Wesel 60 Jahre Arbeit und kein Ende

Wesel · Der Willibrordi-Dombauverein, gegründet am 15. November 1947, ist Wesels älteste Bürgerinitiative. Morgen feiert er bei der Jahreshauptversammlung einen runden Geburtstag, blickt zurück auf die Anfänge im Nachkriegschaos.

Etwas mehr als 30 Leute waren es, die am 15. November 1947 einen kühnen Beschluss fassten. In der Lauerhaaskirche, dem einzigen noch stehenden Weseler Gotteshaus, gründeten sie den Willibrordi-Dombauverein (DBV). Heute sind 320 Mitglieder in Wesels ältester Bürgerinitiative eingetragen, die Großes vollbracht hat. Denn 1996, nach gut 50 Jahren, galt der Wiederaufbau als abgeschlossen. 36,4 Millionen Mark flossen in das Unternehmen. Ein Drittel brachte der DBV selbst auf, davon wiederum waren 4,4 Millionen Spenden der Bürger. Vorsitzender Karl-Heinz Tieben sieht Parallelen zum Historischen Rathaus. Auch dieses Projekt, so sagt er, gründe auf einer positiven Initiative von Bürgen, die sich für und nicht gegen etwas einsetzen.

Rissekataster in der Planung

Wenn Tieben und seine Mitstreiter morgen Abend (siehe Info) auf 60 Jahre zurückblicken, dann sehen sie Kontinuität. Gerade mal 30 Personen (inklusive der aktuell tätigen) haben in den zurückliegenden sechs Jahrzehnten die acht Vorstandsämter bekleidet. Die Arbeit bleibt, denn der Erhalt des Weseler Wahrzeichens ist eine Daueraufgabe. Seit 1996 sind jährlich rund 200 000 Euro nötig. Die Beobachtung von Schäden soll leichter und genauer werden, denn der DBV will jetzt mit seinem Mitarbeiter Klaus Gehrke ein Rissekataster anlegen.

Davon dürften Gründungsväter wie Hans Momburg, der von 1947 bis 1974 Vorsitzender war, oder Dr. Hans Tienes (42 Jahre Schatzmeister), der auch mit persönlichem Vermögensrisiko Arbeiten der Dombauhütte vorfinanzierte, seinerzeit geträumt haben. Sie legten Grundsteine, sorgten mit spektakulären Aktionen wie dem Aufsetzen des spitzen Turmhelms oder dem Glockenspiel immer wieder für unvergessliche Ereignisse.

Heute ist, wie an jedem Bau, der ständige Kampf gegen Wasser und Taubenkot ein wichtiges Thema. Auch verfolgt der Vorstand ein kleines Projekt, das ihm selbst bei der Arbeit helfen soll. 43 Stufen führen hinauf in die so genannte Gerkammer. Sie liegt genau über der Sakristei, war früher der Zugang zu einer 1524 bis 1526 gebauten Orgel über der Alyschläger-Kapelle. Der Raum beherbergt seit langem Material des DBV, soll aber nun sitzungstauglich werden. „Wir tagen in der Regel bei den Vorstandsmitgliedern. Manches ließe sich hier aber besser klären“, sagt Tieben. Ein neuer Holzboden müsste rein, eine kleine Heizung und eine zusätzliche Verglasung der schönen Maßwerkfenster. Beim Blick aus der Luke der Gerkammer in den Dom ist die kunstvolle Gewölbeornamentik der Alyschläger-Kapelle zum Greifen nah. Morgen wird sie von dort zum Geburtstag mit einem Strahler in Szene gesetzt.

(RP)
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