Wermelskirchener Musiknacht Westernhagen, Gabriel und Co

Wermelskirchen · Am Wochenende gab es gleich drei Konzerte. Die Musikfans hatten die Qual der Wahl. Die Wermelskirchener Musiknacht im Bürgerzentrum lockte die meisten Zuschauer. Kneipenkonzertstimmung herrschte in Dabringhausen.

 Marius Müller-Westernhagen in Wermelskirchen? Nicht ganz! Die Stimme von "Marios Westernhagen Tribute" ähnelte dem Original jedoch zum Verwechseln.

Marius Müller-Westernhagen in Wermelskirchen? Nicht ganz! Die Stimme von "Marios Westernhagen Tribute" ähnelte dem Original jedoch zum Verwechseln.

Foto: St. Singer

Während in Sachen Rockkonzerte an manch einem Wochenende gähnende Leere im Terminkalender Wermelskirchens herrscht, stellten am vergangenen gleich drei herausragende Veranstaltungen die Freunde von Livemusik vor die Qual der Wahl. Alle Konzerte fanden ihr Publikum und waren so gut besucht, dass sie Existenzberechtigung nachwiesen. Keines der Events war aber ausverkauft, so dass es den Besuchern an allen drei Schauplätzen nicht an Bewegungsfreiraum mangelte. Die Wermelskirchener Musiknacht im Bürgerzentrum lockte die 450 Besuchern die größte Publikumsschar "hinter dem Ofen" hervor.

Als Aushängeschild der Musiknacht fungierte in diesem Jahr die Hamburger Band "Marios Westernhagen Tribute". Das Quintett hat sich ganz der Musik des Deutschrockers Marius Müller-Westernhagen verschrieben. Die Stimme von Frontmann Mario ähnelt der des berühmten Sängers derart, dass im Bürgerzentrum kaum ein Unterschied zwischen Original und Double hörbar war. Mit Freunden - unter anderem aus Hückeswagen - kam das Wermelskirchener Ehepaar Kirsten und Alfred Schmidt zur Musiknacht und kommentierten: "Anfangs war das Konzert etwas zäh, zum Schluss hin wurde es immer besser."

Die Band sei toll und Sänger Mario stimmlich nah bei Westernhagen und gesanglich sehr gut. Anfangs hatte "Marios Westernhagen Tribute" auf eher weniger bekannte Lieder aus der Anfangszeit des musikalischen Westernhagen-Schaffens gesetzt. Nach kurzer, zehnminütiger "Halbzeit" erklangen dann die Hits, die das Publikum hören und mitsingen wollte: "Mit 18", "Dicke", "Freiheit", "Sexy", "Lass uns leben" und "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz". Im Vergleich zur Musiknacht 2017, die knapp 600 Besucher anzog, blieb der diesjährige Zuspruch etwas hinter den Erwartungen zurück, was "Centrale"-Gastwirt Dirk Goetz vom Veranstalterteam der hartnäckigen Grippewelle zuschrieb: "Ich habe aus meinem Bekanntenkreis viele krankheitsbedingte Absagen bekommen."

Kneipenkonzertstimmung fast wie in einem Irish Pub erlebten die rund 70 Gäste im Restaurant "Markt 57", wo die gemeinnützige Gesellschaft "Miteinander in Dabringhausen" zum Konzert einlud. Bereits zum zweiten Mal kam dafür die Band "JJ and the acoustic machine" ins Dorf. Die Musiker wickelten das Publikum vom ersten Ton um ihre Finger, offensichtlich wurde in Dabringhausen das Folgekonzert nach dem Auftritt im Januar 2017 sehnlichst erwartet. Mit Banjo, Mandoline, Gitarre, Kontrabass, Snaredrum, Dobro und Gesang schlugen die fünf Musiker aus Köln eine Brücke von Folk über Country bis hin zu Rock und Pop. Bei freiem Eintritt (der Hut für eine freiwillige Spende "ging" herum) spielte "JJ and the acoustic machine" Songs aus eigener Feder.

Sie bedienten sich dabei aus der Auswahl ihrer beiden Alben "Somewhere between Saturday and Sunday" sowie "The city loves you" und brachten ebenso einige völlig neue Stücke zu Gehör, die die Gruppe für ihre dritte CD eingeplant hat. Gemeinsam mit dem Publikum, das bereitwillig im Rhythmus mitklatschte und -stampfte, schuf die Band im "Markt 57" eine gut gelaunte, angenehme Kleinkunst-Atmosphäre. Besucher Bob Hauenstein zeigte sich freudig angetan: "Bei solch einem hervorragenden Konzert kann es einem nur gut gehen." Für Organisator Thomas Busch und seine Mitstreiter von "Miteinander in Dabringhausen" toll zu sehen: Das Publikum war generationsübergreifend - von Kindern bis zu Senioren im Rentenalter waren alle Altersklassen vertreten.

Allen Vorschusslorbeeren gerecht wurden die sechs Musiker der Peter Gabriel-Tributeshow "Mercy Street" in der Kleinen Halle der Kattwinkelschen Fabrik vor 180 Zuschauern. Denen dürfte als Fans des einstigen "Genesis"-Schlagzeugers und -Sängers die akribisch durchdachte Komplexität, vielschichtige Aussagekraft und versierte Perkussivität der Gabriel-Kompositionen bewusst sein - alleine die Tatsache, dass sich eine Coverband an dieses Werk heranwagt, ist eine Ausnahmeerscheinung. "Mercy Street" brachte die für Peter Gabriel typische Intensität nicht nur handwerklich überragend auf die Bühne, sondern zelebrierte die zweieinhalbstündige Spielzeit, die von einer Pause unterbrochen wurde, mit spürbarer Leidenschaft.

Der "Mercy Street"-Auftritt war geladen mit Respekt vor Peter Gabriels Musik - eine notwendige Eigenschaft, um nicht ein peinliches Plagiat zu sein. Sänger Ulf Pohlmeier, der immer wieder Geschichten und Anekdoten rund um Peter Gabriel in den von einer auf Leinwand mit Videoclips und Fotoshows begleitetem Auftritt einstreute, drückte es so aus: "Wir gehen da mit Würde durch, mit all der Würde, die diese Musik verdient." Die Besucher zeigten sich beeindruckt. Ralf Janowsky stellte fest: "Wirklich ein grandioser Abend mit vielen Gänsehaut-Momenten." Und Andreas Ferber fragte sich, ob die Musiker wohl ahnen, wie gut sie seien.

(sng)
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