Mehr Kircheneintritte in Wermelskirchen Zahl der Kirchenrückkehrer steigt wieder an

Wermelskirchen · Beide christlichen Konfessionen in Wermelskirchen freuen sich in diesem Jahr schon jetzt über mehr Wiedereintritte als in den jeweiligen Vorjahren. Die Corona-Krise könnte ein Grund für die Entscheidung sein, sagen die beiden Pfarrer.

 Pfarrer Manfred Jetter von der evangelischen Kirchengemeinde (links) und sein katholischer Kollege Pfarrer Michael Knab freuen sich über jeden, der zurück in die Kirche kommt.

Pfarrer Manfred Jetter von der evangelischen Kirchengemeinde (links) und sein katholischer Kollege Pfarrer Michael Knab freuen sich über jeden, der zurück in die Kirche kommt.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Am Anfang steht meist nur ein Gespräch. Wie auch der Neuanfang einfach nur ein Gedanke sein kann. In der Öffentlichkeit ist oft nur die Rede von Kirchenaustritten, von neuen Negativ-Rekordzahlen. Dabei treten auch einige wieder in die beiden großen christlichen Kirchen ein. Und auch, wenn es deutlich weniger Wiederein- als Austritte gibt, zeigen die Zahlen von 2020, dass schon zum August mehr Menschen als in den Vorjahren den Weg zurück in die Kirchen gefunden haben. Corona möge dabei eine Rolle spielen, sagt der evangelische Pfarrer Manfred Jetter. „Aber die Gründe für einen Wiedereintritt sind so vielfältig wie jene für den Austritt.“ Der katholische Pfarrer Michael Knab ergänzt: „Es gibt zahlreiche Motive, manche sind dabei sehr berührend.“

Persönliche Krisen etwa seien für manche Menschen Gründe, wieder in die Kirche einzutreten. „Krisen bringen viele zum Nachdenken. Wir merken in der Corona-Krise, dass wieder deutlich mehr Menschen in die evangelische Kirche eintreten“, sagt Jetter. Er erkenne dabei auch das Bedürfnis, die christliche Wertegemeinschaft zu unterstützen. „Manchmal sind es aber auch formale Gründe, etwa eine christliche Patenschaft“, sagt Jetter.

Sein katholischer Amtskollege ergänzt: „Die Gründe sind so vielfältig wie das Leben.“ Er habe einen Fall erlebt, in dem ein Mann mitbekommen habe, wie sich die Kinder nach der Erstkommunion bei den Messdienern oder den Sternsingern engagiert hätten. „Das hat ihn dann an seine eigene Kindheit erinnert, was ihn zur Rückkehr zur Kirche bewegt hat“, sagt Knab. Andere würden ihren Austritt, der oftmals viele Jahre zurückliege, später als Fehler betrachten. „Ich habe auch schon Menschen erlebt, die nach einem Todesfall im nahen Familienkreis neue spirituelle Richtlinien gesucht und sich dann an die Kirche erinnert haben.“

Der Eintritt in die Kirche geschieht in der Regel als kleines Kind bei der Taufe. Dabei fehlt natürlich die Möglichkeit der freien Entscheidung. Anders sieht es da beim Wiedereintritt im Erwachsenenalter aus. „Der Anfang ist ein Gespräch mit einem Seelsorger“, sagt Knab. Gleiches gelte auch für die evangelische Kirche, ergänzt Jetter. Darin würde dann eben jene Entscheidung für die Kirche formuliert werden. „Bei uns ist es dann ein reiner Verwaltungsakt, das entsprechende Formular wird vom Seelsorger ausgefüllt und in die Verwaltung gegeben“, sagt Jetter.

Bei der katholischen Kirche sei es zwar im Grunde ähnlich, allerdings sei die eigentliche Wiederaufnahme ein sakramentaler Akt. „Sie geschieht in der Kirche, im diskreten Rahmen, den jeder selbst bestimmen kann“, sagt Knab. Am Taufbrunnen würde die sogenannte Lossprechung von der Trennung von der Kirche vollzogen. Nachdem das Erzbistum den Wiedereintritt bestätigt habe, sei der Mensch wieder in der Kirche aufgenommen.

Die aktuell steigenden Zahlen würden Mut machen, das sagen beide Pfarrer. „Die Freude über jeden, der zurückkommt, ist riesengroß. Wir als Kirche müssen die Arme weit aufmachen, wir sind eine dienende Institution“, sagt Jetter. Der Wiedereintritt sei ein Prozess, in dem der Seelsorger den Menschen auf dem Weg in die Kirche zurück begleite, bestätigt Knab. Dabei seien die Rückkehrer nicht automatisch die aktivsten Gemeindemitglieder, ergänzt der katholische Pfarrer. „Aber darum geht es ja auch nicht. Es ist eine zutiefst persönliche Entscheidung. Und ich freue mich sehr, wenn Menschen zu uns zurückkommen.“

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