Michael Von Rekowski "Wipperfürth ist zukunftsfähig"

Wermelskirchen · Die älteste Stadt im Bergischen Land feiert in 2017 die Verleihung der Stadtrechte vor 800 Jahren. Im Gespräch mit unserer Redaktion blickt Bürgermeister Michael von Rekowski auf die zurückliegenden Feierlichkeiten und auf die Veränderungen in der Zukunft.

 ( Der Marktplatz ist für Einheimische wie Auswärtige gleichermaßen der Treffpunkt der Hansestadt, die 2017 ihr 800-jähriges Bestehen feiert. ' Bürgermeister Michael von Rekowski zieht eine positive Bilanz nach den ersten großen Höhepunkten der Feierlichkeiten und blickt optimistisch in die Zukunft.

( Der Marktplatz ist für Einheimische wie Auswärtige gleichermaßen der Treffpunkt der Hansestadt, die 2017 ihr 800-jähriges Bestehen feiert. ' Bürgermeister Michael von Rekowski zieht eine positive Bilanz nach den ersten großen Höhepunkten der Feierlichkeiten und blickt optimistisch in die Zukunft.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Herr von Rekowski, sind Sie eigentlich jetzt 800 Jahre lang sauer auf Petrus?

Michael Von Rekowski: "Wipperfürth ist zukunftsfähig"
Foto: Wolfgang Weitzdörfer

von Rekowski Die Wetterbedingungen am Wochenende der Festwoche waren natürlich eine Katastrophe, das kann man gar nicht anders sagen. Vorher schön, nachher schön, währenddessen schlecht. Daher sind wir mit den Besucherzahlen deutlich unter den Erwartungen geblieben. Damit muss man im Bergischen immer rechnen. Wir haben uns natürlich besseres Wetter gewünscht, weil wir ja vor allem im Rahmen des Westfälischen Hansetages viel zeigen wollten. Wann hat man schon mal über 30 andere Städte in der eigenen Stadt versammelt? Die Leute haben auch gemerkt, dass das besonders war. Die Aussteller und Besucher haben sich bei uns für die tolle Organisation bedankt - für das Wetter kann man nichts, war der Tenor.

Abgesehen vom Wetter - wie sieht Ihr Fazit zur Festwoche aus?

Von Rekowski Unterm Strich, auch mit etwas Abstand, sind wir zufrieden. Weil von der Organisation her alles wie am Schnürchen geklappt hat. Auch mit den Resonanzen sind wir zufrieden. Lediglich Besucherzahl und Wetter waren nicht wie erwartet.

Was waren die bisherigen Höhepunkte der 800-Jahr-Feier?

Von Rekowski Das fing ja bereits am 19. Januar mit dem Auftakt in der Drahtzieherei an, zu dem viele Ehrengäste kamen. Dann gab es viele Ausstellungen oder Musik-Events in der Stadt und auf den Dörfern. Die Festwoche mit ihren Mottotagen von Montag bis Freitag war ebenfalls ein Highlight. Da gab es unterschiedliche Angebote für Senioren, Kinder und Jugendliche, den Sport oder die Dörfer. Das Aufstellen der Kunstwerke am Klosterberg war auch etwas ganz Besonderes. Bessere Stimmung mit den vielen tausend Menschen als bei den großen Musik-Events mit "Querbeat" und "Paveiern" am zweiten Juli-Wochenende auf den Ohler Wiesen hätte es kaum geben können.

Was steht jetzt den Rest des Jahres noch an?

Von Rekowski Es gibt jetzt noch einige unterschiedliche Einzelveranstaltungen, etwa die Möglichkeit, in der "Drahte" die Stadt mit Legosteinen nachzubauen. Und es wird weitere Ausstellungen und Feste geben, bis wir dann gegen Ende des Jahres einen würdigen Abschluss unter die Feierlichkeiten zu 800 Jahren Wipperfürth finden werden.

Das war ein Marathon - haben Sie Bammel vor der "Leere danach"?

Von Rekowski Nein, gar nicht. Wir waren vor den großen Veranstaltungen, dem Auftakt etwa, angespannt. Auch in den Wochen vor dem Westfälischen Hansetag war eine große Anspannung spürbar - die Mitarbeiter haben im Vorfeld teilweise 16-Stunden-Tage hingelegt. Jetzt ist aber Entspannung angesagt, jetzt kann nichts mehr passieren. Wir sehen auch zu, dass entweder der Bürgermeister oder meine Stellvertreter die noch anstehenden Wipp-800-Veranstaltungen eröffnen. Das ist ein wichtiger Punkt der Wertschätzung. Aber eine Leere haben wir nicht - wir haben allerdings durchaus Lehren gezogen. Im Eventmanagement sind wir jetzt richtig fit. . .

Können Sie "Für immer", das Lied für Wipperfürth, eigentlich noch hören?

Von Rekowski Ich kann es immer noch hören, ja. Am Festwochenende ist es zwar insgesamt wohl knapp 25 Mal gelaufen. Aber es gibt ja so viele verschiedene Variationen davon, daher bin ich es noch nicht leid.

Wann wird es in Sachen Baustellen Normalität in Wipperfürth geben?

Von Rekowski Es waren teils sehr schwere Eingriffe. Die Bahnstraße ging noch. Der schwerste Eingriff war wohl im vergangenen Jahr der Umbau der Unteren Straße. Die ist jetzt wieder frei befahrbar. Jetzt ist mit dem Umbau der Hochstraße ein ähnlich schwerer Eingriff noch zu stemmen. Wenn alles gut läuft, schaffen wir das bis Ende des Jahres - auch wenn das Zeitfenster bis März 2018 angesetzt ist. Wenn das geschafft ist, haben wir das Schlimmste überstanden. Im kommenden Jahr werden dann noch Marktplatz und Marktstraße umgebaut, auch das wird noch einmal Beeinträchtigungen geben, aber vergleichsweise geringe. Wir haben schon Schlimmeres überstanden. Ab 2019 in 2020 hinein werden der Surgères-Platz (Busbahnhof, Anm. d. Red.) umgebaut und die Kreisverkehrsanlage an der Polizeiwache errichtet. Dann sind wir mit dem Innenstadtkonzept durch. Da allerdings sehr viele verschiedene Instanzen involviert sind, kann es auch bis 2021 dauern. Das A und O ist ein gutes Konzept, an dem wir aktiv arbeiten.

Schadet die lange Bauzeit dem Ansehen der Stadt?

Von Rekowski Ich kann den Einzelhandel und seine Sorgen sehr gut verstehen. Dennoch muss man den Blick weiter ziehen: Wir wollen Aufenthaltsqualität schaffen und das Einkaufserlebnis stärken. Das sind zwei wichtige Zielgrößen des Innenstadtkonzepts. Und das wird sich auszahlen - das ist meine innerste Überzeugung. Städte werden nur punkten können, wenn sie diese beiden Faktoren günstig beeinflussen. Das machen wir - und auf eine sehr gute Art und Weise. Wipperfürth ist zukunftsfähig. Wir werden diese Zeit schadlos überstehen. Was schaden würde, wäre hingegen, schlecht über die eigene Stadt zu sprechen. Wenn man aus zu vielen Mündern hört: "Alles Käse, die Stadt stirbt." Daher werbe ich für einen Perspektivwechsel und sage: "Wir bauen für die Bürger und Gäste der Stadt um!" Man muss es positiv sehen.

Wie begegnen Sie den Sorgen des Einzelhandels?

Von Rekowski Wir informieren in allgemeinen Sitzungen, haben das City-Management als Ansprechpartner implementiert. Auch neu ist ein Monatsgespräch mit dem Einzelhandel zum Austausch. Wir sind im kontinuierlichen Dialog mit dem Einzelhandel, das halte ich für das Wichtigste. Und ich glaube, dass wir da einen guten Job machen. In den acht Jahren als Bürgermeister habe ich gelernt, dass man immer offen sein und die Dinge ansprechen muss.

Gibt es einen klassischen Wipperfürth-Touristen?

Von Rekowski Wir zielen auf den Tagestouristen ab, der vielleicht auch einen oder zwei Tage hierbleibt. Das passt zu Wipperfürth und dem Angebot, das wir haben. Da ist ja seit 2010/2011 eine Menge passiert: Ohler Wiesen, Wupperauen, Fahrradweg. Durch den Hansetag und das Stadtjubiläum haben wir den Tourismus zwar in jüngster Zeit ein wenig zurückgefahren, aber unser Tourismusmanagement startet jetzt wieder durch. Ein großer Vorteil waren die Wohnmobilstellplätze in Wuppernähe, dadurch haben wir regelmäßig Wohnmobilisten in der Stadt.

Wie wichtig ist der Bergische Panorama-Radweg?

Von Rekowski Das ist das wichtigste Merkmal, keine Frage. Dazu kommt die Qualifizierung der Wanderwege, als drittes Merkmal kommt die Aufenthaltsqualität in der Stadt. Wir versuchen auch, die Leute vom Radweg in die Stadt zu lenken. Wir arbeiten viel auch überregional zusammen, gerade mit den Nachbarstädten Hückeswagen und Radevormwald.

Welchen Stellenwert hat der Marktplatz?

Von Rekowski Der Marktplatz wird ja seit jeher als das "Wohnzimmer" der Hansestadt Wipperfürth bezeichnet. Er ist für die Gastronomie enorm wichtig. Man sieht es ja auch an den Wochenenden, wie gezielt der Marktplatz angefahren wird. Und er wird noch schöner werden: komplett barrierefrei und mit einer Abtreppung, die sehr viel Flair hat. Da kann man sich schon drauf freuen.

Ihr Fazit zur Zusammenlegung des Berufskollegs?

Von Rekowski Das war ja eine Maßnahme des Oberbergischen Kreises, aber aus Wipperfürther Sicht war das auf jeden Fall zu befürworten. Es war der absolut richtige Schritt. Die Berufsschule ist für uns sehr wichtig, weil sie junge Leute zu uns bringt. Dadurch bleibt die Stadt jung - und auch die Gewerbetreibenden profitieren davon.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFER

(wow)
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