Interview mit Arzt Matthias Ernst „Asbest ist noch nach Jahrzehnten nachweisbar“

Ein Lungenfacharzt spricht über die Gefahren von Asbest für den Menschen und die mögliche Belastung der Schüler und Lehrer am Berufskolleg in Wesel.

 Matthias Ernst ist Oberarzt der Pneumologie am Marien-Hospital Wesel.

Matthias Ernst ist Oberarzt der Pneumologie am Marien-Hospital Wesel.

Foto: Marien-Hospital Wesel

Für viele ehemalige und heutige Besucher des Berufskollegs stellen sich nach dem Asbest-Fund Fragen. Wir sprachen mit einem Arzt.

Was bedeutet die leichte Überschreitung der Grenzwerte für die Schüler und Lehrer? Kann eine leichte dauerhafte Überschreitung als Dauernutzer eines Raumes schon starke Auswirkungen haben?

Matthias Ernst Die leichte Überschreitung der Grenzwerte hat mit großer Wahrscheinlichkeit keine gesundheitlichen Auswirkungen.

Welche Gefahren gehen von Asbest aus?

Ernst Bei den gesundheitlichen Auswirkungen ist an verschiedene Lungenerkrankungen zu denken, seltener können auch Erkrankungen im Bauchraum (Bauchfell) und am Herzbeutel auftreten; insgesamt sind solche Erkrankungen selten. Sie treten in der Regel erst Jahrzehnte nach einem kurzzeitigen massiven Kontakt mit Asbest oder Jahrzehnte nach längerem Asbest-Kontakt von geringerer Intensität auf.

Lässt sich nach vielen Jahren noch nachweisen, dass Asbest für eine Erkrankung der Lunge verantwortlich war?

Ernst Asbest ist noch nach Jahrzehnten im Körper nachweisbar (per Röntgen und durch die Entnahme von Proben).

Was sollten etwaige Betroffene nun unternehmen?

Ernst Betroffene können nichts tun, außer weitere Asbestquellen zu meiden (Asbest kommt zum Beispiel in alten Dächern, Nachtspeicheröfen, Bremsbelägen und auch im Schiffsbau vor).

Wie ist die Entwicklung der Lungenkrankheiten im langjährigen Vergleich am Marien-Hospital?

Ernst Im Marien-Hospital gibt es pro Jahr schätzungsweise maximal zehn Fälle von Lungenerkrankungen im Zusammenhang mit Asbest.

(sep)
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