Wermelskirchen Wochenmarkt braucht eine neue Struktur

Wermelskirchen · Der Bürgermeister möchte ein neues Konzept für einen attraktiveren Wochenmarkt entwickeln. "Die aktuellen Öffnungszeiten sind für Berufstätige unattraktiv", sagt er. Zunächst habe aber der Umbau des Loches-Platzes Priorität. Händler spüren die negative Entwicklung.

 Peter Piecuch ist seit 26 Jahren Marktbeschicker, seit zehn Jahren kommt er regelmäßig freitags nach Wermelskirchen. An seinem Stand verkauft er Kartoffeln, Eier und Zwiebeln.

Peter Piecuch ist seit 26 Jahren Marktbeschicker, seit zehn Jahren kommt er regelmäßig freitags nach Wermelskirchen. An seinem Stand verkauft er Kartoffeln, Eier und Zwiebeln.

Foto: Jürgen Moll

Bürgermeister Rainer Bleek möchte den Wermelskirchener Wochenmarkt gänzlich neu ausrichten, um dadurch einen deutlich attraktiveren Anlaufpunkt zu schaffen. "Die jetzigen Öffnungszeiten sind für Berufstätige nicht attraktiv. Wenn man mehr Menschen ansprechen möchte, muss man die Öffnungszeiten ändern", sagt Bleek. "Ob sich diese Möglichkeit umsetzen lässt, muss man sehen, denn viele Händler sind ja zum Beispiel samstags auf anderen Märkten unterwegs." Aktuell ist der Wochenmarkt auf dem Loches-Platz immer freitags von 8 bis etwa 13 Uhr geöffnet. Zu diesen Zeiten bleiben Berufstätige außen vor.

Es gibt laut Bleek einige Beispiele für attraktive Märkte. Etwa in Remscheid am Rathaus sei samstags auf dem Markt immer viel los. Von einem Markt schwärmt Bleek ganz besonders: "Der Wochenmarkt in Loches ist samstags immer sehr gut besucht, dort werden zahlreiche regionale Produkte angeboten", sagt er. Einen solchen Markt würde er sich auch für Wermelskirchen wünschen. Dafür müsse das Konzept aber komplett überdacht werden. Die Stadtverwaltung werde in diesem Zusammenhang auch mit den Markthändlern sprechen und deren Wünsche und Anregungen aufnehmen, kündigt der Bürgermeister an.

Es sei Fakt, dass die Zahl der Marktbeschicker in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen sei. "Das Problem ist bekannt. Wir müssen es angehen", fordert Bleek mit Blick in die Zukunft. Eine komplette Neuausrichtung mache allerdings erst Sinn, wenn die Neugestaltung des Loches-Platzes fertiggestellt ist, sagt er. Voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren müsse die Neuausrichtung des Marktes vermutlich noch hinten angestellt werden. "Wenn die Baumaßnahme im kommenden Jahr beginnt, müssen wir erst einmal übergangsweise den Standort des Wochenmarktes verlagern", erläutert der Bürgermeister.

Den Loches-Platz sieht er langfristig als die optimale Fläche für den Markt. "Das ist schon unsere erste Wahl." Die Stadtverwaltung hat den Investoren die Vorgabe gemacht, dass sie in ihren Entwürfen für einen neuen Loches-Platz eine Platzfläche für den Wochenmarkt einarbeiten müssen. Wie der Markt dann aussieht, wird sich zeigen. Dass es eine Neuausrichtung geben muss, sieht Bleek als ein Muss für die Zukunft des Marktes an.

Früher sei der Freitag mit dem Wochenmarkt der beste Tag in der Woche gewesen, berichten die Markthändler auf dem Loches-Platz. Viele Kunden kamen in die Stadt und kauften auf dem Markt und auch in den Geschäften. Doch das Einkaufsverhalten, die Verkaufsformen und die Öffnungszeiten haben sich geändert. Hat ein Wochenmarkt überhaupt noch eine Zukunft?

Niemand der befragten Händler oder Kunden auf dem Loches-Platz hat ein Patentrezept. "70 Prozent sind ältere Kunden, das ist überall gleich", berichtet zum Beispiel Rudi Niepenberg, der mit regionalem Obst und Gemüse seit mehr als 60 Jahren auf Wochenmärkten vertreten ist. Er sieht eine Ursache bei den Discountern. "Die haben bis 22 Uhr geöffnet, da kann keiner mithalten", meint er. Vor vielen Jahren hatte sich Händler Peter Piecuch um einen Standplatz in Wermelskirchen bemüht. "Damals hatte ich keine Chance, alles war belegt", sagt er und zeigt auf die Parkfläche auf dem unteren Loches-Platz: "Alles voll, doch wo sind die Leute?" Darius Ghouchkhani bietet nebenan Feinkost an. "Früher habe ich frisches Fladenbrot mitgebracht. Doch von zehn Broten konnte ich neun wegwerfen. Es lohnt sich nicht."

Es sind die ganz treuen und überwiegend älteren Stammkunden, die den Wochenmarkt am Leben halten. Erika Riemer kommt seit 30 Jahren jeden Freitag zum Markt. Sie schätzt die Ware und den persönlichen Kontakt zu den Händlern. "Früher hat man an vielen Ständen in der Schlange gestanden, das ist längst vorbei", hat sie beobachtet. Bei allen Gesprächen wird das Wort "früher" am meisten genutzt. Ob Änderungen an den Öffnungszeiten oder ein anderer Tag besser wäre? Würden jüngere Kunden einen Markt annehmen, der am Abend stattfindet? Einige Händler kritisieren, dass sich die Neugestaltung des Loches-Platzes hinzieht. "Bislang ist nichts passiert", klagt ein Mann und fügt an: "Wieder haben wir ein ganzes Jahr verloren. Von allein wird es doch nicht besser."

(RP)
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