Wermelskirchen Windparks auf dem Vormarsch

Wermelskirchen · Auf der Stadtgrenze zu Solingen ist ein Windpark südlich der Sengbach-Talsperre im Gespräch. Fürs Stadtgebiet sind indes keine Vorrangflächen ausgewiesen – trotz der 2010 ausgerufenen "lokalen Energiewende".

 Alle wollen Strom aus erneuerbarer Energie nutzen – aber niemand will das Windrad im Garten stehen haben.

Alle wollen Strom aus erneuerbarer Energie nutzen – aber niemand will das Windrad im Garten stehen haben.

Foto: Woitschützke

Der Bau von Windparks ist nicht nur für die deutsche Nord- und Ostseeküste ein ständiges, mitunter heikles Thema – die Energiewende hat inzwischen auch das Bergische erreicht. So plant die Nachbarstadt Solingen, auf einem Areal südlich der Sengbach-Talsperre sogenannte Potenzialflächen für bis zu 150 Meter hohe Windkrafträder auszuweisen. Der Technische Beigeordnete der Stadt Wermelskirchen, Dr. André Benedict Prusa, hat davon auch gehört. "Wir als Stadt müssen gehört werden, sind aber noch nicht beteiligt worden."

Windkrafträder in Wermelskirchen sind seit jeher ein heikles Thema. 2001 lagen plötzlich drei Bauvoranfragen auf dem Tisch des zuständigen Dezernenten. Buchholzen und Durholzen hatten Investoren auserkoren, um dort Windräder zu bauen. Schnell gründete sich die "IG Windstille", die gegen den Bau kämpfte. Nach eineinhalb Jahren gaben die Investoren auf – damalige Verwaltungsgerichtsurteile legten Abstandsflächen fest, die nicht einzuhalten waren.

2010 riefen die Bürgermeister der Städte Wermelskirchen, Hückeswagen und Wipperfürth, vereint in der BEW, die "lokale Energiewende" aus. 24 Standorte wurden untersucht, keine der Flächen eignet sich in Wermelskirchen als Vorrangfläche für Windparks. Dann kam Fukushima im März 2011 – und die politische Energiewende.

Klimaschutzkonzept

Seither überschlagen sich die politischen Instanzen. Der Kreis hat die Kommunen gebeten, gemeinsam ein Klimaschutzkonzept zu erstellen, verbunden auch mit der Ausweisung von Vorrangflächen für Windräder. Der Oberbergische Kreis sichert inzwischen Winddaten mit Unterstützung von privaten Büros. Laut Dr. Prusa seien die auch in Rhein-Berg unterwegs. "Wir müssen uns aber als Stadt fragen, wie seriös diese Daten sind." Letztlich wurde dann die Kreisinitiative überholt von der Landesregierung – die will eine landesweite Windparkanalyse erarbeiten. "Der Vorteil: Es kommen keine Kosten auf uns zu." Die Ergebnisse werden mit der Regionalplanung abgestimmt und müssten dann in den örtlichen Flächennutzungsplan als "Windradkonzentrationsfläche" aufgenommen werden. "Das kann aber noch einige Jahre dauern", so Dr. Prusa.

In Wermelskirchen gibt es derzeit keine Anfrage für den Bau von Windrädern. "Das müsste als Einzelfall betrachtet und entschieden werden", so Dr. Prusa. Die Gesetzgebung sei sehr streng dabei. "Es gibt keine weißen Flecken auf unserer Stadtkarte, wo die Anlagen stehen könnten."

Unklar ist bislang, wie weit Rot-Grün mit der Genehmigung von Windrädern in Wäldern gehen wird. Denn: Stadtflächen mit mehr als 15 Prozent Waldanteil könnten im Wald bauen. "Wo bleibt aber dann die Gesamtökobilanz? Wir vernichten Wald als Klimaregulator für erneuerbare Energie – das bringt nichts", meint Dr. Prusa.

Wertschöpfung nutzen

Die Freien Wähler im Kreistag fordern jetzt den Landrat auf, Vorrangflächen auszuweisen. Sie sehen nicht nur den ökologischen Nutzen, so Jan Paas (WNKUWG) als Mitglied im Zukunftsausschuss des Kreises und Mitunterzeichner des Antrages, sondern drängen auch auf Wertschöpfungsmöglichkeit von Anlagen. "Wir sprechen uns dafür aus, dass lokalen Eingriffen in die Landschaft ein möglichst hoher lokaler Nutzen gegenübersteht", so Paas. Die Freien Wähler rechnen mit mindestens 90 000 Euro an Gewerbesteuern für eine Windenergie-Anlage. FRAGE DES TAGES

(RP)
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