Wesel Armaturenbau GmbH: Arbeitsplätze in Gefahr

Wesel · Gindericher Traditionsunternehmen mit 200 Mitarbeitern ist in wirtschaftlicher Schieflage und hat beim Amtsgericht Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt.

 In der Armaturenbau GmbH an der Manometerstraße in Ginderich werden jetzt alle Geschäftsbereiche auf den Prüfstand gestellt.

In der Armaturenbau GmbH an der Manometerstraße in Ginderich werden jetzt alle Geschäftsbereiche auf den Prüfstand gestellt.

Foto: ekkehart malz

Die Gindericher Armaturenbau GmbH (AB), mit gut 200 Mitarbeitern einer der größeren Arbeitgeber in Wesel, befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Das stark vom Export abhängige Unternehmen leidet nach eigenen Angaben zum einen unter dem Exportembargo für Russland. Denn dort säßen Öl- und Erdgasfirmen, die Hauptabnehmer der Druck- und Temperaturmesstechnik vom Niederrhein seien. Zum anderen seien die Nachfrage nach den AB-Produkten mit dem Ende des Fracking-Booms in den USA (Stichwort: Gasförderung aus Tiefengestein) deutlich zurückgegangen und die Preise am Boden, teilte die Firma gestern mit.

Folge: Bernd Vetter, geschäftsführender Gesellschafter, hat mit dem Düsseldorfer Restrukturierungsjuristen Dr. Dirk Andres beim Duisburger Amtsgericht wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen "Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung" gestellt. "Das bedeutet", erklärt Dr. Andres im Gespräch mit der RP, "dass der Geschäftsbetrieb für Kunden und Lieferanten unverändert weiterläuft." Im Spezialfall des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung ist der Schuldner selbst befugt, unter der Aufsicht eines Sachwalters die Insolvenzmasse zu verwalten und über sie zu verfügen. Als vorläufiger Sachwalter wurde Dr. Frank Kebekus vom Gericht bestellt.

Die Geschäftsführung bleibe laut AB-Mitteilung in den Händen von Bernd Vetter, das Unternehmen werde nicht verkauft. Allerdings macht der Jurist Andres keinen Hehl daraus, dass die anstehende Sanierung Arbeitsplätze kosten wird. Wie viele es sein werden, könne man "seriös jetzt noch nicht sagen", so Dr. Andres. Das Tochterunternehmen Manotherm im sächsischen Beierfeld ist nicht betroffen.

Die Mitarbeiter, deren Löhne in den nächsten drei Monaten vom Weseler Arbeitsamt gezahlt werden (Stichwort: Insolvenzgeld), wurden am Dienstag über den nun eingeschlagenen Weg und dessen Konsequenzen informiert. Natürlich zeigten sich die meisten im ersten Augenblick geschockt, erfuhr die RP gestern am Firmentor. Schließlich geht es auch um ihre Existenz. Doch blieb es während der Informationsveranstaltung offenbar ruhig.

"Mein Ziel war es immer, die Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und das Unternehmen, das sich seit 1942 in Familienbesitz befindet, in eine solide Zukunft zu führen", sagte Vetter. Ohne diese tiefgreifende Maßnahme könne die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens nicht schnell genug wiederhergestellt werden.

Anwalt Dr. Andres ist zuversichtlich, dass das Ziel der Sanierung in Eigenverwaltung, nämlich der Erhalt der Unternehmensgruppe, die 2017 zu einem Gesamtunternehmen fusionieren und in eine Stiftung überführt werden soll, gelingt. Denn: "Bernd Vetter hat, was nicht unbedingt üblich ist, vergleichsweise früh die Schieflage des Unternehmens erkannt und die nötigen Schritte eingeleitet."

Übrigens: Sollten Mitarbeiter am Ende tatsächlich entlassen werden, sollen sie in einer Transfergesellschaft aufgenommen und auf dem Weg in eine neue berufliche Zukunft begleitet werden.

(RP)
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