Wesel/Hamminkeln Wesel will 570 Lehrern Computer kaufen

Wesel/Hamminkeln · Der Weseler Rat soll am 1. September beschließen, dass Lehrer mit einem digitalen Endgerät ausgestattet werden. Auch bedürftige Familien sollen profitieren. So soll das „Lernen auf Distanz“ erleichtert werden. Für die zweite Corona-Welle kommt das wohl zu spät.

 Noch ist die Teilnahme am Distanzunterricht nicht für jeden möglich.

Noch ist die Teilnahme am Distanzunterricht nicht für jeden möglich.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Städte Wesel und Hamminkeln wollen Vorkehrungen treffen, damit an Schulenklassen das „Distanzlernen“ in Zeiten der Corona-Pandemie besser funktioniert. Faktisch sind die Schulen jetzt dafür noch nicht ausreichend gerüstet, wie eine Recherche unserer Redaktion ergibt.

Insbesondere die digitale Ausstattung der Lehrer könnte zum Streitfall werden. Eigentlich dürfen Lehrer ihre privaten Endgeräte nur für Schulzwecke nutzen, wenn sie einwilligen, alle Datenlecks auszuschließen. Nicht alle Lehrer in NRW wollen diese Vorgabe unterschreiben. Auch dies machte das Distanzlernen während des ersten Lockdowns schwierig, weil nicht alle Lehrkräfte mit gleichem Einsatz tätig waren. Jetzt sollen die Lehrer auch in Wesel auf Staatskosten Tablets erhalten. Das geht aus Unterlagen für die nächste Ratssitzung hervor.

Künftig werde die Stadt Wesel den 570 in Wesel tätigen Lehrern ein Gerät zur Verfügung stellen, heißt es in der Ratsvorlage. 500 Euro pro Lehrkraft stünden bereit, das Land Nordrhein-Westfalen gibt dafür insgesamt 285.000 Euro. Parallel sollen auch bedürftige Familien mit technischem Equipment ausgestattet werden, heißt es in der Ratsvorlage. Die Politik solle per Dringlichkeitsentscheidung der Digitalisierungsoffensive zustimmen.

Hintergrund ist der neue Digitalpakt: Die Schulträger können für Lehrer auf direktem Wege bei den Bezirksregierungen mobile Endgeräte wie Laptops, Notebooks und Tablets anschaffen. Auch bedürftige Familien sollen gefördert werden.

Die Zeit drängt eigentlich: Immer mehr Schulklassen müssen wegen akuter Corona-Fälle in den Klassen in Quarantäne gehen. Die Grünen im Kreistag äußerten deshalb zuletzt die Befürchtung, dass die Schulen nicht ausreichend mit schulgebundenen digitalen Endgeräten ausgestattet seien. Hubert Kück, Kreisfraktionschef der Grünen, kritisiert, dass die Richtlinien zum Sonderprogramm zur Ausstattung Schülern aus einkommensschwachen Familien zu spät gekommen sei. Bei Fernunterricht seien Schüler ohne Endgeräte weiter ausgeschlossen.

Bei der Ausstattung der Familien sieht es in Wesel konkret allerdings schon besser aus als bei der Versorgung der Lehrer mit „Stadt-Tablets“. Die Stadt Wesel hat während der Pandemie bereits 361 digitale Endgeräte für bedürftige Familien aus dem städtischen Soforthilfe-Fonds „Wesel für Kinder“ angeschafft. 56.000 Euro sind dafür investiert worden. „Bereits vor der Corona-Krise wurden im Rahmen der Digitalisierung der Wesel Schulen in diesem Jahr 200 weitere Geräte bestellt“, teilt Stadtsprecher Swen Coralic außerdem mit. Zu Beginn des Jahres habe die Stadt etwa 550 Endgeräte für die Schulen im Repertoire gehabt. Mit den Mitteln aus dem Ausstattungsprogramm des Landes NRW würden nun fast 850 weitere Geräte bestellt. Hinzu kämen noch die Endgeräte für Lehrer, die ebenfalls mit Fördermitteln bezahlt werden. „Bis zum Ende des Jahres wird die Stadt Wesel über 2000 Geräte angeschafft haben. Innerhalb von einem Jahr hat sich somit der Bestand vervierfacht“, sagt Coralic.

Die neuen Endgeräte für die Schüler in Wesel kosten insgesamt rund 414.000 Euro. Der kommunale Eigenanteil beträgt 41.400 Euro (zehn Prozent). Für Lehrer werden weitere 258.000 Euro ausgegeben. „Das Geld dafür stellen der Bund und das Land aus dem Digitalpakt zur Verfügung – „dabei trägt die Stadt keinen Eigenanteil“, erklärt Stadtsprecher Coralic. Nach aktuellem Stand übernimmt das Land aber keine Kosten für die technische Unterstützung der Geräte. Dadurch muss die Stadt für den „Support“ über 205.000 Euro pro Jahr an Kosten tragen.

In Hamminkeln gibt es ebenfalls Bemühungen, die Schulen digitaler zu machen. Auf Anfrage teilt Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski (SPD) mit, dass bisher nur für die Eingangsstufe (Klasse 11) der Gesamtschule digitale Endgeräte angeschafft worden seien. Es sei eine Pilotphase in der Oberstufe. Für die Jahrgangsstufe zehn und die Einführungsstufe sollten noch Tablets angeschafft werden. „Weitere Geräte werden nach diesem Plan für die Klassen fünf bis neun im Jahr 2021 angeschafft. Die notwendige Infrastruktur ist noch nicht in allen Grundschulen vorhanden. Sobald diese Infrastruktur vorhanden ist, werden auch die Grundschulen in Schritten ausgerüstet“, teilt Romanski mit.

Aufgrund der Bedarfsplanung gehe Hamminkeln dabei von Kosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro und knapp 100.000 Euro für die Lehrer aus. Ein Dienstleister solle die Geräte besorgen.  Ratsbeschlüsse und Förderanträge seien noch nötig.

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