Netzwerk gegen Fachkräftemangel in Wermelskirchen „Wir glauben an die Kraft des Handwerks“

Wermelskirchen · Neu gegründete Wermelskirchener Firma schafft ein Internet-Netzwerk speziell für Handwerksbetriebe. Das Instrument soll eine Hilfe vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sein, Auftragsspitzen besser verarbeitbar machen und die fachlichen Spezialisierungen zunehmend ausnutzen.

 Mitarbeiter Manuel Fitzner (l.) sowie die Firmengründer Natascha Swientek (vorne), Nicole Dunker und Andreas Urban (r.) haben mit dem Wermelskirchener Unternehmen "Handwerk Connected" eine spezielle Internet-Plattform geschaffen, die Betrieben angesichts des Fachkräftemangels helfen soll.

Mitarbeiter Manuel Fitzner (l.) sowie die Firmengründer Natascha Swientek (vorne), Nicole Dunker und Andreas Urban (r.) haben mit dem Wermelskirchener Unternehmen "Handwerk Connected" eine spezielle Internet-Plattform geschaffen, die Betrieben angesichts des Fachkräftemangels helfen soll.

Foto: Stephan Singer

Den Firmenslogan „Gemeinsam. Einfach. Besser.“ ergänzt Nicole Dunker um einen wortgewaltigen Satz: „Wir glauben an die Kraft des Handwerks.“ Woran die neu gegründete Firma „Handwerk Connected“ mit Sitz an der Friedhofstraße nicht glaubt, fügt die Geschäftsführerin im Gespräch mit unserer Redaktion gleich an: „Maßnahmen gegen den immer omnipräsenteren Fachkräftemangel greifen nicht. Lobbyarbeit bei der Politik in Berlin hilft vielleicht bei langfristigen Weichenstellungen löst aber das akute Problem nicht.“ Mit einem digitalen Netzwerk speziell für Inhaber und Betreiber von Handwerksbetrieben will „Handwerk Connected“ neue Wege eröffnen, um den unter Fachkräftemangel leidenden Betrieben und damit in letzter Konsequenz deren Kunden eine Möglichkeit zur besseren sowie schnelleren Umsetzung von Aufträgen zu ermöglichen.

„Handwerk Connected“ wendet sich nicht an Endverbraucher, will keine weitere Internet-Plattform sein, auf der sich Betriebe bis ins Bodenlose gegenseitig im Preis unterbieten. „Wir wollen vernetzen, damit sich Betrieben gegenseitig unterstützen, sich mit ihren Stärken je nach dem speziellen Auftrag helfen“, fasst Nicole Dunker zusammen: „Personaldienstleistung machen wir nicht.“ Die Wirtschaftsingenieurin (37) nennt beispielhafte Konstellationen: „Anstatt im eigenen Betrieb auf Kurzarbeit umzustellen, kann der Inhaber seine Mitarbeiter besser einem anderen Betrieb bei einer Auftrag helfen lassen, um dortige Spitzen abzufangen.“ Oder im Bereich von „Smarthome“, womit sich die heimische Heizung oder Elektronik per Handy steuern lässt, wäre eine immense Fachkenntnis erforderlich, die längst nicht jeder Betrieb habe. „Ein Jung-Unternehmer, der gerade von der Meisterschule kommt und seinen Betrieb eröffnet hat, mag nicht ausgelastet sein, kann jedoch seine freien Kapazitäten woanders einbringen.“

Zuletzt war Nicole Dunker als Marketingleiterin bei einem bekannten Remscheider Hersteller für Heizungsbedarf tätig, ist demnach mit der problematischen Personallage im Handwerkssektor vertraut: „Durch ‚Handwerk Connected‘ sollen vorhandene Ressourcen besser nutzbar sein.“ Produktivität lasse sich in einem Handwerksbetrieb dadurch erhöhen, in dem Kooperationen eingegangen und die Mitarbeiter dafür eingesetzt würden, wofür sie ausgebildet worden seien und eine stärkere fachliche Spezialisierung erfolge.
In der Anfangsphase der Firmengründung legt „Handwerk Connected“ den Schwerpunkt auf Betriebe der Sektoren Sanität, Heizung, Klima und Elektro in Nordrhein-Westfalen – zukünftige Ausweitungen nicht ausgeschlossen. In letzter Konsequenz diene „Handwerk Connected“ auch dem Auftraggeber, ist Nicole Dunker überzeugt: „Heutzutage benötigt eine Badsanierung mehrere Gewerke, der Kunde will jedoch nur einen Ansprechpartner.“ Und natürlich bestünden Netzwerke von Betrieben aufgrund regelmäßiger Zusammenarbeit „um den heimischen Kirchturm herum“: „Diese reichen aktuell aber nicht mehr aus, weil sie zu schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.“

Bei dem Aufbau der „Handwerk Connected“-Homepage habe die neue Firma von Anfang an Handwerksbetriebe involviert. „So ist die Matrix der Abfragen praxisnah. Wir verfeinern es ständig, bekommen täglich neue Nutzer für uns hinzu“, sagt Nicole Dunker und ergänzt: „In der IT-Branche ist das Prinzip, das wir mit ‚Handwerk Connected‘ etablieren, längst üblich, weil kein Programmierer alles Anforderungen abdecken kann – da ist man spezialisiert und arbeitet entsprechend zusammen.“ Dieses „Umdenken“ im Handwerk zu erzeugen, sei die größte Herausforderung.

Drei wichtige Argumente haben nach Einschätzung von Nicole Dunker für „Handwerk Connected“ zum Firmensitz in Wermelskirchen geführt: schnelles Internet, gute Autobahn-Anbindung und gute Erreichbarkeit für die Beteiligten.

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