Wortgewaltiges Kabarett in der Katt Toller Mix aus Satire, Spaß und Gesellschaftskritik

Wermelskirchen · Kabarettist René Steinberg begeisterte das Publikum mit seinem Programm „Freuwillige vor“ in der Kattwinkelschen Fabrik

 René Steinberg freute sich in der Katt darüber, dass er nach dem Corona-Lockdown wieder auftreten kann. „Ich war ind en vergangenen Monaten echt zu oft Zuhause“, sagt er scherzend.

René Steinberg freute sich in der Katt darüber, dass er nach dem Corona-Lockdown wieder auftreten kann. „Ich war ind en vergangenen Monaten echt zu oft Zuhause“, sagt er scherzend.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es gibt derzeit wohl keinen besseren Kabarett-Titel, als den von René Steinbergs aktuellem Programm: „Freuwillige vor!“ Gutgelaunt kam er auf die Bühne in der Kattwinkelschen Fabrik. Und die rund 50 Zuschauer waren „freuwillig“. Obwohl das Programm schon vor Corona auf dem Markt war, ging es natürlich auch um die Auswirkungen der Pandemie. „Ich bin ja sonst viel unterwegs, in den vergangenen Monaten war ich aber viel zu Hause. Und da bin nicht nur ich, sondern da ist auch die Familie. Und ich mag die ja schon, aber ich muss die nicht jeden Abend um mich haben.“

Dabei könnte Familie doch sogar einen gewissen Erkenntniswert haben. Etwa die Sprüche von Steinbergs Vater, die ihn sein Leben lang begleiteten. „Hömma, meckern bringt nix“, etwa. Oder: „Hömma, wenn du vom Leben nen Tritt in den Arsch kriegst, sieh zu, dass du den Schwung nach vorne nutzt.“ Steinberg machte dabei den Eindruck, dass er pro Wort bezahlt wurde, so schnell wie er redete. Dabei lag es vermutlich eher an der so simplen wie nachvollziehbaren Tatsache, dass den Kabarettisten nach eigener Aussage eines umtrieb: „Ich hab einfach richtig Bock auf heute Abend.“ Steinberg haute einen Gag nach dem nächsten raus. Etwa über Donald Trump: „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, sich über Trump was Komödiantisches auszudenken, das da noch eine oben draufsetzt. Da denkt man irgendwann, man hätte eine Idee, was richtig Abgefahrenes – und dann hat er das schon selbst gesagt.“ Wie die Idee, Lehrer mit Waffen auszustatten. „Eine scheiß Idee, weil wenn mein Mathelehrer damals eine Waffe gehabt hätte, dann wäre ich heute nicht hier.“

Oder über Querdenker. „Bekloppte gab es früher auch schon. aber heute treffen die sich. Zu 23 Milliarden in Berlin...“ Auch Populismus bekam sein Fett ab: „Der bedient doch nur das Bauchgefühl – ist aber letztlich für den Arsch.“ In diesem Zusammenhang durfte die AfD nicht fehlen. „Die Glaubwürdigkeit von Alice Weidel, die für die Werte einer traditionellen Familie eintritt, ist ungefähr so hoch, als ob es an der Tür schellt und Ozzy Osbourne und Keith Richards stehen da mit nem Wachturm in der Hand.“ Steinberg teilte im Sekundentakt aus. „Für junge Menschen ist Dieter Bohlen ein alter Mann, der im Fernsehen Quatsch erzählt. Zu unserer Zeit hat der auch noch gesungen.“ Das Publikum hatte Spaß mit Steinberg. Etwa als er über die Auswirkungen der Werbung eines schwäbischen Müsliherstellers auf seine morgendliche Stimmung berichtete und sich dabei durchaus echauffierte. Außerdem schreckte er auch vor gesellschaftskritischen Themen nicht zurück.

Allerdings stand der Spaß natürlich klar im Vordergrund. Auch mit Selbstironie. Männer hätten es sehr schwer in diesem Jahr. Weil die EM ausgefallen sei. „Da waren alle Männer top vorbereitet – alle waren die besten Bundestrainer der Welt. Und dann fiel die EM aus. Da haben sie alle umgeschult. Auf Virologe.“ Und da war sie doch wieder, die Gesellschaftskritik. Mit dieser Mixtur – Satire, Spaß, Gesellschaftskritik und rasend schnelle Wortschwalle – hatte Steinberg das Publikum sofort auf seiner Seite. Und bekam den Applaus, den er in den vergangenen Monaten so sehr vermisst hatte.

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