Nachwuchssängerinnen aus Wermelskirchen Manchmal ist Singen wie Boxen

Wermelskirchen · Mara Fischer und Marie Claire König haben beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen. Um Bewertungen geht es ihnen nicht, sondern ums Wachsen.

 Singen und fühlen: Mara Fischer (l.) und Marie Claire König haben am Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen.

Singen und fühlen: Mara Fischer (l.) und Marie Claire König haben am Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen.

Foto: Theresa Demski

Als Marie Claire an dem fremden Klavier in Detmold Platz nimmt und einen Blick zu der Jury wirft, da geht kurz die Aufregung mit ihr durch. Der Regionalentscheid von „Jugend musiziert“ hatte in der vertrauten Katt stattgefunden. Dann hatte sie sich – genauso wie Mara Fischer – für den Landesentscheid qualifiziert. Und nun steht die 13-Jährige also auf der fremden Bühne in Detmold. Und mitten in der Aufregung denkt sie an die Worte ihrer Gesangslehrerin. „Es geht darum, Spaß zu haben. Deine Musik zu machen. Es geht nicht um die Meinung der anderen“. Darin hatte Sihna Maagé ihre Schützlinge immer wieder bestärkt. Der Wettbewerb könne ihnen helfen, um weiter zu wachsen. Das fällt Marie Claire König in diesem Moment auf der Bühne ein. Und dann setzt sie sich an das Klavier, beginnt zu spielen und sie singt. Mit ihrer besonderen Stimme. Es sind ihre eigenen Worte, die sie in eine Melodie fasst. Es ist ihr eigener Song. Und am Ende des Tages, nach drei weiteren Stücken, steht fest: Die 13-Jährige darf im Sommer zum Bundeswettbewerb nach Oldenburg fahren. „Natürlich freue ich mich darüber“, sagt sie, „aber vor allem geht es mir darum, Musik zu machen.“

Wer sich mit Marie Claire König und Mara Fischer über ihre Lieder und ihre Musik unterhält, der lernt viel über Ideen, Träume und Emotionen. Beide haben am Landeswettbewerb teilgenommen. Marie Claire König hat sich für die nächste Runde qualifiziert, Mara Fischer nicht. „Aber gelernt habe ich viel“, sagt Mara Fischer und erzählt von neuen Ansätzen, die sie mit in den Gesangsunterricht genommen hat. „Und vor allem hatte ich Spaß“, sagt sie. Deswegen halte sich die Enttäuschung auch in Grenzen. Ohnehin: Es ist der Moment, wenn sie auf der Bühne stehen, das Mikrofon in die Hand nehmen und sie ihren Gefühlen eine Melodie geben, der zählt. „Die Musik ist ein gutes Ventil, um meine Gefühle rauszulassen“, sagt Mara Fischer (15). Viele ihrer Songs schreibt sie selbst – seit sie dafür das entsprechende Werkzeug im Songwriter-Kursus in der Katt erhalten hat. „Ich konnte damals nicht so mega gut singen“, sagt sie, „aber ich wollte dazulernen.“ Als sie von Freunden dann von Sihna Maagé und dem Katt-Angebot erfuhr, kam sie vorbei. Sie begann, Stücke zu schreiben und zu singen. „Ich habe mir selbst Klavier und Ukulele beigebracht“, erzählt die 15-Jährige. Und sie ließ sich von Sihna Maagé zum Offenen Singen einladen. „Da sind dann Leute, denen geht es wie dir selbst“, sagt sie, „die Gemeinschaft macht viel aus.“

Dort traf sie auch auf Marie Claire König. Ihre Familie und ihre Freunde hatten sie ermutigt, ihrer Stimme die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hatte sich also schon als Kind bei der Musikschule zum Gesangsunterricht angemeldet. Erstmal klassisch. „Aber das war irgendwie nichts für mich und meine Stimmlage“, sagt sie. Dann traf Marie Claire König in der Musikschule auf Gesangslehrerin Sihna Maagé und sie wechselte auf die Pop-Schiene. „Da fühle ich mich wohl“, sagt sie.

Und dann erzählt Marie Claire König von dem Konzertbesuch ihrer Mutter – drei Tage vor ihrer Geburt. „Mir liegt die Musik vielleicht einfach im Blut“, sagt sie etwas schüchtern. Wenn sie singe, dann habe das viel mit ihren Gefühlen zu tun. „Es ist wie boxen“, sagt sie und lacht, „man lässt alles raus.“ Längst ist auch Marie Claire eine gern gesehene Besucherin der musikalischen Angebote in der Katt. Beide Sängerinnen zeigten schon bei den beliebten Weihnachtskonzerten ihr Können. Mara Fischer hatte am vergangenen Wochenende als Vorgruppe von „Johna“ in der Katt ihren ersten offiziellen Gig. Wie es weitergeht? „Hauptsache wir können weiter Musik machen“, sagen die beiden Sängerinnen.

Marie Claire König reist im Juni nun nach Oldenburg zum Bundeswettbewerb. Dann hofft sie, die Aufregung in Schach halten zu können. „Ich habe vom letzten Wettbewerb gelernt“, sagt sie, „es ist nie eine gute Idee, sich vor dem Bühnenauftritt in Frage zu stellen und klein zu machen.“ Stattdessen wolle sie ohne die vielen Gedanken im Kopf auf die Bühne gehen. Marie Claire König lacht: „Und dann mache ich mein Ding.“

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