Hamminkeln Kleine Brücke, großer Ärger

Hamminkeln · Am Winzelbach im Brüner Außenbereich ist eine Brücke seit dem Hochwasser 2016 gesperrt. Warum es satte zwei Jahre dauert, bis ein Ersatz gebaut wird. „Die Trockenzeit wurde vertan“, sagen Anwohner.

 Stefan Stegemann (v.l.), Helmut Kunkel und Bernd Schlabes an der abgerissenen Brücke

Stefan Stegemann (v.l.), Helmut Kunkel und Bernd Schlabes an der abgerissenen Brücke

Foto: Thomas Hesse

Es sind nicht nur die großen Brücken, deren Standfestigkeit in der Diskussion ist. Es gibt auch die kleinen Übergänge, die häufig nur für ein paar Anlieger gedacht, aber wichtig sind, um zu Haus und Hof zu gelangen. Deren schleppende Reparatur erinnert manchmal an die großen Bauwerke – zum Beispiel am Winzelbach in Brünen. Die zähe Geschichte der Instandhaltung wirkt, als gäbe es planerische Wunderwerke zu bewältigen.

Am Winzelbach im Außenbereich stoppt der Verkehr nun schon seit dem 13. Juli 2016 und damit seit dem berüchtigten Issel-Hochwasser. Die Verwaltung kündigt Abhilfe an, nennt aber keinen Termin. Die lange Trockenzeit mit ganz niedrigem Wasserstand wäre die Gelegenheit gewesen zu handeln, finden Bernd Schlabes, Helmut Kunkel und Stefan Stegemann. „Die Chance wurde vertan“, sagen die Anwohner. Mehr noch: Landwirt Stegemann war beim Issel-Hochwasser in akut bedrängter Situation. Er fürchtet neue Gefahr bei denkbarem Starkregen.

Grund ist, dass der Winzelbach an der mittlerweile abgerissenen alten Brücke eine enge, staugefährdete Kurve nimmt. Mit Unverständnis reagieren die Anwohner, dass nach dem Abbruch zwar schon Bäume gefällt worden sind, dann aber die Baufirma abrückte. Das war im März. Übrig blieb statt der Warnbake mit Blinklicht des Bauhofs ein simples Baustellenabsperrgitter vor der tiefen Abrisskante zum Bach. Viele Anrufe später bei den zuständigen Planern im Rathaus sind die Anwohner immer noch nicht schlauer.

„Ich werde die Situation genau beobachten, wenn es stark regnet“, sagt Stegemann. Das ist seine Betroffenheit. Einige landwirtschaftliche Flächen sind nur über die Brücke zu erreichen – und der Hof von Bernd Schlabes. Und Helmut Kunkel nutzt sie zur Anfahrt zu seinem Wohnhaus. Zig Radfahrer sind hier auch unterwegs, sie landen regelmäßig in der Sackgasse trotz vorhandener Beschilderung. Viele Interessen also, doch warum dauert es so lange, eine im städtischen Besitz befindliche Brücke instandzusetzen?

Detlef Siedendiebel, Abteilungsleiter für Straßenbau im Rathaus, gibt Entwarnung – ein bisschen. Der Baubeginn stehe kurz bevor, sagt er. Wann genau, weiß er nicht. So bleibt das kleine Projekt ein unrühmliches Beispiel für zähe öffentliche Projekte. Nun dürfte nicht gerade die Priorität hoch sein für eine Brücke weit draußen, die für eine begrenzte Zahl von Nutzern benötigt wird.

Die Fakten aber sind klar. Weil eine Fundamentseite durch das Hochwasser im Nebenlauf der Issel, der im Wegebereich in einem Schwenk verläuft und so Druck ausübt, unterspült ist, muss eine veränderte, statisch saubere Lösung her. Dann ging es um Fördermittel, unter anderem der EU, für die Anträge gestellt werden mussten. Das dauerte und misslang. Der Rat beschloss, dass eine neue Brücke kommen und der Lauf des Winzelbachs an dieser Stelle neu justiert werden soll. Dann folgte die Erkenntnis, dass man keine genormte Fertigteilbrücke einbauen könne, um das Wasser „vernünftig“ ablaufen zu lassen.

Immerhin: Der Auftrag zum Brückenbau ist im Mai vergeben worden, „jetzt muss noch die Prüfstatik gemacht werden für die Flügelwände“, sagt Detlef Siedendiebel. Diese müssen auf die spezielle Situation vor Ort eingerichtet sein, damit dann eine extra zu fertigende Fertigteilbrücke eingebaut werden kann. Dann heißt es Warten auf das Fertigteilwerk. Dann der Bau: Man müsse eine „Trockenbaustelle“ einrichten, so Siedendiebel.

Das Vorhaben schlägt insgesamt mit 120.000 Euro Kosten für Abbruch und Neubau zu Buche. Keine Kleinigkeit für eine finanzschwache Stadt wie Hamminkeln, die beständig darum kämpft, nicht in die Haushaltssicherung zu geraten. Dennoch: So richtig klar wird es nicht, warum sich das zähe Brücken-Geschäft vom Hochwasser 2016 bis zum Hochsommer 2018 hinzieht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort