Kolumne Himmel und Erde 30 Jahre Einheit

Der Fall der Mauer war ein Glücksfall der Geschichte. Freiheit und Menschenrechte für alle Deutschen in Ost und West. 30 Jahre Deutsche Einheit werfen aber auch Fragen auf. Warum sind wir bei der Deutschen Einheit nicht weitergekommen? Warum gibt es in Deutschland immer noch so viel Einheitsfrust? Wie konnten populistische, ja demokratiefeindliche Strömungen so viel Raum gewinnen?

 Pfarrer Thomas Brödenfeld aus Wesel

Pfarrer Thomas Brödenfeld aus Wesel

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

30 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt Deutschland in vielen Belangen ein geteiltes Land. Wirtschaftliche und soziale Unterschiede und Ungerechtigkeiten zwischen West und Ost führen in den neuen Bundesländern zu dem Gefühl, abgehängt zu sein. Und das trotz der immensen Transferleistungen von bisher über zwei Billionen Euro für die deutsche Einheit. Die Jahrzehnte der Trennung, die Zeit der DDR und die Wiedervereinigung sind nicht spurlos an den Menschen vorübergegangen. Sie hinterlassen bis heute unterschiedliche Gefühle. Viele Wunden müssen noch aufgearbeitet werden. Doch gleichermaßen sind auch noch nicht alle Wunder dieser Zeit erzählt. Christen litten in besonderem Maß unter der DDR. Sie hatten mit teilweise deutlichen Einschränkungen zu leben. Ein kirchliches Elternhaus, eine christliche Prägung verhinderten in vielen Fällen den Besuch der Oberschule und ein Studium. Und dann waren es eben immer wieder auch Christen, die sich in der Zeit der Wende und danach für einen friedlichen Wandel der Verhältnisse, für mehr Gerechtigkeit und Demokratie eingesetzt haben. Die Einheit Deutschlands ist von den Kirchen durchaus auch ambivalent erlebt worden. Zu der Dankbarkeit über das Ende von Teilung, Mauer und Stacheldraht stellte sich bald Ernüchterung über die reale Situation der Kirchen in der ehemaligen DDR ein. In vielen Gegenden machen Christen nicht mal mehr als zehn Prozent der Bevölkerung aus. Wo die Kirchen in der Wendezeit übervoll waren, verlieren sich heute nur wenige Gläubige in den sonntäglichen Gottesdiensten. Die deutsche Einheit bleibt ein spannender und herausfordernder Prozess, der lange noch nicht abgeschlossen ist.

(Thomas Brödenfeld)
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