Maren Gottschalk in Wermelskirchen Lebendige Lesung aus der Lebensgeschichte von Margarete Steiff

Wermelskirchen · In der katholischen öffentlichen Bücherei an der Kölner Straße las die Schriftstellerin Maren Gottschalk aus ihrem aktuellen Buch „Fräulein Steiff“ vor.

 Die Leverkusener Schriftstellerin Maren Gottschalk.

Die Leverkusener Schriftstellerin Maren Gottschalk.

Foto: Sandy Craus www.fotografieonair.

Der Anfahrtsweg ist gar nicht weit, und doch hat es mehrere Jahre gedauert, bis die Wermelskirchener Buchhändlerin Gabriele van Wahden die Leverkusener Journalistin, Historikerin und Schriftstellerin Maren Gottschalk zur Lesung in die Stadt holen konnte. „Irgendwie hat es nie geklappt“, sagte Gabriele van Wahden am Dienstagabend im großen Saal der katholischen öffentlichen Bücherei an der Kölner Straße.

Dort fand die Lesung Maren Gottschalks zu ihrem immer noch aktuellen Buch statt, der Romanbiografie „Fräulein Steiff“ aus dem Jahr 2022. Über 30 Besucherinnen waren gekommen, denn tatsächlich waren im Publikum mit einer Ausnahme nur Frauen, um der Lebensgeschichte der Erfinderin der bis heute noch immer beliebten und auch nach ihr benannten Steiff-Stofftiere zumindest in Auszügen zuzuhören.

Und mit Lebensgeschichten kannte sich die Schriftstellerin fraglos aus. „Ich habe 20 Jahre lang Biografien geschrieben“, sagte Maren Gottschalk. Die wohl bekannteste dürfte dabei jene über die Widerstandskämpferin gegen die Nazi-Diktatur Sophie Scholl gewesen sein, die 2020 zu deren 100. Geburtstag erschienen war und für viel Aufsehen gesorgt hatte. Nun habe Maren Gottschalk allerdings vor vier Jahren das Genre der Romanbiografie für sich entdeckt – und sehr zu schätzen gelernt.

Margarete Steiff (1847-1909), Erfinderin des Teddybären.

Margarete Steiff (1847-1909), Erfinderin des Teddybären.

Foto: ullstein - dpa

„Bei normalen Biografien müssen jede Zeile, jeder Satz und jede Begebenheit durch Quellen belegt sein. Bei Romanbiografien kann ich hingegen auch Dialoge oder Geschehnisse erzählen, die nicht zu belegen sind – die einzige Bedingung ist, dass sie mir plausibel für die Figur erscheinen müssen“, sagte Maren Gottschalk und gab den Anwesenden damit einen kleinen Einblick in ihre Arbeitsweise.

Die Schriftstellerin hatte nicht nur ihr Buch mitgebracht, aus dem sie mehrere Passagen vorlas. Sondern auch gleich noch eine Art Diashow, etwa mit Fotos aus Margarete Steiffs Heimatdorf Giengen an der Brenz. Davon hatte die Autorin manche Bilder selber geschossen – etwa vom Geburtshaus, das es heute noch immer gibt, oder anderen Orten, die in der Geschichte eine Rolle spielen.

Andere Bilder waren historisch und aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Margarete noch ein kleines Kind war. Es sind lebendige Schilderungen aus dem nicht immer einfachen Leben der unter den Folgen der Kinderlähmungserkrankung in ihrer Kindheit klarzukommen hatte. Clever ausgewählt, waren es Episoden aus der Jugend, der Kindheit und des Erwachsenenlebens.

Und man merkte Maren Gottschalk die Historikerin an. Wenn sie etwa darüber berichtete, dass Margarete Steiff zwar nicht verheiratet gewesen sei, aber ja durchaus romantische Gefühle für einen Mann hätte hegen können. „Aber es muss, wie gesagt, plausibel sein – eine heiße Romanze, Sex, Leidenschaft, das wäre nicht gegangen. Wir sind schließlich in Schwaben des 19. Jahrhunderts. Aber dass sie jemand verehrte, und es zu einer zarten Bande hätte kommen können, das war durchaus möglich – und so habe ich den Herrn Hansen aus Norddeutschland erfunden“, sagte die Autorin.

Deutlich wurde auch, dass sie ganz offensichtlich richtig viel Spaß an der Detailarbeit in der Recherche für ihre Bücher hatte. Denn selbst wenn einzelne Ereignisse erfunden seien, wolle sie sich doch bei den grundsätzlichen Gegebenheiten der damaligen Zeit sicher sein, wie es die Autorin ausdrückte.

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