmagedon") überzeugt ist sowie davon, dass anschließend an diesen Krieg Gottes 144.000 Auserwählte aus ihren Reihen das Himmelreich erlangen werden, während die breite Masse ihrer Anhänger ewig im Paradies auf Erden leben darf. Bis dahin gelte es, so viele Menschen wie möglich zu retten - durch Bekehrung.

Deswegen missionierten die Zeugen Jehovas an Haustüren oder zunehmend an Infoständen in den Städten. So hat Simone Lankhorst, TV-Autorin für den WDR, die den eigentlichen Anstoß für Rohde zu diesem Buch gab, recherchiert und viele Daten und Fakten über die Zeugen Jehovas zusammengetragen und neben ihrem Nachwort und einem Interview, das sie mit dem renommierten Münchner Diplom-Psychologen Dieter Rohmann führte, in dem Buch veröffentlicht.

Mehr als 250 der 290 Buchseiten hat der gelernte Verwaltungsfachangestellte, Abendschulabiturient und ehemalige Lehramtsstudent als literarischer Neuling selbst verfasst und dabei eine Fähigkeit des Schreibens an den Tag gelegt, mit der eine Geschichte erzählt wird, die einen bei der Lektüre nicht loslässt und in einem Zug gelesen werden will.

Die dreiteilige Gliederung der Arbeit anhand seiner Vornamen - I. Konja, II. Simon, III. Konja Simon - vorzunehmen, erscheint auf den ersten Blick banal, entwickelt sich aber beim genauen Hinsehen, vor allem beim Lesen des Textes, als kluger Schachzug, chronistisch einen roten Faden zu legen. Das lange Hauptkapitel "Konja" umfasst die komplette Jehova-Epoche ab seiner Geburt, seinem Kindsein, seiner Jugend bis zum Erwachsenenalter. Bedrückend sind die immer wieder aufflammenden Passagen über sogenannte Gehirnwäschen und körperliche Züchtigungsmaßnahmen als legitime Erziehungsmethoden sowie der erschütternde Freitod seines älteren Bruders Jorim, der sich auf grausame Weise umbringt.

Mit dem Kapitel "Simon" läutet Rohde den Einstieg in den Ausstieg ein. Simon war nämlich sein Zweitvornahme, weil das Duisburger Standesamt des Jahres 1976 der Auffassung war, man könne Konja nicht eindeutig dem männlichen Geschlecht zuordnen. Also mussten seine Eltern ihm einen zweiten Vornamen geben. Zu Beginn des dritten Kapitels "Konja Simon" heißt es in dem Buch: "Nun ist es etwas kompliziert mit meinen Namen. Die Menschen, die mich vor meinem Ausstieg bereits kannten, kennen mich unter dem Namen 'Konja' und die, denen ich danach begegnete, unter 'Simon'. Vor einiger Zeit lernte ich eine Frau kennen, die, als sie von meinem früheren Namen erfuhr, anfing, mich 'Konja Simon' zu nennen, das gefiel mir irgendwie. (...) Letztlich kann mich jeder so nennen, wie er mag. Hauptsache, er grüßt mich und spricht mit mir."

Info Die Buchvorstellung "Ausstieg ins Leben" einschließlich Signierstunde mit dem Autor Konja Simon Rohde findet am Donnerstag, 6. April, um 11 Uhr in der Mayerschen Buchhandlung im Duisburger Forum auf der Königstraße statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

(RP)
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