Arbeiten an der Schermbecker Landstraße An der Ebert-Brücke fallen 175 Bäume

Wesel · Markierungen an Bäumen verunsichern und verärgern Nachbarn an der Schermbecker Landstraße. Der Betrieb ASG bereitet eine Fällaktion zu beiden Seiten der Bahn vor. Aus Sicherheitsgründen. Und Aufwuchs soll sich entfalten.

 Helmut Rath (l.) und Thomas Graes vom ASG an markierten Bäumen neben der Auffahrt zur Brücke

Helmut Rath (l.) und Thomas Graes vom ASG an markierten Bäumen neben der Auffahrt zur Brücke

Foto: Fritz Schubert

Nachbarn wie Heinz van Holt schwante nichts Gutes, als sie jetzt farbige Punkte auf etlichen Robinien und Pappeln entlang der Schermbecker Landstraße (B 58) entdeckten. Die markierten Bäume stehen zu beiden Seiten der Bahnlinie Wesel-Emmerich, machen dort einen Großteil der Grünzüge an den Brückenböschungen zwischen der Kreuzung Kaiserring und etwa der Höhe Neue Stege aus. Sie sind zur Fällung vorgesehen, die bis Ende Februar erfolgen soll.

Heinz van Holt bedauert das. Er hat sich an Straßen NRW, die Stadt und unsere Redaktion gewandt, macht die Wichtigkeit der grünen Lunge für Siedlungsgebiete geltend. Die Bäume böten Nistplätze für Vögel, wirkten zudem wie eine Barriere gegen Verkehrslärm und Abgase an der Bundesstraße, während die B 58-Südumgehung über den Fusternberg ja wohl noch ein paar Jahre auf sich warten lasse.

Van Holt steht mit seiner Kritik nicht allein da, doch gibt es auch Anlieger mit anderer Meinung. Sturmgeschädigte zum Beispiel. Kräftige Winde richteten im vergangenen Jahr einige Schäden an. So hat das große Orkantief Friederike im Januar 2018 laut städtischem Betrieb ASG (Abfall-Straßen-Grünflächen) in Wesel rund 100 Bäume gekostet. Ende Mai wütete dann der lokal begrenzte Sturm Wilma von der Weseler Rheinpromenade bis zum Lippeglacis und brachte rund 50 Bäume zu Fall. Einer davon stand neben der stadtseitigen Auffahrt zur Friedrich-Ebert-Brücke, fiel glücklicherweise nicht in den brausenden Verkehr auf der B 58 sondern auf das Gelände eines Fuhrparks auf dem Areal des früheren Bauhofs und vernichtete dort ein Wohnmobil.

„Es sah aus wie nach einem Bombenangriff“, schildert Helmut Rath, Baum-Sachverständiger des ASG, am Ort des Geschens. Mit Thomas Graes, Leiter der Straßen- und Grünflächenunterhaltung beim  ASG, erklärt er, was Ende November in der Sitzung des Betriebsausschusses der Weseler Politik vorgestellt worden war: Rund 175 Bäume sollen im besagten Teilstück an der B 58 entfernt werden. Es handelt sich um eine gemeinsame Aktion des Landesbetriebs Straßen und der Stadt. Der Auftrag ist noch in der Vergabe, sagt Graes. Die Ausführung hängt davon ab, welche Firma mit welchem Konzept den Zuschlag bekommt. Erst dann werde sich sagen lassen, ob eine Vollsperrung der Straße nötig ist oder eine halbseitige Sperrung ausreicht. Ziel ist es, die Arbeiten auf ein Wochenende zu beschränken. Dass es zu Verkehrsbehinderungen kommen wird, steht außer Frage.

Dem Fällplan vorausgegangen waren Untersuchungen eines externen Baumgutachters. Festgestellt wurde neben Gefahr durch Stürme für große Pappeln, dass Robinien Stammrisse aufweisen und außerdem Schadpilze am Werk sind. Kleinere Gehölze und Sträucher sollen nicht entfernt werden. Erhalten bleiben sollen zum Beispiel Hainbuche, Ahorn, Esche und Rotdorn.

„Wenn im Frühjahr alles grün wird, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, sagt Helmut Rath. Er ist davon überzeugt, dass die Entnahme der großen Bäume dem um Platz ringenden Aufwuchs zugute kommt. „Es ist eine Verjüngung. Viele kleine Bäumchen stehen schon da und warten nur darauf, sich entwickeln zu dürfen“, sagt Rath. Und wenn diese gerade nach oben wachsen können und zudem weniger anfällig sind als Pappeln und Robinien, dann sei man auf einem guten Weg. Das Wurzelwerk der gefällten Bäume soll übrigens nicht herausgefräst werden, sondern im Boden verbleiben, um den Böschungen Halt zu geben. Da Robinienstümpfe wieder ausschlagen, sollen sie unter Beobachtung bleiben.

Ungeachtet solcher Hoffnungen wird die Fällaktion das Bild am östlichen Eingangstor der Stadt natürlich stark verändern. Auch wird es dauern, bis das Grün sich in alter Üppigkeit neu ausbreitet. In Einzelfällen kann vielleicht ein alter Baum, eventuell mit Beschneidung, noch ein paar Jahre stehen bleiben. Zum Beispiel am Haus von Heinz van Holt. Aber eben vorübergehend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort