Ausbildungsinitiative Kreis Wesel Wenn die Chemie von Anfang an stimmt

Kreis Wesel · Henning Hermsen (18) aus Lüttingen bei Xanten hat jetzt seinen ersten Ausbildungsmonat bei der Byk-Chemie in Wesel hinter sich. Der angehende Chemielaborant ist in seinem Traumjob mit sehr viel Herzblut dabei.

 Der angehende Chemielaborant Hening Hermsen aus Lüttingen mit seiner Ausbilderin Kerstin Landgraf im Ausbildungslabor der Byk-Chemie in Wesel.   RP-Foto: Schubert

Der angehende Chemielaborant Hening Hermsen aus Lüttingen mit seiner Ausbilderin Kerstin Landgraf im Ausbildungslabor der Byk-Chemie in Wesel. RP-Foto: Schubert

Foto: Fritz Schubert

Wer richtig Lust auf seine Lehre hat, der wird auch durchkommen. Das haben in den letzten Jahren schon sehr viele erfahrene Meister und Ausbilder in der RP-Serie „Ausbildungsinitiative Kreis Wesel“ gesagt.

Ein Musterbeispiel dafür liefert der 18-jährige Henning Hermsen aus Lüttingen bei Xanten. Gerade hat er die ersten vier Wochen seiner Ausbildung zum Chemielaboranten hinter sich. Seine Begeisterung ist ungebrochen. Für ihn stimmt die Chemie von Anfang an.

Bei Eltern, die beide ebenfalls in der Branche tätig sind, kein Wunder, mag man meinen. Doch Henning Hermsen versichert, sich aus freien Stücken für den Beruf entschieden zu haben. Dafür sei die frühe Begegnung mit der Materie ab dem sechsten Schuljahr am Xantener Stiftsgymnasium ausschlaggebend gewesen.

Ab Klasse neun, als er selbst experimentieren konnte und begann, das System zu verstehen, sei die Leidenschaft erst recht geweckt worden. Das System „der kleinen Atome und der ganzen großen Welt, die daraus gemacht wird“. Zum Glück kam mit neun Leuten ein Chemie-Leistungskurs zustande. Wenn nicht, wäre Chemie auf jeden Fall als Grundkurs dabei gewesen. „Es stand nicht zur Debatte, das nicht zu nehmen.“

Bei der Byk-Chemie in Wesel lernt Henning Hermsen nun auch noch eine andere Welt als die der Atome kennen. Neben Covestro in Uerdingen war auch Byk eine Praktikumsstation. „Allerdings auf der anderen Straßenseite“, sagt er lachend. Dort hat er die Produktion erkundet und festgestellt, dass ihn die Arbeit im Labor mehr reizt. Und das handfeste Tun.

Ein reines Studium hatte er nicht ins Auge gefasst. „Nach zwölf Jahren Schule endlich was Praktisches“, sagt Hermsen. Die Analytik und die Forschung machen ihm am meisten Spaß.

Um seine Traumstelle zu bekommen, hat er natürlich das komplette Programm durchlaufen. Gut 100 junge Leute hatten sich für die drei in diesem Jahr angebotenen Plätze beworben. Etwa die Hälfte kamen für Christine Thannheiser-Rumpf, die bei Byk für die Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung zuständig ist, dann in die nähere Betrachtung.

Heraus kam ein Novum. Erstmals, so Ausbilderin Kerstin Landgraf, ist der Ausbildungsjahrgang der Chemielaboranten ausschließlich männlich besetzt.

Auch in dem Trio scheint die Chemie von Anfang zu stimmen. Es hat einen Strafkatalog entwickelt. Zwei Euro sind bei Glasbruch fällig, einen Euro kostet es, 15 Minuten zu spät zu kommen. Bei 30 Minuten müssen gleich fünf Euro in die Sparkuh geworfen werden. Die Verwendung des Geldes steht noch nicht fest, wird aber vermutlich dazu dienen, die eigenen Bäuche lecker zu füllen.

Die Chemie stimmt auch auf anderen Ebenen. Insgesamt 14 junge Leute sind bei Byk jetzt in die unterschiedlichsten Lehren gestartet. Sie dürfen sich einer „Wertschätzung auf Augenhöhe“ sicher sein, die zur Unternehmenskultur des Hauses gehört, sagt Christine Thannheiser-Rumpf. Henning Hermsen kann das nur bestätigen: „Es ist sehr familiär. Jeder sagt ,Guten Tag’, man bekommt Respekt gezollt und gibt ihn zurück. Man wird bei einer Frage nicht ausgelacht. Wir sollen etwas verstehen. Das hilft weiter.“

Mit diesem hohen Respekt, so Henning Hermsen weiter, habe er nicht gerechnet. „Du warst auch als Praktikant direkt ein Teil von Byk“, sagt er. Und wenn jemand etwas in Frage stellt, sehen Verantwortliche wie Kerstin Landgraf darin einen entscheidenden Erfolgsfaktor für das Unternehmen. Man wolle ja innovativ bleiben und brauche dafür grundsätzlich Offenheit.

Die erste Woche bei Byk war für die Neuen geprägt von Sicherheitsschulung und Besuch beim Betriebsarzt. In der zweiten Woche ging es mit dem Unterricht richtig los. Unter anderem auf dem Programm: Wie verdünne ich Säure? Zum Ansatz gehört, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. „Das verfestigt sich viel besser, ist nicht so ermüdend, sorgt für Abwechslung“, sagt Kerstin Landgraf.

Und wenn die Chemie weiter so stimmt, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort