Erstmals seit 1986 in Wermelskirchen Ostermarsch gegen den Krieg in der Ukraine

Wermelskirchen · Am Ostermontag zieht erstmals seit 1986 wieder ein Ostermarsch durch die Stadt Wermelskirchen. Bei der Friedensdemo musizieren auch russische und ukrainische Künstler.

 Die Organisatoren Thomas Wintgen und Armin Himmelrath (v.l.) zeigen alte Fotografien und eine Friedensfahne früherer Ostermärsche.

Die Organisatoren Thomas Wintgen und Armin Himmelrath (v.l.) zeigen alte Fotografien und eine Friedensfahne früherer Ostermärsche.

Foto: Laura Wagener

„In Europa herrscht Krieg“ – mit diesen Worten beginnt der Aufruf der Organisatoren zum diesjährigen Ostermarsch. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine soll dieser erstmals seit mehr als 35 Jahren wieder durch Wermelskirchen ziehen. Ganz vorne mit dabei: Armin Himmelrath und Thomas Wintgen. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Unterstützern – darunter Bürgermeisterin Marion Lück, ihre Stellvertreter Stefan Leßenich und Norbert Galonska, viele Kirchengemeinden, politische Parteien sowie die Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ – rufen die beiden Journalisten zum Ostermarsch am Ostermontag, 18. April, ab 14.45 Uhr am Schwanenplatz auf.

Ausschlaggebend für die Organisation waren Kundgebungen gegen Spaziergänger, an denen sich Himmelrath und Wintgen in den letzten Monaten beteiligten. „Jetzt, wo der Krieg ausgebrochen ist, können wir nicht mehr guten Gewissens gegen Impfgegner laufen“, dachte sich Wintgen. Und so kam das Ganze ins Rollen. Bürgermeisterin Lück habe sich schnell bereit erklärt, mit an der Spitze der Bewegung zu stehen. „Wir sind alle aufgerufen, uns gegen den Krieg in der Ukraine, für den Frieden in Europa einzusetzen – unabhängig von unseren politischen Überzeugungen, unserem Glauben, sozialem Status, Geschlecht“, heißt es in dem schriftlichen Aufruf der Organisatoren. Denn gerade in Deutschland, das bereits zwei Kriege im vergangenen Jahrhundert geführt habe, sei die Verantwortung zum Friedenserhalt besonders groß.

Seit 1960 haben Ostermärsche eine lange Tradition. Hintergrund der pazifistisch motivierten Demonstrationen war insbesondere die nukleare Aufrüstung. In Wermelskirchen fand eine solche Friedensdemo zuletzt 1986 statt. „Wir freuen uns darüber, dass die Wermelskirchener nun geschlossen auftreten, Rückhalt bieten – nicht nur, was die Aufnahme von Geflüchteten betrifft“, so Wintgen. Derzeit rechnen sie mit 500 Teilnehmenden. „Wenn es 300 sind, sind wir aber auch zufrieden und freuen uns,“ so Himmelrath.

 Ostermarsch 1986 in Wermelskirchen: Der führte von Hünger aus in die Innenstadt. Das Bild zeigt Teilnehmer auf der Berliner Straße.

Ostermarsch 1986 in Wermelskirchen: Der führte von Hünger aus in die Innenstadt. Das Bild zeigt Teilnehmer auf der Berliner Straße.

Foto: Armin Himmelrath/BZG

Die Route für den Ostermontag steht bereits: Nach dem Start am Schwanenplatz und einer Ansprache führt der Weg über die Hohe Straße zum Rathaus. Dort will der Zweite Stellvertretende Bürgermeister Norbert Galonska (SPD) eine Rede zur Historie des Ostermarsches halten. Er erinnert sich noch gut an frühere Märsche und Demos in den 1980er-Jahren zurück. „Damals war die Friedensbewegung sehr aktiv, da war ich natürlich auf jeder Demo“, erzählt er. Auch bei der Kundgebung auf der Bonner Hofgartenwiese am 10. Oktober 1981 gegen die atomare Aufrüstung sei er dabei gewesen – gemeinsam mit 300.000 Menschen. „Daran erinnere ich mich noch genau, weil es mein Geburtstag war.“ Er sei froh, dass in Wermelskirchen jetzt wieder ein Ostermarsch stattfinde. „Jetzt berührt es wieder viele Menschen. Wegen der Ukraine ist es jetzt besonders nah“, sagt er. „Ich wäre aber froh, wenn immer viele kämen. Denn die Probleme in der Welt sind allgegenwärtig, wenn man nach Afrika oder überall dorthin, wo der IS aktiv ist, schaut. Darum würde ich gerne jedes Jahr einen Ostermarsch machen. Anlass gibt es immer.“

Sowohl beim Auftakt am Schwanenplatz als auch am Rathaus wird der Posaunenchor Friedenslieder spielen. Nach Ankunft im Haus Eifgen gegen 16.45 Uhr treten dort am frühen Abend drei besondere Musiker auf: Die aus Russland stammenden Mischa Nodelman und Konstantin Gutman sowie der aus der Ukraine stammende Oleksiy Velychko geben ein Konzert und sammeln für Projekte in der Ukraine. „Auch für Kinder ist der Ostermarsch geeignet“, sagt Himmelrath. Als Bildungsjournalist bekomme er mit, dass auch bei Kita-Kindern und Schülern eine große Betroffenheit herrsche. Gerne rufen die Organisatoren diese auf, Plakate zu basteln. „Auch Erwachsene können gerne Plakate gestalten und mitbringen“, sagt Wintgen. Himmelrath selbst besitzt noch einige historische Flugblätter, Fotografien und eine Friedensfahne von früheren Ostermärschen, die er an dem Tag im Haus Eifgen ausstellen wird. „Wir würden uns freuen, wenn Leute von damaligen Ostermärschen erzählen und mit uns ins Gespräch kommen“, sagt er. „Alle, die teilnehmen, bitten wir, Masken zu tragen aus Solidarität und zum Schutz vulnerabler Gruppen.“

(lauw)
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