Wermelskirchen "Zu Zweit" bringt Amüsantes rund um die "Fake News"

Wermelskirchen · Stuttgarter Musikkabarett-Duo überzeugt mit hintersinnigem Witz und virtuoser Musikalität.

Es ist ungefähr 20.15 Uhr am Freitagabend - eigentlich die beste Zeit, um in die Abendunterhaltung zu starten. Das Publikum im kleinen Saal der Katt, etwa 120 waren es, saß indes noch im Hellen und unterhielt sich leise. Auf der Bühne gähnte die Leere vor sich hin. Irgendwas fehlte da doch. Na, klar - die Künstler des Kabarettduos "Zu Zweit" aus Stuttgart. Die steckten noch im Stau, von Köln her kommend. Scheinbar hatte der "Schneefall der Woche" mal wieder selbst nach seinem Hinwegschmelzen noch für Chaos auf der A1 gesorgt. Aber dann ging die Tür plötzlich doch noch auf, und Tina Häussermann und Fabian Schläper hasteten mit Rollkoffer, Ukulelekasten und großem Hallo in Richtung Bühne.

"Sie fragen sich jetzt - gehört das dazu?", fragte Häussermann direkt. "Nein, tut es nicht!", kam die lautstarke Antwort prompt, ebenfalls direkt von der Bühne. Schläper ergänzte: "Wir waren ja schon oft zu spät, aber so spät noch nie..." Und dann ging es los mit "Fake News - Balkenbiegen für Fortgeschrittene", dem neuen Programm des mit "Zu Zweit" so simpel wie genial betitelten Duos. Und zwei reichten auch, um dem Publikum einen unterhaltsamen Abend zu verschaffen, der sich auf satirisch-überhöhte Weise mit dem durch den US-Präsidenten-Darsteller Donald Trump so omnipräsent gewordenen Phänomen der "Fake News", gerne auch mal als "alternative Fakten" schönbezeichnet. "Mein persönliches Highlight in Sachen Fake News kam über die Whatsapp-Blockflötengruppe herein", sagte etwa Häussermann, die mit ihren stacheligen, weißblonden Haaren einen schönen Gegensatz zu Schläper bildete, der zunächst einmal in Yoga-Sphären abdriftete. Die beiden analysierten den Ursprung der "Fake News": "Das Teilen dieser Meldungen funktioniert heute so leicht, es ist alles so schnell weitergeleitet - ein bisschen wie der stille Pups im Auto: leise, subtil und gemein", sagte Schläper, Häussermann ergänzte trocken mit charmant-schwäbischem Zungenschlag: "Und keiner weiß, wer den Koffer abgestellt hat..."

Das Duo bot abwechslungsreiches Musikkabarett, bei dem vor allem der zweistimmige Gesang zur virtuosen Begleitung von Trommeln (natürlich auf den Rollkoffern), Ukulele und Klavier überzeugte. So ganz konnten die beiden Akteure sich allerdings nicht entscheiden, ob sie nun Chanson oder Kabarett machen wollten. Aber egal, die Mischung aus Politik und Pomp, aus Kabarett und Kitsch funktionierte prima - was sich auch an den Reaktionen aus dem Publikum festmachen ließ. Da war man überhaupt nicht nachtragend ob des verspäteten Beginns, sondern klatschte und lachte ausgiebig.

Es war aber nicht nur politisch, auch wenn das erste Lied über Trump durchaus als Highlight des Abends durchging. So gab es etwa eine Liebe-Hass-Ode an das Mittagsschläfchen und immer wieder herrlich pointierte Unterhaltungen zwischen Mann und Frau - inklusive aller Klischees und Geschlechterbilder. Natürlich ging's da dann auch ab und zu - sehr dezent und hintersinnig - unter die Gürtellinie: "Paare, die länger als zehn Jahre zusammen sind, haben immer ausgefalleneren Sex: Montag - ausgefallen, Dienstag - ausgefallen...", kalauerte Schläper etwa. Und Häussermann ergänzte: "Wenn im Bett nix mehr läuft, bleibt nur noch die Ratgeberliteratur. Mein Mann hat sich heute Morgen das Buch bestellt: 'Mein kleiner Freund kommt groß raus'." Und weil das Publikum auch mitmachen durfte - etwa beim Beurteilen des Wahrheitsgehalts von Schlagzeilen durch das Biegen eines Balkens in Form einer Schwimmnudel - kam den Abend über keine Langeweile auf.

(RP)
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