Hamminkeln 749 Unterschriften gegen Schulabriss

Hamminkeln · Mehrhooger protestieren gegen Pläne, die Kreuzschule abzureißen. Sie wollen sie saniert sehen und übergaben dem Kämmerer eine Unterschriftenliste.

Im Dezember 2016 bereisten Schulpolitiker und Verwaltungsspitze Hamminkelner Schulen. Es ging um deren Zustand und mögliche Abhilfe. Die nichtöffentliche Aktion wurde bekannt - und damit auch die Idee der Verwaltung, die alte und nach jahrelangem Ausbleiben von Investitionen angeschlagene Kreuzschule abzureißen und durch einen zwar teuren, aber durch weniger laufenden Kosten wirtschaftlicheren Neubau zu ersetzen.

Damit würde ein altes und schönes Stück Mehrhoog verschwinden - für eine Schule sogar ein einmaliges Ensemble im Grün. Gestern wurden 749 Protestunterschriften an Kämmerer Robert Graaf und Schulbereichsleiter Jürgen Palberg überreicht. Bernd und Irmgard Scholz sowie Ursula und Ferdi Theilmeier haben sie in kurzer Zeit gesammelt, teils persönlich, vor allem aber per Aushang. Gestern kündigten sie im Rathaus an, bei Bedarf weitere Unterschriften vorzulegen.

Auch, weil viele Mehrhooger die Absicht zum Abriss nicht verstehen. Auch weil der Eindruck entstand, dass die Informationen nur beiläufig an die Öffentlichkeit kamen. Auch, weil im Ort längst die Rede von lukrativen Baugrundstücken am grünen Schulstandort ist.

Ferdi Theilmeier sprach davon, dass es auch um die Natur gehe. Nur wenige Schulen hätten eine solche Vielfalt an Bäumen und Tier- wie Vogelwelt direkt nebenan. Irmgard Scholz sprach von schützenswerten Fledermäusen, die an der Schule gesichtet worden seien. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) werde sich sicher einschalten. Verwundert zeigte sich das Quartett, dass die Bonhoefferschule (heute Offener Ganztag) als unbelastet gelte, während die Kreuzschule schlecht dastehe. "Lange haben sich Lehrer der Bonhoefferschule über Schimmel beklagt", sagte Ursula Theilmeier, die an der Kreuzschule 30 Jahre lang unterrichtet hat.

Die Faktenlage sieht aktuell so aus, dass der Bauausschuss die Auftragsvergabe für ein Gutachten mit vier Lösungsvarianten an die Firma Kommunalberatung in Siegburg beschlossen hat. Dieses kostet 22.000 Euro. "Wir führen einen Auftrag der Politik aus", sagte der Kämmerer. An die müsse man sich wenden, wenn der Erhalt der Kreuzschule beschlossen werden solle. Palberg verwies darauf, dass man das Gebäude in Zeiten der Sparrunden habe nicht instand halten können. Anders gesagt: Die Stadt hat den Niedergang des Gebäudes geschehen lassen.

Ideen der Verwaltung, eine neue Schule jenseits der Bahnlinie zu bauen, um so näher an die Mehrheit der Schüler zu kommen, wenn die Betuwelinie erst einmal trennt, wurde politisch mehrfach zurückgewiesen. Der Sanierungsbedarf ist unbestritten. Doch nur von FDP, USD und Grünen wird eindeutig gefordert, neben der alten Schule sowie auf halbem Weg zur Turnhalle sowie dem Offenen Ganztag teils neu zu bauen. Der Vorteil: Hier besitzt die Stadt bereits Grundstücke. So können Standort und einmalige grüne Umgebung gesichert werden. Erstaunt sind die Unterschriftensammler über die Mehrhooger CDU. Diese hält sich alle Optionen offen. Es würden auch Emotionen ignoriert, so die Unterschriftensammler - der Erhalt historischer Gebäude als Identifikationsfaktor sei nicht zu unterschätzen.

Die Aussage von Bürgermeister Bernd Romanski im Bauausschuss, dass die Sanierungskosten erst mit der Schlussrechnung klar seien, legen sie als Vorfestlegung für einen Abriss aus.

(RP)
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