Wesel Auesee: Vieles denkbar, nur kein Rummel

Wesel · Nach der breiten Diskussion am "Heißen Draht" über Tourismus allgemein und den Auesee speziell hat die RP mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp die Themen durchgearbeitet. Fazit: Veränderungen gibt es nur mit Maß und Ziel.

 Mehr Bänke sollen kommen, besonders an der Nord- und Ostseite.

Mehr Bänke sollen kommen, besonders an der Nord- und Ostseite.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Selten war ein Thema am "Heißen Draht" zur Redaktion so ergiebig wie der Komplex Tourismuskonzept und Zukunft des Auesees. Zahlreiche RP-Leser meldeten sich mit Vorschlägen, Wünschen, Kritik. Bekanntlich hatten besonders Ideen für den Auesee für eine kontroverse Diskussion gesorgt. Die RP konfrontierte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, assistiert von Fachbereichsleiter Michael Klessa, mit den einzelnen Aussagen.

 Segeln soll möglich bleiben. Ob sich Bedingungen verbessern, ist offen.

Segeln soll möglich bleiben. Ob sich Bedingungen verbessern, ist offen.

Foto: NN

Gegenpole Die einen wollen, dass sich am See überhaupt nichts ändert, die anderen eine komplette Nutzung. Beide Haltungen sind Westkamp "zu extrem". Sie sieht "primär stille Erholung" geboten, ist aber auch für "punktuelle Verbesserungen". Hintergrund ist die Sorge, dass mit mehr Angebot auch an mehr Tagen mit Massenandrang zu rechnen ist. Heiße Sommertage oder das PPP-Fest mit Tausenden Besuchern "reichen" aus Westkamps Sicht: "Das vernünftig zu steuern, geht kaum."

 Die bisherigen Hochfrequenztage reichen, mehr ist nicht zu steuern.

Die bisherigen Hochfrequenztage reichen, mehr ist nicht zu steuern.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Verbesserungen Westkamp gibt RP-Lesern wie Heinrich Reginald Anschütz recht, der mehr vom See sehen und mehr Ruhebänke haben möchte. Aber mit Rückschnitt des Grüns sollen nicht neue Zugänge zum sensiblen Ufer geschaffen werden. Jörg Hüting vom See-Eigner Hülskens sei bemüht, eine Lösung zu finden. Die könne so aussehen, dass Sträucher "auf Stock gesetzt", also eingekürzt, aber nicht gerodet werden. Gegen Treffen am See sei nichts einzuwenden, so Westkamp, aber die Leute sollten anschließend ihren Müll wieder mitnehmen. Planer Klessa glaubt nicht, dass mehr Bänke bei der Unteren Landschaftsbehörde (Kreis Wesel) auf Widerstand stoßen.

Plangrundlagen Am Auesee stoßen alle möglichen Pläne und Kompetenzen aufeinander: Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, FFH-Fläche, Vogelschutzgebiet, Gebietsentwicklungsplan, Landschaftsplan (Kreis), Flächennutzungsplan (Stadt). Und einen Bebauungsplan gibt es auch: fürs Auestadion und die Sportbereiche.

Jollenhafen Vor Jahrzehnten schon an der Landzunge angelegte Buchten sind für Wassersport-Infrastruktur vorgesehen. Ob das endlich einen Jollenhafen ermöglicht? "Es kommt auf behutsame Entwicklung an", sagt Westkamp. Teils gebe es da auch private Grundeigentümer.

Tretboote Laut Westkamp sagt die Bemerkung von Ulrich Gorris (Grüne), dass dadurch keiner zusätzlich zum Auesee kommt, "alles aus".

Wasserski Im Schutzgebiet steht Fachbereichsleiter Klessa Wasserski "skeptisch" gegenüber: "Laut und schnelle Bewegungen."

Triathlon Die für einen Wettkampf nötigen Dinge ließen sich laut Klessa alle in den vorhandenen Stadion-Gebäuden unterbringen. Wenn der WTV eine konkrete Veranstaltung plane, dann müsse die mit der Unteren Landschaftsbehörde abgestimmt werden.

Café Ein gastronomisches Angebot war am "heißen Draht" für viele Leser wichtig. Auch Bürgermeisterin Westkamp hält es für vorstellbar, doch müsse es "qualitativ hochwertig sein, keine Bude mit Kuchen". Zur Umsetzung braucht es einen Bebauungsplan, und dafür müsste es die konkrete Vorstellung eines Investors geben. Westkamp: "Noch ist keiner da gewesen."

Ordnung "Wir können nicht Tag und Nacht kontrollieren", sagt Westkamp, die auch einen eingezäunten Auesee ablehnt. Das wäre nicht nur zu teuer. Der See solle ja für jeden zugänglich sein.

Bislich Rund um die Baggerseen gibt es Ideen für mehr Ferienwohnungen. Westkamp, von der Entwicklung dieses Angebots in Wesel sehr angetan, sieht es positiv. Man sei in guten Gesprächen mit dem Regionalverband Ruhr in Essen, denn der hat hier die Planungshoheit. "Wir bohren seit einiger Zeit", beteuert Klessa. Planwagenfahrten kombiniert mit Bootstour, Hausboote, Ferienwohnungen: Das sind die Dinge, die von gut zehn Interessenten in Bislich angestrebt werden. Außerdem gibt es ein Konzept des Natur- und Freizeitverbundes Niederrhein (NFN). Dass dieser nicht mehr existiert, ficht Westkamp nicht an: "Das Konzept ist da und muss nur umgesetzt werden. Da kann der NFN keinen Beitrag mehr leisten."

Xanten "Wir haben keine Entwicklung verschlafen", sagt Westkamp zu Vergleichen mit Xanten. Zum Beispiel sei die Zahl der Übernachtungen von 122 000 in 2006 auf 142 000 im vergangenen Jahr gestiegen.

Hohe Mark Als ideales Eingangstor für den Naturpark hat Rolf Sonderkamp (Datteln) Wesel bezeichnet. Der Vorsitzende des Vereins Hohe Mark Tourismus will, dass die Kommunen an einem Strang ziehen. Westkamp verweist in dem Zusammenhang aufs Gesamtkonzept.

Tourismuskonzept Michael Klessa bezeichnet ein Tourismuskonzept als "Grundlage für die Bauleitplanung". Externe Fachleute sollen es erstellen. Am 20. Februar kommt das Thema im Wirtschaftsförderungsausschuss auf den Tisch.

(RP/rl)
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