Interview mit ADFC Wesel "Änderungen machen Radfahren sicherer"

Wesel · Die neue Straßenverkehrsordnung stärkt die Radfahrer, nimmt sie bei Verstößen aber auch härter in die Verantwortung. Der ADFC begrüßt die Regelungen. Höhere Bußgelder drohen ebenfalls Falschparkern. Ob es der Stadtkasse hilft, ist noch unklar.

 Für den ADFC ein klassisches Beispiel schlechter Verkehrsführung: An der Esplanade in Wesel müssen Radfahrer, vom Berliner Tor kommend, links auf den Radweg fahren. Der Wechsel auf die rechte Straßenseite sei die bessere Lösung.

Für den ADFC ein klassisches Beispiel schlechter Verkehrsführung: An der Esplanade in Wesel müssen Radfahrer, vom Berliner Tor kommend, links auf den Radweg fahren. Der Wechsel auf die rechte Straßenseite sei die bessere Lösung.

Foto: malz

Zum 1. April traten einige Änderungen in der Straßenverkehrsordnung in Kraft. RP-Mitarbeiter Niels Ebling sprach mit Dirk Kottenhahn, stellvertretender Vorsitzender im Weseler Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), über die vielen Neuregelungen, die damit für Radfahrer verbunden sind.

Interview mit ADFC Wesel: "Änderungen machen Radfahren sicherer"
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Herr Kottenhahn, zum 1. April wurde die Straßenverkehrsordnung geändert. Betroffen sind auch die Radfahrer. Was ist neu?

Dirk Kottenhahn In den Medien konzentriert sich die verkürzte Darstellung häufig auf die gestiegenen Bußgelder. Es geht aber um weit mehr. Zum Beispiel ist der bereits 1997 eingeführte Radfahrstreifen auf der Fahrbahn künftig dem Radweg gleichgestellt. Damit verlagert sich der Radverkehr zunehmend auf die Straße. Gleichzeitig dürfen die Radfahrstreifen nicht mehr von parkenden Autos blockiert werden. Außerdem gelten die Ampeln für Autofahrer auch für Radfahrer. Langes Warten an Fußgängerampeln mit kurzen Grünphasen ist nicht mehr nötig. Der Gesetzgeber erkennt damit an, dass Radfahrer ein Fahrzeug lenken.

Wie steht der ADFC zu den Änderungen?

Kottenhahn Wir begrüßen die Änderungen. Wenn sie konsequent umgesetzt werden, machen sie das Radfahren einfacher und sicherer. Generell wird der Radfahrer auf der Straße vom Autofahrer besser gesehen. Vor allem beim Abbiegen oder an Ausfahrten. Wir müssen uns vom verbreiteten Vorurteil verabschieden, dass Radwege maximale Sicherheit bieten. Was die Umsetzung angeht, ist einiges im Argen — auch in Wesel. Zwar tut sich was, aber wir müssen die Verwaltung in die Pflicht nehmen, an kritischen Punkten für mehr Klarheit zu sorgen.

An welche Punkte in Wesel denken Sie dabei?

Kottenhahn Ein Beispiel ist die Esplanade. Radfahrer, die vom Berliner Tor kommend in Richtung Marien-Hospital unterwegs sind, müssen den Radweg auf der linken Straßenseite benutzen. Das halte ich für sehr gefährlich. Hier wäre es besser und sicherer, auf der rechten Fahrbahnseite zu fahren. Streng nach der StVO gesehen, können Radfahrer die auf der anderen Straßenseite liegenden Geschäfte nicht anfahren. Im weiteren Verlauf ist sogar die Benutzung der Radwege angezeigt, obwohl nach StVO keine Radwegebenutzungspflicht in Tempo 30 Zonen angeordnet werden darf. Hier tut sich hoffentlich bald was.

In den Medien ist immer wieder vom Rüpel-Radfahrer die Rede. Wieso gibt es Probleme zwischen Auto- und Radfahrern auf den Straßen?

Kottenhahn Diese Begrifflichkeit zeigt deutlich, dass mit vielen Vorurteilen gearbeitet wird. Der Autofahrer sei rücksichtslos, der Radfahrer hingegen bremse den Verkehr, heißt es. Dabei sind sich beide Seiten einfach unsicher, wie sie sich im Straßenverkehr ordnungsgemäß zu verhalten haben. Änderungen, wie die Aufhebung der Radwege-Benutzungspflicht auf vielen Straßen in Wesel werden zu wenig kommuniziert. Wir versuchen, die Radfahrer aufzuklären. Was die Autofahrer angeht, sind Clubs wie der ADAC und die Autofahrer selbst gefordert.

(niel)
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