Ausbildungsinitiative Kreis Wesel So abwechslungsreich ist es im Lacklabor

Kreis Wesel · Jonas Schneiders hat das erste Lehrjahr bei der Byk-Chemie in Wesel hinter sich. Das Unternehmen wird weiter ausbilden. Es denkt langfristig und sieht sich in einer sozialen Verantwortung.

 Der angehende Lacklaborant Jonas Schneiders und seine Ausbilderin Nina Kloß im Labor bei Byk Chemie in Wesel.

Der angehende Lacklaborant Jonas Schneiders und seine Ausbilderin Nina Kloß im Labor bei Byk Chemie in Wesel.

Foto: Fritz Schubert

Haben in der Vergangenheit immer wieder konjunkturelle oder demografische Großwetterlagen die Entwicklungen auf dem Lehrstellenmarkt mitbestimmt, so sind es in diesem Jahr vor allem die Begleiterscheinungen der Corona-Krise. In einer Phase, da viele Verantwortliche um das Überleben ihrer Betriebe fürchten müssen, ist das nicht verwunderlich. Dennoch gibt es weiter Unternehmen, die sich „auch in einer sozialen Verantwortung“ sehen. So drückt es Christine Thannheiser-Rumpf aus, die bei der Byk-Chemie in Wesel für Personalentwicklumg, Aus- und Weiterbildung zuständig ist.

Rund 700 Bewerbungen gehen jährlich bei Byk für die verschiedensten Berufe ein. Der Spezialist für Lackadditive (Zusätze) stellt pro Lehrjahr regelmäßig zehn bis 20 Auszubildende ein. Im laufenden Corona-Jahr sind es 14 junge Leute, die neu an den Start gebracht werden. Ihre Chancen sind und bleiben gut. „Wir versuchen immer, alle zu übernehmen“, bekräftigt Thannheiser-Rumpf, die pro Jahrgang viereinhalb Jahre in die Zukunft schauen muss. Die Spanne setzt sich daraus zusammen, dass in der Regel bereits ein Jahr vor dem Ausbildungsbeginn die Aspiranten ausgewählt werden, die dann meist dreieinhalb Jahre Lehre vor sich haben.

„Ausbildung geht vor Übernahme“, sagt Christine Thannheiser-Rumpf, die nicht immer für alle direkt nach der Ausbildung unbefristete Weiterbeschäftigung bieten kann. „Aber im Fall einer Befristung kann sich in einem Jahr ja auch noch viel tun.“

Jonas Schneiders macht sich derzeit keine Sorgen. Der 18-Jährige aus Bocholt ist frisch im zweiten Lehrjahr angekommen. Ein Jahr vor dem Abitur am St.-Georg-Gymnasium seiner Heimatstadt hat er sich beworben. Schneiders war einer von dreien im Feld der etwa 50 jungen Leute, die Lacklaboranten bei Byk werden wollten. Mit Mathematik und Chemie als Leistungskursen brachte Schneiders Grundlagen und Neigung mit, ferner Erfahrungen aus Praktika, was er jedem Nachahmer nur empfehlen kann.

Auch ins Bankwesen hatte der Bocholter hineingeschnuppert, dann aber schnell gemerkt, dass dies nichts für ihn ist. Praktika bei Farben Rickert in Bocholt und BASF in Münster sowie der allenthalben gute Ruf der Byk-Chemie bekräftigten ihn, es im praktischerweise nahen Wesel zu versuchen. Fazit bist jetzt: Alles richtig gemacht!

Was Jonas Schneiders, der übrigens bei Blau-Weiß Dingden in der erste Mannschaft Fußball spielt, an der sehr spezialisierten Arbeit im Lacklabor fasziniert, ist die Abwechslung. Neben dem praktischen Tun gilt es, die Ergebnisse im Büro zu dokumentieren. Geweitet wird der Blick in der Ausbildung bei Byk zudem durch intensive Besuche anderer Firmen. Zum Beispiel bei der Konzern-Schwester Eckart in Güntersthal bei Nürnberg.

Wie speziell gerade die Ausbildung zum Lacklaboranten ist, zeigt die Organisation des Berufsschulbesuchs. Dafür geht es regelmäßig nach Wuppertal. Die Byk-Chemie stellt dort eine Wohnung für eine Azubi-WG. Im Wechsel gibt es einen Monat Unterricht in Wuppertal und dann wieder zwei Monate im Weseler Labor.

Am Heimatstandort hat es Jonas Schneiders mit Nina Kloß zu tun. Die 28-jährige Ausbilderin aus Hamminkeln ist ebenfalls ein Byk-Eigengewächs. 2011 hat sie hier mit ihrer Lehre begonnen und danach drei Jahre im Labor an Special Coatings gearbeitet. Mittlerweile ist sie schon drei Jahre als Ausbilderin an der Abelstraße in Wesel tätig.

Aktuell betreut Nina Kloß zwölf Lehrlinge. Wenn pro Jahr drei genommen werden, ergibt sich die Zahl daraus, dass die Ausbildung zum Lacklaboranten beziehungsweise zur Lacklaborantin dreieinhalb Jahre dauert. Verkürzen lässt sich die Lehrzeit durch gute Leistungen.

Apropos Leistungen: Die Byk-Chemie Wesel freut sich in diesen Tagen über Erfolgsmeldungen von der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer. Das Unternehmen stellt frisch zwei Jahrgangsbeste. Bei den Chemielaboranten ist es Tim Gatz, bei den Lacklaboranten Nayef Albayoush, der im Oktober 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland gekommen war. Da kann dann auch Christine Thannheiser-Rumpf nur sagen: Alles richtig gemacht!

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