Wesel "Angströhre" vor dem Aus

Wesel · Nicht nur die gesperrten Rampen des alten Tunnels sind marode, sondern auch die "Angströhre" selbst. Bahn und Stadt überlegen gemeinsam, wie's weitergeht. Das Problem mit Radlern im neuen Bahnhofstunnel wächst stetig.

 Weil der alte Tunnel gesperrt ist, nutzen immer mehr Radler die Rampe des neuen Tunnels im Bahnhof. An das Fahrverbot dort halten sich die wenigsten.

Weil der alte Tunnel gesperrt ist, nutzen immer mehr Radler die Rampe des neuen Tunnels im Bahnhof. An das Fahrverbot dort halten sich die wenigsten.

Die Tage des alten Fußgängertunnels unter den Bahngleisen am Bahnhof scheinen gezählt. Auch wenn noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist, so deutet vieles auf die Schließung der "Angströhre" hin. Die war, trotz des neuen Fußgängertunnels im Bahnhof, offengeblieben, weil sich die Politik 2007 für den Erhalt ausgesprochen hatte. ADFC und Radler waren zuvor gegen eine Sperrung auf die Barrikaden gegangen.

 Die aus Backsteinen bestehende Verblendung der Rampenwände war so marode, dass sie komplett abgerissen werden muss.

Die aus Backsteinen bestehende Verblendung der Rampenwände war so marode, dass sie komplett abgerissen werden muss.

Schon seit einigen Tagen sind die Rampen – sowohl an der Friedenstraße als auch am Omnibus-Bahnhof Franz-Etzel-Platz – gesperrt. Denn wie berichtet, hatten Bauarbeiter Mitte vergangener Woche auf der Friedenstraße Sprünge im Mauerwerk festgestellt. Um zu verhindern, dass Fußgänger und Radfahrer womöglich durch abbrechende Steine verletzt werden, wurden Bauzäune an beiden Seiten aufgestellt.

Danach hatte man Teile der maroden Verblendung von den Betonwänden abgeschlagen. Nach Rücksprache mit der Bahn soll noch in dieser Woche eine Fachfirma die Arbeiten fortsetzen. "Der bauliche Zustand ist sehr schlecht", sagt Uwe Killisch vom Ingenieurbereich im Weseler Rathaus. Die Bahn als Eigentümerin des Tunnels habe in ersten Gesprächen angedeutet, dass eine Sanierung kostspielig werden könnte, da unter anderem ein Handlauf angebracht werden müsste.

Doch nicht nur die Rampenmauern, auch die Unterführung selbst befindet sich "in einem nicht mehr zeitgemäßen Zustand", wie es Killisch diplomatisch formuliert. Bei starkem Regen tröpfelt es von der Decke. Auf der Fahrbahn bilden sich Pfützen. Meist ist auch das Licht defekt.

Für Detlef Heinz, Leiter des Fachbereichs Soziales, ist der miserable Zustand des alten Tunnels Grund dafür, dass immer mehr Radler den neuen Tunnel am Bahnhof nutzen – und nicht absteigen. Obwohl das ihre Pflicht wäre. "2011 haben unsere Ordnungskräfte am Bahnhof pro Monat im Durchschnitt 150 Radler gezählt, die nicht vom Rad abgestiegen sind.

Im Mai lag die Zahl schon bei sage und schreibe 1325", erklärt Heinz im RP-Gespräch. Und durch die Sperrung der "Angströhre" (Heinz: "Durch die ich selbst schon vor 50 Jahren zur Realschule gefahren bin") dürfte die Zahl im Juni noch erheblich ansteigen. Zu Unfällen ist es allerdings noch nicht gekommen.

Die Ordnungskräfte fordern die Radler im neuen Tunnel und auf der Rampe zwar auf abzusteigen, doch verhallt ihre Bitte in vielen Fällen ungehört. "Meistens sind es Jugendliche, die sich völlig unbeeindruckt zeigen und einfach weiterfahren", weiß Heinz. Sowohl die Ordnungskräfte als auch die Stadtwacht hätten keine Möglichkeit, die jungen Leute festzuhalten. Das dürfe nur die Polizei. Die radelnden Ordnungshüter sind nach Auskunft von Detlef Heinz "immer mal wieder am Bahnhof und verteilen Knöllchen. Doch zehn Euro Strafe machen auf die wenigsten einen bleibenden Eindruck."

(RP/rl)
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