Wesel Am Kugelbaum scheiden sich die Geister

Wesel · Händler und Kunden des Wochenmarktes diskutierten gestern heiß über die neu dekorierte Stahltanne der ISG Domviertel. Auch auf der Facebook-Seite "Du bist Weselaner, wenn . . . " ist die Konstruktion ein dickes Thema.

 Bei der Premiere 2009 zeigte sich der "Baum" kühl und puristisch.

Bei der Premiere 2009 zeigte sich der "Baum" kühl und puristisch.

Foto: Koster, Karin (kost)

Gestern gab es auf dem Weseler Wochenmarkt praktisch nur ein Thema: den stählernen Tannenbaum vor dem Historischen Rathaus, der im Dezember 2011 beim Bildzeitungs-Ranking der "schrägsten Bäume" in die Top Ten kam und seit seiner Premiere im Advent 2009 immer wieder für reichlich Gesprächsstoff sorgt.

"Der ist ja einfach nur fürchterlich. Fast alle unsere Kunden waren sich da heute einig." Rosemarie Knop, Mitarbeiterin des Büdericher Obst- und Gemüsehändlers Billen, ist erklärtermaßen keine Freundin des ungewöhnlichen Baums, an dem sich die Geister scheiden — wie schon in den vergangenen vier Jahren. "Warum wurde hier nicht einfach ein schöner großer Tannenbaum aufgebaut, wie sonst auch überall?", fragt sich Rosemarie Knop. "Ich kann das nicht verstehen. Selbst die New Yorker haben einen grünen Baum."

Eine völlig entgegengesetzte Meinung vertritt Marktbeschicker Axel Tepaß, Metzgermeister aus Rheinberg-Borth. "Ich finde die Konstruktion wirklich gut — so wie viele unserer jüngeren Kunden übrigens auch. Vor allem in diesem Jahr mit den großen roten und goldenen Kugeln."

Vier Herren der ISG Domviertel hatten die Idee, die umstrittene Stahltanne in diesem Jahr mit riesigen Kugeln zu schmücken. Die Reaktion der Passanten reicht von "wunderschön" bis "absolut fürchterlich". Unser Vorschlag: Jeder sollte mal selbst zum Großen Markt kommen und sich eine eigene Meinung bilden.

Vier Herren der ISG Domviertel hatten die Idee, die umstrittene Stahltanne in diesem Jahr mit riesigen Kugeln zu schmücken. Die Reaktion der Passanten reicht von "wunderschön" bis "absolut fürchterlich". Unser Vorschlag: Jeder sollte mal selbst zum Großen Markt kommen und sich eine eigene Meinung bilden.

Foto: Malz

Die Idee dazu hatten übrigens vier Herren der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Domviertel, nachdem sich im vergangenen Jahr vier Damen für eine sehr verhaltene Dekoration entschieden hatten. Wer genau den Vorschlag mit den Riesenkugeln gemacht hat, kann ISG-Mitglied Max Trapp gar nicht mehr genau sagen. "Klar ist aber, dass wir uns das nirgendwo abgeschaut haben." Dass der Baum aus Stahl über die Stadtgrenzen hinaus Jahr für Jahr reichlich Gesprächsstoff bietet, ist Max Trapp nur Recht. "Wir wollen ja Aufmerksamkeit erregen. Wenn er zur Diskussion anregt, finden wir das positiv."

Übrigens finden längst nicht alle Einzelhändler im Domviertel das Gerüst toll. "Der Baum wird ja immer hässlicher", meint eine Geschäftsfrau, die das Grün von 2011 vermisst und den Vorschlag macht, einen "kletternden Weihnachtsmann in die Streben" zu setzen — über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Es dürfte auch niemanden wundern, dass die Stahltanne auch auf der Facebook-Seite "Du bist Weselaner (oder Weseler), wenn ... " ein dickes Thema ist. Ein aktuelles Bild mit dem augenzwinkernden Hinweis "nur noch drei Kugeln, dann ist er fertig! Dann gibt's sicher wieder eine TV-Reportage und die Holländer kommen mit Bussen vorgefahren — mehr Werbewirksamkeit geht nicht — super Idee!" hat mehr als 200 der insgesamt über 10 000 Mitglieder zu eigenen Kommentaren veranlasst. Und die sind zu mehr als 90 Prozent negativ.

(RP)
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