Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 10) Ausgefeilte Lehr-Hilfe unter Nachbarn

Wesel · Von einer Verbundausbildung profitieren alle Beteiligten: Stammhaus, Ausbildungsbetrieb und die jungen Leute selbst.

 Werner Nakath, Thorsten Rogmann, Michel Wengel, Jörg Trampenau, Marcel Paulsen und Martin Jonetzko (v.l.) in der Bilfinger-Lehrwerkstatt Friedrichsfeld, wo die Azubis des Nachbarn Clyde Bergemann mitausgebildet werden.

Werner Nakath, Thorsten Rogmann, Michel Wengel, Jörg Trampenau, Marcel Paulsen und Martin Jonetzko (v.l.) in der Bilfinger-Lehrwerkstatt Friedrichsfeld, wo die Azubis des Nachbarn Clyde Bergemann mitausgebildet werden.

Foto: Schubert

Kreis Wesel Von Oberemmelsum nach Friedrichsfeld ist's nur ein Katzensprung. Einmal über den Wesel-Datteln-Kanal, und schon ist man da. Keine fünf Minuten mit dem Auto trennen die beiden Unternehmen, die seit einigen Jahren bei der Ausbildung ihrer Lehrlinge zusammenarbeiten. Sie passen auch deshalb gut zusammen, weil beide Spezialisten für Kraftwerkstechnik sind. Die Produktion von Clyde Bergemann auf der Weseler Seite des Kanals schickt ihre gewerblichen Nachwuchskräfte aufs Voerder Ufer zum Lernen in die Lehrwerkstatt der Babcock Borsig Steinmüller GmbH, einem Unternehmen der Bilfinger-Gruppe.

Verbundausbildung nennt sich das Konstrukt, von dem am Ende alle Beteiligten auf ganz unterschiedliche Weise profitieren. Im Fall der kanalüberschreitenden Nachbarschaftshilfe kann sich Clyde Bergemann ganz auf die Fertigung seiner weltweit vertriebenen Produkte konzentrieren. Die Fachleute um Werner Nakath wären durchaus in der Lage, junge Leute auszubilden, doch werden mit der Hilfe des Verbundpartners die Kapazitäten geschont. Trotzdem steht am Ende der bis zu dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit eine Fachkraft, die den hohen Ansprüchen des Hauses genügt.

Die Mannschaft um Jörg Trampenau, Leiter der gewerblichen Ausbildung am Standort Friedrichsfeld, bekommt die Lehrleistung von Clyde Bergemann vergütet. Außerdem wird die Lehrwerkstatt, die mit allem Nötigen für angehende Konstruktionsmechaniker mit dem Einsatzgebiet Schweißtechnik ausgestattet ist, besser ausgelastet. Clyde Bergemann wiederum bekommt eine Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). 4500 Euro sind das pro Lehrling für die gesamte Ausbildungszeit.

Die Auszubildenden beider Unternehmen - zurzeit jeweils sechs - haben schließlich den Vorteil, in größeren und kleineren Gruppen mehr Erfahrungen zu sammeln, als Einzelkämpfer anderswo. Sie befruchten sich gegenseitig in Theorie und Praxis und werden auch intensiver betreut. Dies unterstreicht auch Sonja Milbrandt, Leiterin Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung bei Babcock Borsig Steinmüller. Es sei ein Riesenvorteil für die Zeit am Berufskolleg, sagt Milbrandt.

Der gemeinsame Berufsschulunterricht für Konstruktionsmechaniker (Schlosser und Schweißer) findet in Duisburg statt. Dort schlug in der vergangenen Woche das erste Lehr-Stündlein für Marcel Paulsen (16) und Michel Wengel (18). Am 1. September begann ihre Zeit als Auszubildende bei Clyde Bergemann, für die Grundlagenschulung sorgt zunächst Babcock Borsig Steinmüller.

Marcel Paulsen stammt aus Büderich und war an der Realschule in Alpen. Drei Bewerbungen für die Metallsparte hat er abgeschickt. Eine davon an Clyde Bergemann. Dazu hatte ihm sein Großvater geraten, der selbst für die Firma gearbeitet hatte. Thorsten Rogmann, Leiter Personal und Recht bei Clyde Bergemann, berichtet vom normalen Ablauf: Bewerbungsschreiben, Zeugnisnoten, persönliche Vorstellung und gegebenenfalls Probearbeiten, falls der Aspirant nicht vorher schon aus einem Praktikum im Haus bekannt ist.

Mit Fachabitur vom Konrad-Duden-Gymnasium ist der Schermbecker Michel Wengel an den Start gegangen. Auf zwölf Bewerbungen hatte er zwei Absagen bekommen und war von den zehn anderen Firmen zur Vorstellung eingeladen worden. Außerdem absolvierte er mehrere Praktika im Vorfeld, um mehr kennenzulernen.

In der Lehrwerkstatt des Verbundpartners fühlen sich die beiden schon recht wohl. Sie ist groß, hell und modern ausgestattet. Außerdem gibt es im Haus Schweißkabinen sowie NC-Fräs- und Drehmaschinen. Das weiß neben Thorsten Rogmanm auch Martin Jonetzko vom Unternehmerverband zu schätzen, der immer wieder gern auf die entlastenden Möglichkeiten der Verbundausbildung aufmerksam macht.

(fws)
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