Amüsantes im Film-Eck in Wermelskirchen Wüste Schrei-Attacken im Bällebad

Wermelskirchen · Lebendig und mitreißend: Svenja Dee in Stefanie Stroebeles Komödie „Haie küsst man nicht“ im „Film-Eck“.

 „Haifische küsst man nicht“ mit Svenja Dee vom TalTonTheater in Wuppertal gastierte in Wermelskirchen.

„Haifische küsst man nicht“ mit Svenja Dee vom TalTonTheater in Wuppertal gastierte in Wermelskirchen.

Foto: Scheben

Ein-Personen-Stücke stehen und fallen mit der Person auf der Bühne. Kein Wunder, muss sie doch ganz alleine dafür sorgen, dass die Handlung so lebendig und mitreißend rüberkommt, dass sie das Publikum zu unterhalten weiß. Da sind keine Kollegen mit auf der Bühne, die eventuelle Hänger – seien sie nun dramaturgischer oder auch schauspielerischer Art – auffangen könnten. Svenja Dee jedenfalls sorgte gleich zum Auftakt der recht gut besuchten Vorführung von Stefanie Stroebeles Komödie „Haie küsst man nicht“ für einen echten Knalleffekt, der dem Publikum im Gedächtnis blieb. Denn als das Licht am Donnerstagabend im Film-Eck ausging, kam sie mit derart wütendem Geschrei den Seitengang hinunter auf die Bühne gestürmt, dass sich der eine oder andere im rund 100-köpfigen Publikum durchaus kurzzeitig erschrocken haben dürfte.

Die Erzieherin Eva Liebling, so die Rolle, die Swenja Dee verkörperte, hatte es aber auch heftig erwischt. Hatte sie ihren Freund Martin Groß doch scheinbar mit Arbeitskollegin und, vormals, bester Freundin Birgit inflagranti beim Fremdknutschen im Keller erwischt. An ihrem Geburtstag. Wo sie doch eigentlich auf einen Heiratsantrag ihres Liebsten gehofft hatte. Dumm gelaufen, so könnte man sagen. Sicherlich, aus Eva Lieblings Perspektive war das so. Das Publikum indes konnte sich über das Leiden der jungen Betrogenen amüsieren, das auf herrliche Weise zwischen abgründiger Wut und abgrundtiefer Trauer changierte. Sozusagen zwischen den Polen lustvolle Mon-Cherie-Fressattacke und wüsten Schrei-Attacken im Bällebad schwankend.

Eva Liebling hatte sich aus dem heimischen Keller, in dem sie die Untreuen erwischt hatte, an ihren benachbarten Arbeitsplatz geflüchtet. „Die Party ist vorbei. Wobei, nein. Nebenan steigt sie – bei Kerzen, Sekt und Treuebruch“, sagte die soeben Gehörnte. Damit stieg sie in ihren etwa anderthalbstündigen Monolog ein, in dessen Rahmen sie die turbulente Geschichte der Beziehung zu Martin Groß auf herrlich komödiantische Art und Weise lebendig werden ließ. Und schließlich den Entschluss fasste, sich umzubringen – und um es dem „treulosen Dummdödel“ noch einmal so richtig heimzuzahlen, natürlich im todschicken, halbdurchsichtigen kleinen Schwarzen. Am Ende stellte sich der vermeintlich tödliche WC-Reiniger jedoch als Wodka heraus, was eine hemmungslos betrunkene Eva Liebling zur Folge hatte, die sich in eine Ecke hineinmanövriert hatte, aus der sie nur noch mit viel Langmut wieder herausfinden würde. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der vermeintlich untreue Martin seine Eva doch eigentlich nur heiraten wollte, wie sich zum Ende hin aufklärte....

Svenja Dee spielte die Rolle der gar nicht so wirklich Betrogenen mit jeder Menge Ausdruckskraft und Lust am Spiel. Sie konnte das verliebte Girlie genauso wie die verführerische Femme Fatale, schlüpfte blitzschnell immer wieder in die Sprechrolle von Martin Groß, zog sich dabei mehrfach um und schaffte es sogar, als Bauchrednerin mit mehreren Puppen aufzutreten. Dabei machte es vor allem viel Spaß, die Schauspielerin in ihrer herrlich überdrehten Art dabei zu beobachten, wie sie stückchenweise jenes dünne Eis ihrer eigenen Realität zertrampelte, nur um am Ende völlig betrunken, aber gleichzeitig trunken vor Glück, von der Bühne zu torkeln.

Dem Publikum gefiel es ebenfalls. Und so durfte sich die Schauspielerin am Ende über des Künstlers schönsten Lohn freuen – kräftigen Applaus.

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