Niederrhein 45-Jähriger verfolgt Hoflader-Dieb auf A 3

Niederrhein · Es war erst kurz vor 4 Uhr, als Michael K. (45) zur Arbeit fuhr. Doch der Kalkarer war offenbar trotz der frühen Stunde ausgeschlafen. Kurz vor der Auffahrt von der Rheinstraße in Hönnepel zur B 67 fielen ihm zwei am Straßenrand stehende Transporter - einer mit offener Pritsche - auf. Michael K. war schon vorbei gefahren, als er sich dachte: "Der gelbe JCB-403-Hoftrac, der da auf der Ladefläche stand, war doch der meiner Schwiegermutter." Da zudem in jüngster Zeit mehrfach im Kreisgebiet derartige Klein-Bagger - sie haben nach Händlerangaben einen Wert von 25.000 Euro an aufwärts - gestohlen worden waren, wollte Michael K. sicher gehen. Der 45-Jährige wendete, fuhr zum zwei Kilometer entfernten Hof seiner Schwiegermutter. Ein Blick reichte: Das Scheunentor war auf, das Licht an, der Hoftrac weg.

Michael K. zögerte nicht, sondern fuhr zurück, um die Diebe aufzuhalten. Zwar war einer der Transporter schon weg, als der 45-Jährige ankam. Doch der Transporter mit dem Hoftrac stand noch dort. Michael K. stellte seinen Pkw vor das Fahrzeug, um dessen Abfahrt zu verhindern. Vergeblich. Ein Mann steig schnell ein, umkurvte den Pkw und fuhr in Richtung B 67 davon. Doch der Verfolger ließ nicht locker. Michael K. rief über "110" die Polizei an und fuhr dem Flüchtenden hinterher. Übers Telefon informierte der Kalkarer stets die Ordnungshüter, wohin sich der Hoftrac-Dieb aus dem Staub machte. Es ging Richtung A 3. Michael K. blieb dran - auch auf der Autobahn. Auf Anraten der Polizei wahrte er Abstand. Zudem warnten ihn die Beamten, dem Transporter nicht auf einen Rastplatz an der A 3 zu folgen.

Nahe der Abfahrt Hünxe sei "alles ganz schnell und wie im Film abgelaufen", erinnert sich der 45-Jährige. "Von allen Seiten" hätten sechs, sieben oder acht Streifenwagen "mit Blaulicht" den Transporter gegen 4 Uhr "eingekesselt". Widerstandlos ließ sich der Fahrer festnehmen.

Bei dem Gefassten handelte es sich um einen 19 Jahre alten Litauer, der laut Polizei keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat. Zwar leiteten die Beamten ein Strafverfahren gegen den 19-Jährigen ein, laut dem Direktor des Amtsgerichts Klaus Hommel beantragte die Klever Staatsanwaltschaft aber, deren Sprecher gestern nicht zu einer Stellungnahme erreichbar war, zu "99,9 Prozent" keinen Haftbefehl.

"Wahnsinn, dass man so einen frei lässt", empörte sich Michael K. - zumal sich seines Wissens nach und auch nach Angaben der Polizei in jüngster Zeit eine Reihe von vergleichbaren Diebstählen ereignet hätten. Andere Opfer der Hoftrac-Diebe würden sein Entsetzen teilen.

Übrigens: Der Diebstahl des Hoftracs in Hönnepel hat sich bereits am Mittwoch vergangener Woche ereignet. Die Pressestelle der Polizei gab ihn erst gestern öffentlich bekannt. Ein Sprecher erklärte dazu: "Wir haben selbst erst jetzt davon erfahren." Vom "zweiten" Transport, der an der Rheinstraße stand, gibt es zudem noch keine Spur. Hinweise zu Mittätern an die Polizei Kleve, Telefon 02821 5040.

(RP)
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