A cappella am Feldrand Medlz mischen Marienthal auf

Marienthal · Die A-cappella-Popband aus Dresden hat hierzulande viele Fans. Bei der großen Kultur im kleinen Dorf und im Freien gaben die vier Sängerinnen ein Doppelkonzert. Unmut gab es über städtische Rechnungen.

 Die Medlz kamen bei den Marienthaler Sommerabenden wieder einmal sehr gut an.

Die Medlz kamen bei den Marienthaler Sommerabenden wieder einmal sehr gut an.

Foto: Thomas Hesse

Sie war gleich da, die familiäre Atmosphäre auf der Marienthaler Kulturwiese. Die vier „Medlz“, drei davon aus Dresden und neuerdings verstärkt um Ex-„No Angels“ Nadja Benaissa, plauderten drauflos vor den zwar wegen Corona weitgestellten, aber am Dienstag fast ausgebuchten Plätzen, freuten sich über den Blick ins Grüne und die ländliche Art, draußen Musik zu machen.

Es wurde ein langes, am Ende umjubeltes Konzert mit arg langer Pause unter abendlichen Wolkenungetümen, aus denen die Tropfen erst bei der Zugabe fielen. Zum fünften Mal war das Quartett Teil der Marienthaler Sommerabende, da weiß man, was man hat. Das gilt für Sabine Kaufmann, Nelly Palmowske, Silvana Mehnert und Nadja Benaissa, mit ihrem vollen Sound, der tonsicheren Abstimmung und Arrangements, die Raffinesse wie Eingängigkeit zeigten.

Nicht so sehr weiß aber die Stadt, was sie an der Kultur hat, könnte man meinen. Karl-Heinz Elmer vom Kulturkreis Marienthal konnte bei der Begrüßung seinen Unmut nicht zurückhalten, dass die Stadt den Machern zwei Rechnungen geschickt hatte. Eine für das Wegekonzept unter Corona-Bedingungen (350 Euro), die andere fürs „Aufstellen von zwei Schildern“ (450 Euro). Die zusätzliche Belastung fanden die Ehrenamtlichen unpassend.

Das auch vor dem Hintergrund, dass sich viele aus dem Dorf einsetzen. So sorgt der Bürgerverein für Getränke und Service, indem Mitglieder mit Wägelchen durch die Reihen ziehen. Diesen Einsatz fanden die Medlz applauswürdig. Das Publikum war ebenfalls spendabel, was den Beifall betraf.

Im ersten Teil des Programms ging es zügig los mit dem, was die Akteurinnen sozusagen aus ihrem CD-Regal hervorgeholt hatten. „Das läuft bei uns“ haben sie ihr Konzert überschrieben, mit dem sie nach der Corona-Pause in Marienthal sehr frisch an den Start gingen. Im „Soundtrack unseres Lebens“ waren die persönlichen Goldstücke aneinandergereiht, das reichte von Rio Reisers „Für immer und Dich“ bis zu Tina Turners „Simply the best“, rhythmisch mit Bass und Beat aufbereiteten Pop-Klassikern, DDR-Erinnerungen von „Pur“ und Experimenten wie einer vertonte Abiturrede. Immer wieder tauchten musikalischen Überraschungen auf. Zum sängerischen Niveau passte die starke Choreografie.

Wie vielseitig das Quartett sein kann, zeigte sich im zweiten Teil. Sphärisch verklingende Lieder, was im abendlichen Lichtspiel am Feldrand was Besonderes hatte, ein Kuschelrock-Medley für die mittlere Generation und ein Kinderlieder-Potpourri, das doch in ein Erwachsenenkonzert passte. Eine sehr gute Mischung. Der Beifall war groß, auch wenn nicht alles zündete, der Funke Zeit brauchte, um überzuspringen. thh

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