Wermelskirchen Zaun rettet mehr als 2000 Kröten das Leben

Wermelskirchen · Im Eschbachtal haben Helfer des Naturschutzvereins wieder einen Amphibienzaun errichtet. Kröten, Molche und Co. können so nicht auf die Fahrbahn gelangen, Freiwillige tragen sie sicher über die Straße.

 Zwei Ehrenamtler, die sich für den Schutz der Tiere im Eschbachtal einsetzen: Anja You (33) und Stefan Schöpfl (48) helfen bereits seit fünf Jahren beim Aufbau des Amphibienzauns.

Zwei Ehrenamtler, die sich für den Schutz der Tiere im Eschbachtal einsetzen: Anja You (33) und Stefan Schöpfl (48) helfen bereits seit fünf Jahren beim Aufbau des Amphibienzauns.

Foto: J. Moll

Für Anja You und Stefan Schöpfl ist es keine Frage, sich einmal im Jahr etwas zu quälen. Bereits seit fünf Jahren sind die 33- und der 48-Jährige beim Aufbau eines Amphibienzauns im Eschbachtal dabei. Am Samstag machten sich die freiwilligen Helfer unter der Leitung des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) wieder ans Werk und setzten auf beiden Seiten des Straßenrandes auf etwa 500 Metern Länge einen Zaun, der die Tiere am gefährlichen Überqueren der Straße hindert. Vielmehr fallen die Tiere bei ihrer instinktiven Suche nach einem Weg in Eimer im Boden, aus denen Helfer sie herausholen und sicher über die Straße bringen.

"Es ist eine Riesenfreude für mich, wenn ich einen Knubbel mit Kröten in den Händen halte und die Tiere sicher über die Straße tragen kann. Das erfüllt einen doch", meinte Anja You. Dafür nehme man die schwere Arbeit, die vor allem den Rücken belastet, in Kauf. "Wir wollen den Tieren helfen, wir lieben die Natur", betonte Stefan Schöpfl. Als Biologin kennt sich Anja You aus: "Ich erlebe täglich, dass in allen Gebieten Amphibien weniger werden. Das Ein- und Aufsammeln ist auch gleichzeitig eine kleine Erfassung der noch vorhandenen Arten."

2100 Kröten sowie zusätzlich noch Salamander, Molche und Grasfrösche holten die Helfer um Ulrich Schott (RBN) 2016 im Eschbachtal aus den Eimern. "Als wir vor Jahren mit dieser Aktion anfingen, waren es nur 800 Kröten", sagte Schott. Der Bestand habe sich stabilisiert. Würden die Aktiven nicht so fleißig zupacken, ziehe das eine starke Dezimierung der Tierart nach sich, was dramatische Folgen in der Nahrungskette hätte. Die natürliche Lebenserwartung einer Kröte beträgt im Schnitt sechs Jahre.

"Nach ein paar aufeinanderfolgenden Abenden mit einer Temperatur von über sechs Grad Celsius am Boden machen sich die Tiere auf den Weg. An den ersten warmen Abenden im Frühjahr herrscht hier ein richtiger Ansturm", erläuterte Schott. Er bedauerte, dass sich in diesem Jahr nur fünf Helfer am Aufbau des Zauns beteiligten - krankheitsbedingt hatten einige absagen müssen.

In den nächsten Wochen werden zehn Freiwillige die Tiere nicht nur aus den Eimern, sondern auch vom Wegesrand und der Straße einsammeln. "Wir können nicht überall Zäune aufstellen, da es Entwässerungsgräben gibt. Laufen diese voll, ertrinken die Kröten in den Eimern", erklärte Schott. 2016 waren die Helfer vom 22. März bis 13. April aktiv - die Einsatzzeit ist aber immer wetterabhängig. Was Schott ärgert: Im Eschbachtal seien viele Autos zu schnell unterwegs. "Man fährt hier schnell 15 Kröten tot - das geschieht nicht nur durch die Reifen, sondern auch durch den Staudruck der Luft unter den Autos." Kopfschüttelnd erzählte er von seinen Erfahrungen: "Manche Fahrer scheinen absichtlich über Tiere zu fahren, die wir mit Taschenlampen anstrahlen, um auf sie aufmerksam zu machen - was ist das für eine Einstellung?"

(smg)
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