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Schulentwicklung in Wermelskirchen Zahl der Schulabwanderer steigt deutlich

Wermelskirchen · Zum ersten Mal bilden die Schüler aus Wermelskirchen im nächsten Schuljahr fast eine eigene Klasse an der Realschule in Hückeswagen. Auch die Zahl der Jugendlichen, die zur Schule nach Odenthal abwandern, wächst.

 Im kommenden Schuljahr werden viele Schüler aus Wermelskirchen in den Bus steigen und eine Schule in einer benachbarten Kommune besuchen.

Im kommenden Schuljahr werden viele Schüler aus Wermelskirchen in den Bus steigen und eine Schule in einer benachbarten Kommune besuchen.

Foto: dpa/Felix Kästle

Insgesamt 77 Kinder aus Wermelskirchen haben mit ihren Familien entschieden, nach den Sommerferien eine weiterführende Schule außerhalb der Stadtgrenzen zu besuchen – 42 von ihnen gehen auf benachbarte Realschulen. „Damit steigt die Zahl im Vergleich zu anderen Schuljahren“, räumt Andreas Voß vom Amt für Jugend, Bildung und Sport, ein. Das bedeutet für die Quote: 77 Prozent der ehemaligen Viertklässler besuchen eine weiterführende Schule in Wermelskirchen, 23 Prozent wandern ab – im Schuljahr 2016/2017 lag die Abwandererquote noch bei 17 Prozent. Im Gegenzug kommen 33 der Schüler aus einer der benachbarten Kommunen nach Wermelskirchen. Wenn Andreas Voß allerdings auf die Statistik der vergangenen zehn Jahre blickt, mache ihm diese Entwicklung keine Sorgen. Vergleichbare Zahlen seien auch schon in anderen Jahren vorgekommen, sagt er. Das sei eine Art Wellenbewegung.

„Die Schulabwanderung hat oft geografische Gründe“, erklärt Erster Beigeordneter Stefan Görnert. So seien für Familien etwa aus Neuenhaus die Wege nach Hückeswagen genauso lang wie nach Wermelskirchen. Gleiches gelte für Schüler aus Dabringhausen, die künftig in Odenthal zur Schule gehen. Aber auch Görnert und Voß wissen: „Es gab so viele Diskussionen um die Sekundarschule in den vergangenen Jahren, dass wir der Schule jetzt auch Zeit geben müssen, damit es wieder ruhiger wird.“ Eltern würden mit der Wahl einer Schule in einer anderen Kommune wohl auch auf die politischen Diskussionen und inzwischen geklärte Standortfragen reagieren. „Und Eltern haben die Wahl“, sagt Görnert.

Die Realschulen in Hückeswagen und Odenthal profitieren unterdessen von den Abwanderungen: 22 Schüler aus Wermelskirchen besuchen im nächsten Jahr die fünfte Klasse an der Realschule in Hückeswagen. „Sie werden fast eine eigene Klasse gründen können“, sagt die scheidende Schulleiterin Christiane Klur. Hinzu kämen acht Jugendliche aus Wermelskirchen, die ab Sommer eine der höheren Klassen besuchen werden – die Schule also wechseln. Damit erreiche die Zahl der Schüler aus Wermelskirchen einen neuen Höchststand, sagt Klur. Das sei eine Art Mund-zu-Mund-Propaganda gewesen, ist ihr Eindruck. Die meisten der Schüler kämen übrigens aus Dhünn und den angrenzenden Dörfern, erklärt Kai Waier vom Schulamt in Hückeswagen. Sie könnten die Buslinie 261 nutzen – und zum ersten Mal werde im nächsten Jahr auch ein Schulbus eingesetzt, der die Kinder in Dhünn, Habenichts, Dreibäumen und dann am Scheideweg einsammelt. Kinder aus der Wermelskirchener Stadtmitte, die nach Hückeswagen zur Schule kämen, seien eine Ausnahme. Die Kosten für die Beförderung übrigens trägt der Schulträger – also jeweils die Kommune, in der die Kinder am Ende auch zur Schule gehen. Deswegen landen die Anträge der Abwanderer zur Fahrtkostenerstattung am Ende im Hückeswagener Rathaus – sowohl für den Busverkehr, als auch für das Eltern-Taxi zur nächsten Bushaltestelle zahlt die Stadt. „Wir haben keine Beförderungspflicht, aber eine Kostentragungspflicht“, erklärt Waier.

An der Realschule in Odenthal werden im nächsten Schuljahr unterdessen 17 Fünftklässler aus Wermelskirchen eingeschult. Die meisten kämen aus Dabringhausen, erklärt das Schulamt in Odenthal und verweist auf die gute Busverbindung.

Währenddessen setzen die Wermelskirchen auch auf die Zeit: „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahlen wieder einpendeln, wenn etwas Ruhe eingekehrt ist und sich Eltern und Schüler von der Qualität der neuen Sekundarschule überzeugt haben“, sagt Görnert. Noch sei die Sekundarschule ein „Sorgenkind“. Die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr sind entsprechend niedrig. Aber die Entscheidungen seien getroffen, erinnert er. Es helfe nichts, sie immer wieder in Frage zu stellen. Vermutlich könne man auch künftig Realschulfans nicht überzeugen, sagt Görnert. „Aber wir können die besten Rahmenbedingungen schaffen, die uns möglich sind.“

Und damit meint er den modernen Neubau an der Rot-Kreuz-Straße, der 2022 bezogen werden und das pädagogische Konzept der Sekundarschule widerspiegeln soll. „Das wird ein tolles Gebäude“, sagt er. Dafür, dass die Räume mit Leben und Inhalt gefüllt werden, seien Schulleitung und Kollegium dann verantwortlich. Und für die Werbung auch. „Als erstes allerdings“, sagt Görnert, „brauchen wir jetzt mal den Wermelskirchener Schulfrieden.“

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