Sport in Wermelskirchen Zoom-Training mit Mini-Sportskanonen

Wermelskirchen · Übungsleiterin Sonja Robbe hat mit Kindern die erste Online-Sportstunde absolviert. Die Sechs- bis Zehnjährigen waren begeistert über die willkommene Abwechslung. Klar ist aber allen: Nichts geht über Outdoor-Sport in der großen Gemeinschaft.

 Übungsleiterin Sonja Robbe hat im Kinderzimmer ihrer Tochter ihr „Studio“ aufgebaut.

Übungsleiterin Sonja Robbe hat im Kinderzimmer ihrer Tochter ihr „Studio“ aufgebaut.

Foto: Robbe

Noch immer ist kein Sportbetrieb möglich, Hallen und Plätze sind geschlossen, Zusammenkünfte nicht erlaubt. Doch gerade Kinder leiden zunehmend unter den Einschränkungen, wollen endlich wieder gemeinsam toben, schwitzen und sich richtig auspowern. Das sagt Sonja Robbe. Sie ist nicht nur Mutter von zwei Kindern, sondern auch Fachberaterin „Anerkannter Bewegungskindergarten NRW“ sowie Referentin „NRW bewegt seine Kinder!“ beim Kreissportbund. Und Übungsleiterin beim Sport-Verein. Deshalb ihre Devise: Lamentieren nützt nichts, Lösungen müssen her. Und so treffen sich die sechs- bis zehnjährigen „Sportskanonen“ des SV 09/35 seit vergangener Woche zum Online-Training vorm Bildschirm.

Marie hat keinen Ton. Hannes noch kein Bild. Und die Trainerin bekommt das Begrüßungslied nicht so richtig geladen – aber trotzdem freuen sich alle riesig, dass sie sich nach längerer Zeit wieder sehen und hören. Erstmal nur für 40 Minuten, denn auch Übungsleiterin Sonja Robbe muss sich zunächst in Technik und Methodik des Online-Trainings reinfuchsen. Aber nach ein paar anfänglichen Hürden sind alle „drin“. Es kann losgehen. Erstmal aufwärmen, ein paar Jumping Jacks, ein paar Knieheber-Läufe und dann gibt’s ein Mini-Workout. Sonja Robbe hat das Kinderzimmer ihrer Tochter kurzerhand in einen virtuellen Kursraum verwandelt, der eigene Laptop bringt alle Kinder ganz nah ran. „Bis Mitte Oktober waren wir im Eifgen-Stadion oder im Wald - sowohl mit den Eltern-Kind-Gruppen, als auch mit den Großen ab sechs Jahre. Als das nach den Herbstferien nicht mehr möglich war, haben wir uns schöne Bewegungsrallyes einfallen lassen. Die Familien konnten so ganz corona-konform im Alleingang die Natur unsicher machen und verschiedenste Übungen unterwegs absolvieren“, erklärt Sonja Robbe. Doch seit dem letzten Lockdown sind auch diese Möglichkeiten eingeschränkt. Und so pausierten sämtliche Aktivitäten. So gerne Sonja Robbe mit den Kindern an der frischen Luft ist – es mussten Ideen für ein Wohnzimmer-Training her.

 Das erste Zoom-Training der Sechs- bis Zehnjährigen per Video-Schaltung fand großen Anklang.

Das erste Zoom-Training der Sechs- bis Zehnjährigen per Video-Schaltung fand großen Anklang.

Foto: Robbe

„Für die Kleinsten sind Online-Angebote noch nicht zielführend, da möchte ich sobald wie möglich wieder mit Outdoor- Angeboten starten, die vielleicht ab einem bestimmten Inzidenzwert möglich sein könnten. Aber ab dem Grundschulalter begreift man das virtuelle Konzept schon ganz gut und kann, mit ein wenig Hilfe von den Eltern im Hintergrund, prima mitmachen“, ist sich die Diplom-Pädagogin sicher.

„Bewegung ist ein elementar wichtiger Baustein unserer Bildungsarbeit, den wir konsequent stärken müssen. Wir beobachten mit großer Sorge einen kontinuierlichen Rückgang aller Alltagsaktivitäten in der Kindheit – Corona hat diesen Trend natürlich extrem verschärft“, sagt Sonja Robbe. „Es geht vor allem um gesundheitliche Aspekte, die in den Fokus gehören. Sprach- und Konzentrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, zunehmender Verlust motorischer Grundfähigkeiten – Bewegungsmangel hat viele Gesichter.“

Die 15 Mini-Sportskanonen sind auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht und freuen sich auf ihre wöchentlichen Sportstunden mit ihrer Übungsleiterin. „Wenn schon online, dann mit so viel Netto-Bewegungszeit, wie es nur geht. Ich baue immer Aufgaben ein, bei denen die Kinder ihre Sportmaterialien erstmal im Haus zusammensuchen müssen: Bälle, Trinkflaschen, Handtücher, Zeitungen und andere Alltagsgegenstände. Alles auf Zeit, damit auch Tempo in die ganze Sache kommt. Und auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen, schließlich sitzen da Kinder vor dem Laptop oder dem Smartphone. Heute mussten beispielsweise alle Sportskanonen so schnell wie möglich in ihr Badezimmer flitzen und ein Foto von sich in der leeren Badewanne knipsen. Spielerisches Ausdauertraining.“

Und was sagen die Kleinsten nach ihrer ersten Online-Sportstunde? Marie (9): „Ich fand es toll, dass ich die anderen Kinder und Sonja wieder gesehen habe!“ Cara (7): „ Die Kinderliegestütze waren klasse. Und dass wir durchs Haus laufen mussten, um Sachen zu suchen, war toll.“

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