Release-Konzert in Wermelskirchen Endlich da! Zweites Album von „The Electric Coast“

Wermelskirchen · Die Band um Komponist, Texter, Gitarrist und Sänger Adam Glosnicki stellte ihr neues Werk bei einem Konzert im Bahndamm live vor. „Over yonder“ gibt es als Schallplatte oder via Internet-Streaming.

 Konfetti-Kanonen für das neue Album von „The Electric Coast“ (v.l.): Adam Glosnicki, Hendrik Hausmann und Andreas Krug freuen sich.

Konfetti-Kanonen für das neue Album von „The Electric Coast“ (v.l.): Adam Glosnicki, Hendrik Hausmann und Andreas Krug freuen sich.

Foto: Stephan Singer

Seit November 2022 ist er Vater, in wenigen Tagen geht der Abschnitt seiner zweimonatigen Elternzeit zu Ende: Für Adam Glosnicki und seine junge Familie geht das Leben einen geregelten Gang. Im Vergleich dazu war die „Geburt“ eines weiteren „Babys“ des 36-Jährigen deutlich schwerer: die Veröffentlichung des zweiten Albums der Band „The Electric Coast“, deren Kopf und Frontmann Adam Glosnicki als Komponist, Texter, Gitarrist und Sänger ist. „Over yonder“ heißt das Werk, das zehn neue Songs enthält und die Nachfolge-Scheibe der Erstlings-Albums „Warming quilt“ aus dem Jahr 2017 ist. Vor etwa 150 Besuchern präsentierte das Trio das neue Album bei einem Release-Konzert im Autonomen Jugendzentrum (AJZ) Bahndamm und holte dabei auch Überraschungsgäste auf die Bühne.

„2019 hat mich die Muse geküsst“, erinnerte Adam Glosnicki vor Konzertbeginn im Gespräch mit unserer Redaktion: „Da habe ich sechs Songs geschrieben, wir haben sie im Proberaum ‚rund‘ gemacht, und dann habe ich die Texte geschrieben.“ Das war ein guter Start auf dem Weg zu einem neuen Album, und die Studio-Aufnahmen begannen. Aber: Es folgten die Lockdowns zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Dass wir in dieser Zeit keine Auftritte hatte, war für uns nicht so schlimm – wir leben ja nicht von der Musik, verdienen damit eh kaum etwas. Aber die Zwangspause bei den Aufnahmen war schon frustrierend.“ Wenn es um das Komponieren geht, setzt sich Adam Glosnicki keinem Zeitdruck aus: „Ich erzwinge nichts, ich gucke, was mir in den Kopf kommt.“

Probleme bei der „Geburt“ von „Over yonder“ entstanden aber nicht nur durch Corona: Als die Songs „im Kasten“ waren, setzten sie sich fort. „Wir sind alle große Vinyl-Fans und wollten das Album als Schallplatte veröffentlichen. Die Produktion dauerte erst elf Monate. Dann stellte sich heraus: Das Presswerk verwendete die falsche Testpressung. Also mussten die Platten neu gemacht werden, und es vergingen noch mal einige Monate“, berichtete Adam Glosnicki: „Manchmal hatten wir das Gefühl, dass es nicht sein soll. Umso glücklicher sind wir jetzt, dass die 300 Exemplare der Schallplatte da sind. Und es ist schon toll, seine eigene Musik in seine Schallplatten-Sammlung einzusortieren.“

Das Konzert im Bahndamm zeigte deutlich, dass sich der Stil von Glosnicki und seinen Mitstreitern Andreas Krug (Bass) und Hendrik Hausmann (Schlagzeug) bei den „Over yonder“-Kompositionen entwickelt hat: Die Einflüsse von Alternative und Grunge, die noch bei den „Warming quilt“-Stücken zu hören waren, sind zwar nicht verschwunden, treten jedoch mehr in den Hintergrund – der Sound erinnert mehr an die 1970er- als an die 1990er-Jahre. „Klar, das ist Blues-Rock“, bestätigte Adam Glosnicki im Interview und verwies auf Lenny Kravitz oder „The Black Keys“ als zeitgemäße Orientierungspunkte. Eine Gitarre und eine Stimme dominieren imposant den „The Electric Coast“-Sound. „Ich will nichts abkupfern. Ich will eine eigene Handschrift kreieren und in der Musik erkennbar machen“, sagte Adam Glosnicki, der mit seiner kratzig-rauhen Stimme mal melancholisch, mal rotzig singt.

Beim Konzert im Bahndamm ist unüberhörbar: Allen Stücken gemein ist eine zwingende Emotionalität, die das Publikum unmittelbar packt – entsprechend reagieren die Besucher mit begeistertem Beifall, der über freundlichen Anstands-Applaus deutlich hinaus geht.

Für das Release-Konzert setzte „The Electric Coast“ logischerweise auf die „Over yonder“-Stücke und gesellte Songs von „Warming quilt“ hinzu. Für zwei Lieder löste Tim Niepalla Hendrik Hausmann am Schlagzeug ab und kam Torsten „Toto“ Löhnert als zweiter Gitarrist auf die Bühne: Mit Glosnicki und Krug stimmten sie „Equal silence“-Nummern an – und erinnerten damit an die Band, mit der Adam Glosnicki erste Erfolge feierte, bevor die Gruppe „M.adam“ folgte und sich schließlich „The Electric Coast“ formte.

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