Schermbeck/Hamminkeln 300-Kilometer-Stromleitung rückt näher

Schermbeck/Hamminkeln · Die Firma Amprion und die Bundesnetzagentur informierten im Dammer Lokal Wortelkamp Vertreter der betroffenen Kommunen über das weitere Verfahren zum Bau der Mega-Verbindung. Bürgermarkt am 20. September in Hamminkeln.

 Martina Bleib, Michael Höweler (Bundesnetzagentur), Klaus Wewering, Sebastian Knauf und Jonas Knoop (Amprion)

Martina Bleib, Michael Höweler (Bundesnetzagentur), Klaus Wewering, Sebastian Knauf und Jonas Knoop (Amprion)

Foto: hs

Fast genau sechs Monate nach der ersten Vorstellung der Nord-Süd-Stromtrasse A-Nord im Dammer Landhaus Wortelkamp und zwei Monate nach der Pressekonferenz im Weseler Umspannwerk (wir berichteten) fand gestern im Lokal Wortelkamp eine weitere Informationsveranstaltung statt. Diesmal waren nicht die Bürger eingeladen, sondern Vertreter der betroffenen Kreise, Städte und Gemeinden, sowie Vertreter öffentlicher Belange wie Landwirtschaftsverbände, Naturschutzverbände und Wirtschaftsvertreter.

Inhaltlich hat sich nichts an dem Projekt der 300 Kilometer langen Gleichstromverbindung zwischen Emden und dem Raum Osterath am Nordrand des Kreises Neuss geändert, also auch nichts an dem bisherigen Verlauf und der Breite der Trassenkorridore. Amprion ist derzeit damit beschäftigt, Antragsunterlagen zu erstellen, die zu Beginn des kommenden Jahres der Bundesnetzagentur vorgelegt werden sollen. In dieser Phase will das Unternehmen möglichst früh möglichst viele Bedenken zur Kenntnis nehmen, um einen Antrag erstellen zu können, der das weitere Verfahren erleichtert. Dass sich diese frühzeitige Beteiligung als richtig erweist und Anerkennung findet, konnte man dem Statement des Hamminkelner Bürgermeisters Bernd Romanski entnehmen, der dem Unternehmen Amprion dankte und ergänzte: "Sie gehen auf die Fragen ein, da können andere Unternehmen nur von lernen."

"Wir werden alles, was noch kommt, im weiteren Verfahren mit berücksichtigen", teilte Amprion-Sprecher Jonas Knoop mit. Neue Bedenken gab es allerdings gestern nicht aus der Zuhörerschaft. Angeregt wurde eine Bauweise, bei der die Amprion-Kabel und die geplante Zeelink-Gasleitung möglichst nah parallel verlegt werden. Ein Vertreter des Landwirtschaftsverbandes thematisierte die Möglichkeit, die Drähte als Erdkabel oder als Freileitung zu verlegen, und erhielt als Antwort den Hinweis, dass wegen der veränderten Gesetzgebung dem Erdkabel Vorrang zu geben ist. Allerdings haben Kommunen die Möglichkeit, Freileitungen zu beantragen. Zwei Landwirte äußerten Bedenken bezüglich einer zu starken Erwärmung des Bodens durch die Leitungen. Die Amprion-Mitarbeiter verwiesen darauf, dass alle bisherigen Versuche eine maximale Erwärmung von zwei Grad ergeben hätten.

Da der Moment näher rückt, in dem die Antragsvorlagen der Bundesnetzagentur vorgelegt werden, stellten deren Mitarbeiter Michael Höweler und Martina Beib das weitere Verfahren vor. Bis zwei Monate nach dem Einreichen der Antragsunterlagen wird die Bundesnetzagentur zur ersten von zwei geplanten Antragskonferenzen einladen. Beteiligt werden die Träger öffentlicher Belange, Umweltverbände und Landesbehörden sowie interessierte Bürger.

"Ziel der Antragskonferenzen ist es", so Michael Höweler, "Informationen über regionale Gegebenheiten im Zusammenhang mit geplanten Maßnahmen zum Ausbau des Stromnetzes zu sammeln." Auch Alternativen zu den vorgeschlagenen Trassenkorridoren beziehungsweise Leitungsverläufen könnten eingebracht werden. Auf Basis der eingebrachten Vorschläge bestimmt die Bundesnetzagentur dann, welche Unterlagen und Gutachten noch vorgelegt werden müssen und den Zeitraum, in dem die Vorlage erfolgen muss.

Mitte 2019 soll von der Bundesnetzagentur festgelegt werden, welcher der Korridore endgültig genutzt werden soll. Danach beginnt das Planfeststellungsverfahren für den präzisen Trassenverlauf, in dem es ein erneutes Beteiligungsverfahren geben wird.

Erst zu diesem Zeitpunkt beginnen die konkreten Verhandlungen mit betroffenen Landwirten, die innerhalb des etwa einen Kilometer breiten Korridors Land besitzen oder bewirtschaften. Bereits Ende 2017 wird es zwischen Amprion und den Landwirtschaftsverbänden grundsätzliche Gespräche geben. Eins wurde bereits gestern deutlich: Sollte ein Landwirt sich weigern, die Leitung auf seinem Grundstück verlegen zu verlassen, so wird ein Zwangsentlastungsverfahren eingeleitet. "Es kann nicht sein", so Projektleiter Klaus Wewering, "dass ein Landwirt das Projekt verhindert."

In der kommenden Woche beginnen die sogenannten Bürgermärkte. Eine dieser Veranstaltungen findet am Mittwoch, 20. September, ab 17 Uhr im Hamminkelner Bürgerhaus, Marktstraße 17, statt.

(RP)
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