Hamminkeln Allein im Kampf für Rentner

Hamminkeln · Dieter Nötzel (62) aus Mehrhoog ist Direktkandidat für die Rentnerinnen- und Rentner-Partei im Wahlkreis 58. Sein Kreisverband ist klein, lediglich seine Frau unterstützt ihn derzeit. Seine Ziele sind umso größer. Ein Porträt.

 Dieter Nötzel allein vor seinem Haus in Mehrhoog. Mit seiner Frau steht er jeden Samstag in der Weseler Fußgängerzone und verteilt Flyer.

Dieter Nötzel allein vor seinem Haus in Mehrhoog. Mit seiner Frau steht er jeden Samstag in der Weseler Fußgängerzone und verteilt Flyer.

Foto: Ekkehart Malz

Wer die Auffahrt von Dieter Nötzel und Christel Deutscher an der Karlstraße in Mehrhoog betritt, der weiß, wo er ist: in der Zentrale der Rentnerinnen- und Rentner-Partei (RRP) im Kreis Wesel. Ein großer orangefarbener Aufsteller macht es deutlich. Dahinter steht Dieter Nötzel, 62 Jahre alt und Direktkandidat der RRP für den Wahlkreis 58.

Nötzel ist kein nörgelnder Rentner und politisch auch nicht unerfahren. Ende der 80er Jahre trat er in die CDU ein, fünf Jahre lang saß er für die Christdemokraten sogar im Rat der Stadt Hamminkeln. Doch irgendwas fehlte. Nötzel nennt es den Blick für Sozialschwache — für Rentner, für Arbeitslose und für Hartz IV-Empfänger. Für diese möchte er sich, wie er selbst sagt, bis an sein Lebensende einsetzen. Seine Partei sieht er dabei in der Mitte. "Zwischen dem C der einen Partei und dem S der anderen", sagt Nötzel. Dass er damit allein auf weiter Flur ist, ist für den gelernten Computer-Service-Techniker, der aufgrund eines Schlaganfalls seit 2000 die Erwerbsminderungsrente bezieht, kein Hindernis. Sein Kreisverband ist klein. Nur 13 Mitglieder zählt die RRP im Kreis Wesel. Und weil viele davon alt, krank und gebrechlich sind, unterstützt ihn lediglich seine Frau im Wahlkampf. Sie stehen jeden Samstag vor einem Juweliergeschäft in der Weseler Fußgängerzone und verteilen Flyer.

Die Ziele, die Nötzel sich gesteckt hat, sind dennoch groß. So basiert sein Programm auf drei Säulen: auf Bildung, Gesundheit und auf ein neues Rentensystem. Er kämpft für eine Mindestrente, für 1000 Euro pro Monat. "Uns steht die größte Altersarmut aller Zeiten bevor. Schon jetzt wissen viele Rentner nicht, wie sie ihre Miete, ihr Essen, ihre Krankenkasse und Arztrechnungen bezahlen sollen", sagt Nötzel. Um dies in Zukunft zu verhindern, strebt er das Schweizer Rentenmodell an, in dem alle Bürger — auch Politiker und Beamte — einzahlen. "Damit das auch funktioniert, müssen Bildung und Bezahlung gut und ausreichend gewährleistet sein", sagt Nötzel.

Bleibt die Frage: Wer soll das alles bezahlen? Auch darauf hat er Antworten: "Ich fordere die Vermögens- und Reichensteuer sowie die Besteuerung von Millionen-Boni. Alle Subventionen müssen auf den Prüfstand, ich fordere den Rückzug des Militärs, der Ehrensold sollte erst nach zehn Jahren in voller Höhe ausgezahlt werden. Bürokratie muss abgebaut, die Regierungsbezirke können abgeschafft werden, Städte und Gemeinde sollten besser zusammenarbeiten, Banken ihre Verluste selber tragen."

(jul)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort