Ausbildungsinitiative Vom Werker in die Vollausbildung

Kreis Wesel · Wem Theorie Schwierigkeiten bereitet, kann mit Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen seinen Weg machen. Nick Wicher (21) aus Voerde-Spellen ist ein Beispiel dafür, wie das gehen kann.

 Nick Wicher – hier bei der Grünpflege am Betriebssitz – ist glücklich über die Chancen, die ihm vom ASG Wesel und der Akademie Klausenhof mit der Agentur für Arbeit eröffnet worden sind.

Nick Wicher – hier bei der Grünpflege am Betriebssitz – ist glücklich über die Chancen, die ihm vom ASG Wesel und der Akademie Klausenhof mit der Agentur für Arbeit eröffnet worden sind.

Foto: Fritz Schubert

Wenn praktische Veranlagungen stärker als die theoretischen sind, muss guter Rat nicht teuer sein. Auch mit Lerndefiziten lässt sich der Einstieg ins Berufsleben meistern. Zu den vielen Hilfen, die eine Lehre erleichtern oder gar erst möglich machen können, tragen Bildungseinrichtungen wie die Akademie Klausenhof in Hamminkeln-Dingden bei. Im Zusammenspiel mit der Agentur für Arbeit Wesel und Betrieben aus der Region lassen sich schulische Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. Nick Wicher (21) aus Voerde-Spellen ist ein Beispiel dafür, wie das gehen kann. Beim städtischen Betrieb ASG Wesel (Abfall, Straßen, Grünflächen) steht er gerade vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Werker im Gartenbau. Die Zwischenprüfung war gut verlaufen. An seinem Durchkommen wird nicht gezweifelt. Ab dem 1. August wird es für ihn beim ASG nahtlos weitergehen mit einer Vollausbildung zum Landschaftsgärtner. Die wird er verkürzt in zwei Jahren absolvieren dürfen, weil die Werkerausbildung angerechnet wird.

Nick Wicher ist ein Praktiker. Das spürt man, wenn man ihn auf seiner Minibaustelle beobachtet. Auf solchen Flächen kann der ASG-Nachwuchs sich zum Beispiel mit Pflasterarbeiten unter realistischen Bedingungen auf die praktische Prüfung vorbereiten. Ausbilder René Lankers (39), der 1997 selbst mit einer Lehre beim ASG angefangen hat, und Hans-Joachim Bongers van Heys (50), stellvertretender Meister und Vorarbeiter, sind angetan von diesem Schützling und auch allen anderen jungen Leuten. Zurzeit sind drei Auszubildende in der Sparte Grünflächen, und jeweils einer im Straßenbau, in der Kfz-Werkstatt und im Büro. Sechs neue Lehrlinge – zwei Straßenbauer und vier Landschaftsgärtner – kommen in diesem Jahr hinzu. Dann wird auch Melanie Friedrichs (45) aus der Personalabteilung voll für Nick Wicher zuständig sein. Sie freut sich, dass jungen Leuten Möglichkeiten gegeben werden, „eine ordentliche Ausbildung zu machen“. Lankers unterstreicht, dass Werker gerne genommen werden. Bongers van Heys spricht von durchweg positiven Erfahrungen. Die jungen Leute wollten was tun und ließen sich auch was sagen.

Werkerausbildungen sind theoriereduziert, aber nicht theorielos. Einmal in der Woche geht Nick Wicher zum Kreis-Berufskolleg in der Weseler Feldmark, ebenso steht einmal wöchentlich der Stütz- und Förderunterricht in der Akademie Klausenhof auf dem Plan. Dort wird unter anderem die Unterstützung für die Schule geleistet. Da geht es dann um die Führung des Berichtsheftes die Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, erklären Sabine Meinert (35), Fachbereichsleiterin für berufliche Qualifizierung und Arbeitsmarktprojekte am Klausenhof, sowie Birte Slotta (25), die dort für die sozialpädagogische Betreuung zuständig ist. Für Meinert ist der Werdegang Wichers „ein schöner Weg“, aber auch keine Ausnahme. Gute 70 Prozent ihrer Teilnehmer kämen zum Erfolg, sagt sie, sorgt sich aber auch grundsätzlich um die Perspektiven der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichwohl spricht sie von einmaligen Chancen, die ohne die kooperierende Betriebe nicht möglich wären. 33 neue Auszubildende werden im Sommer am Klausenhof in verschiedenen Berufsbildern starten, vermittelt über die Reha- und Berufsberatung der Arbeitsagentur und über das Jobcenter Kreis Wesel.

Übrigens gibt es auch für die Praktiker beim ASG eine Art Homeoffice. Denn einmal wöchentlich steht die Pflege des eigenen Betriebshofes auf dem Programm. „Meist sehen unserer Leute auch selbst, wo was gemacht werden muss, und greifen zur Schuffel“, sagt Bongers van Heys. Mit dem Unkrautjäter sieht Nick Wicher genauso froh aus wie in den Abteilungen seiner Minibaustelle: „Ich bin glücklich, dass ich überhaupt die Chance bekommen habe.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort