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Wermelskirchen Wo Integration an ihre Grenzen stößt

Wermelskirchen · Beim Politischen Frühschoppen im Haus der Begegnung nahmen Hartmut Lürtzing und seine Gäste das Zusammenleben von Einheimischen und Geflüchteten in Wermelskirchen unter die Lupe.

 Engagierte Appelle und ehrliche Analysen: Beim Politischen Frühschoppen kamen Dirk Jäckel, Ibrahim Kücükhüseyin, Hartmut Lürtzing, Rainer Bleek und Cornelia Seng über Integration ins Gespräch.

Engagierte Appelle und ehrliche Analysen: Beim Politischen Frühschoppen kamen Dirk Jäckel, Ibrahim Kücükhüseyin, Hartmut Lürtzing, Rainer Bleek und Cornelia Seng über Integration ins Gespräch.

Foto: Theresa Demski

Ashfaq Javed kommt aus Pakistan. Er lebt seit zwei Jahren in Wermelskirchen und lobt die Menschen in der Stadt in den höchsten Tönen. Ashfaq Javed hat am Sonntag beim Politischen Frühschoppen im Haus der Begegnung das letzte Wort. Anderthalb Stunden lang haben Bürgermeister Rainer Bleek, Cornelia Seng von der Initiative "Wir in Wermelskirchen", Dirk Jäckel vom Amt für Inklusion und Integration im Kreishaus und Ibrahim Kücükhüseyin von der türkischen Gemeinde in Wermelskirchen über Integration diskutiert. Unter der gekonnten Gesprächsführung von Gastgeber Hartmut Lürtzing haben sie Chancen und Grenzen der Integration in den Blick genommen, Themen wie Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesetzgebung besprochen. Sie haben ehrlich analysiert und engagiert appelliert.

Und genauso macht es am Ende auch Ashfaq Javed. "Die Deutschen haben manchmal Bedenken, weil die Flüchtlinge so viel Steuergelder bekommen", sagt er, "und ich verstehe diese Bedenken." Dann blickt er ins Publikum, wählt seine Worte mit Bedacht: "Aber was kann ich tun, wenn ich nicht arbeiten, nicht mal ein Praktikum machen darf?" Genau diesen Knackpunkt hatten zuvor bereits die Podiumsgäste herausgearbeitet. Verärgert hatte Cornelia Seng an die Politik appelliert: "Es ist dumm und menschenunwürdig, wenn man Menschen nicht arbeiten lässt." Die langen Wartezeiten bis zur Anerkennung und damit bis zur Möglichkeit, selbst zu arbeiten, seien zermürbend. "Der Gesetzgeber lässt ja gar nicht zu, dass Flüchtlinge für sich selber sorgen", beklagte sie, "das kostet viel Geld." Sie forderte dringend neue Gesetze.

An diese Grenze der Integration stößt zuweilen auch Dirk Jäckel im Kreishaus. "Wir versuchen, im gesetzlichen Rahmen die Möglichkeiten zu nutzen", erklärte er, "die Grenzen des Ausländerrechts sind uns in den vergangenen Jahren allerdings extrem deutlich geworden." Unterdessen appellierte der Bürgermeister an die Industrie: Vieles würde den Ehrenamtlichen überlassen, wenn es um Integration gehe. Aber auch Unternehmen könnten sich mehr einbringen. Während er in der Industrie bereits ein Bestreben feststelle, passiere im Handwerk noch zu wenig. Grenzen tun sich unterdessen auch im Wohnbereich auf: 467 Flüchtlinge leben laut Bürgermeister aktuell in Wermelskirchen, 160 von ihnen in privaten Wohnungen, 307 Menschen in städtischen Unterkünften. Etwa 41 Menschen würden in den nächsten Monaten noch aufgenommen. Allerdings sei der Wohnungsmarkt leer gefegt. "In den vergangenen Jahren wurde der Soziale Wohnungsbau nicht forciert", räumte Bleek ein. Die Stadt habe von Beginn an darauf geachtet, die Menschen dezentral unterzubringen - und dabei wolle sie auch bleiben. Für diese Strategie gab es von allen Seiten großes Lob. Feindseligkeiten und Streit in der Nachbarschaft habe er bisher nicht erlebt. "Das Zusammenleben in Wermelskirchen funktioniert", betonten Jäckel, Bleek und Seng unisono. Damit das so bleibt, müsse die Politik und müssten die Beteiligten vor Ort die Gefühlslage der Menschen im Bergischen Land im Blick behalten, appellierte Jäckel. Ehrenamtliche, die an Grenzen geraten. Einheimische, die es mit der Angst zu tun bekämen. Die Grenzen der Integration seien vielfältig. "Und doch bereichert der Prozess auch unsere Gesellschaft", befand Cornelia Seng. Allerdings müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, dass Integration so funktioniere, wie sich das viele einst vorgestellt hatten. "Wir machen aus Zugewanderten keine kleinen Deutschen", erklärte sie, "sie behalten ihre Kultur, ihre Pläne und ihre Erinnerungen."

(resa)
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