Wermelskirchen Zu groß: Bis zu 32 Schüler in den Klassen

Wermelskirchen · Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es viele große Klassen mit 30 Schülern oder mehr. Das hat eine Anfrage von FDP-Fraktionsvorsitzendem Christian Lindner ergeben. Auch in Wermelskirchen zählen viele Klassen mehr als 30 Schüler.

 An den Wermelskirchener Schulen gibt es viele große Klassen mit 30 Schülern und mehr. Lehrer Horst Halm unterrichtet die Klasse 6 c des Städtischen Gymnasiums – auch diese Klasse zählt 30 Schüler

An den Wermelskirchener Schulen gibt es viele große Klassen mit 30 Schülern und mehr. Lehrer Horst Halm unterrichtet die Klasse 6 c des Städtischen Gymnasiums – auch diese Klasse zählt 30 Schüler

Foto: Jürgen Moll

Je kleiner die Klasse, desto besser der Unterricht. Eltern und vor allem Lehrer sind nicht davon abzubringen, dass 30 Schüler in einer Klasse weniger lernen als 15. Weniger Schüler, das heißt auch weniger Störung, mehr Disziplin und bessere Betreuung der einzelnen Schüler.

Die Klassen an vielen weiterführenden Schulen im Rheinisch-Bergischen Kreis sind oft viel zu groß. Das hat eine kleine Anfrage von FDP-Fraktionsvorsitzendem und Landtagsabgeordetem Christian Lindner aus Wermelskirchen an die Landesregierung ergeben.

Im laufenden Schuljahr werden im Rheinisch-Bergischen Kreis 35 Klassen an Gesamtschulen, 42 Klassen an Realschulen und sogar 65 Gymnasialklassen von 30 oder mehr Schülern besucht. Lindner hatte die kleine Anfrage an die Landesregierung gerichtet, um die aktuelle Faktenlage zu den Unterrichtsbedingungen im Rheinisch-Bergischen Kreis zu erfahren.

"Zur bestmöglichen Förderung der unterschiedlichen Begabungen und Talente der Jugendlichen dürften viele Lehrer bei diesen Klassengrößen kaum eine Chance haben", kritisiert Lindner.

Der prozentuale Anteil der Klassen mit 30 oder mehr Schülern erstrecke sich dabei an den weiterführenden Schulen von einem Viertel bis zu mehr als der Hälfte der Klassen.

Am Wermelskirchener Gymnasium werden in sechs der insgesamt 26 Klassen 30 Schüler unterrichtet. Zwei Klassen zählen sogar 32 Schüler. Im Schnitt gehen 28 bis 30 Schüler in jede Klasse der Jahrgangsstufen fünf bis zehn. "Tatsächlich gibt es keinerlei Zusammenhang zwischen Klassengröße und Lernleistung. Egal, ob 30 oder 15 Schüler, sie lernen darum nicht mehr und nicht weniger. Das haben inzwischen mehrere Studien belegt", betont Schulleiterin Marita Bahr. An der Wermelskirchener Realschule gibt es vier Klassen, die von 30 oder 31 Schülern besucht werden. Fünf von insgesamt 23 Klassen zählen 25 Schüler. "Zur bestmöglichen Förderung der Schüler dürften nicht mehr als 25 Schüler in eine Klasse gehen", betont Schulleiterin Birgit Sköries.

Am Berufskolleg Bergisches Land in Wermelskirchen gibt es drei Klassen mit mehr als 30 Schülern. "Zwei Klassen werden nächstes Jahr geteilt", berichtet Sylvia Wimmershoff. "Wir tun alles, um große Klassen zu vermeiden", betont die Schulleiterin. Die durchschnittliche Klassengröße bei den insgesamt 49 Klassen am Berufskolleg liegt bei 21 Schülern. Der Richtwert fürs Berufskolleg liege bei 22 Schülern pro Klasse.

An der Hauptschule sind die Klassen vergleichsweise klein, was nicht zuletzt daran liegt, das immer weniger Eltern ihre Kinder an einer Hauptschule anmelden. Die Wermelskirchener Hauptschule ist jedoch die einzige Hauptschule im Kreis, die zum kommenden Schuljahr zwei Eingangsklassen bildet. "In den 16 Klassen liegt die durchsschnittliche Klassengröße bei 22,7 Schülern", berichtet Schulleiter Gebhard Lehr. "In Klassen mit 30 Schülern oder mehr kann man nicht mehr vernünftig lernen", betont der Schulleiter.

Christian Lindner fordert von Schulministerin Sylvia Löhrmann, die Situation nachhaltig zu verbessern, "denn unter den großen Klassen leidet die individuelle Förderung der Schüler".

Auch nach dem Durchschnittsalter der Lehrer hat sich Lindner erkundigt: Die Lehrer der Friedrich-Goetze-Hauptschule in Burscheid haben laut NRW-Schulministerium das höchste Durchschnittsalter aller öffentlichen Schulen im Kreis. 53,7 Jahre alt ist ein Lehrer dort im Schnitt. Am Berufskolleg in Wermelskirchen liegt das Durchschnittsalter bei 46,5 Jahren, am Gymnasium bei 45,1 Jahren. An der Hauptschule sind die Lehrer im Schnitt 51,2 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt an der Realschule lag 2012 bei 50,4 Jahren.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort