Fast nostalgischer Auftritt vor vollem Haus Haus Eifgen – „Winni“ spielt im Kreis seiner Freunde

Wermelskirchen · Vor vollem Haus gastierte Winni Boldt am Freitagabend auf der Bühne im Eifgen.

 Winni Boldt und seine Band erinnerten musikalisch an die Zeiten von „Karlchens Keller Kompanie“.

Winni Boldt und seine Band erinnerten musikalisch an die Zeiten von „Karlchens Keller Kompanie“.

Foto: Boldt

Irgendwie will der Funke nicht überspringen. Das Haus Eifgen ist brechend voll, Sitzplätze gibt es längst keine mehr. Selbst Stehplätze sind Mangelware geworden. Rund 150 Besucher sind gekommen, um „Winni and friends“ zu hören. Musikalische Freunde auf der Bühne treffen auf Freunde und Familie im Publikum. Ein paar Wegbegleiter, die sich noch strahlend an die alten Zeiten erinnern, als Karlchens Keller Kompanie für unvergessliche Abende sorgte. Winni Boldt liebt die Bühne und die Musik wie eh und je, seine Gitarren und das Bum-Cha. Und er zieht das Publikum – ebenfalls wie eh und je. Aber: Die Stimmung bleibt gedämpft – für Haus Eifgen-Verhältnisse.

Hier bestimmt nicht die Zahl der Besucher über den Erfolg eines Abends. Hier fließen Tränen der Rührung, wenn Musiker vor klitzekleinem Publikum ihren Instrumenten alles abverlangen. Hier tanzen plötzlich Zuhörer vor der Bühne. Szenenapplaus ist im Haus Eifgen an der Tagesordnung – weil Michael Dierks und die Kulturinitiative sich trauen, auch Musiker ins Haus zu holen, die ungewöhnlich, aber genial sind. Am Freitagabend bleibt es beim Treffen unter Freunden – gesellig, bekannten Gesichtern und vertrauten Melodien.

Ein gemütlicher Abend – mit schönen Gitarren-Soli von Burkhard Wigger, mit Ruppe Fuchs, der in der zweiten Hälfte am Schlagzeug Platz nimmt und ein bisschen Glanz mitbringt. Mit Rolf Kampa, den so viele Besucher aus alten Bühnen-Zeiten kennen, dass sie ganz wehmütig werden. Und mit Michael Dierks selbst, der an den Tasten die Melodien scheinbar aus dem Ärmel schüttelt als hätten sie nur auf diesen Moment gewartet. Im Gepäck haben sie Wohlfühlmusik, die meistens ein bisschen nach Country und Rock klingt, nach den Beatles und Creedence Clearwater Revival, nach Eric Clapton und U2. Winni Boldt erzählt dazu kleine, heitere Geschichten – über jene Nächte, in denen er vor dem Radio saß, um im richtigen Moment die Aufnahmetaste für das Kassettendeck zu drücken. Von John Lennon und Yoko Ono, die wie nebenbei Liedtexte erfanden. Dann erinnert er Peter Benninghoff, den Gefährten, den Kollegen, der Anfang Oktober überraschend gestorben war. Ihm widmet er den Muddy-Water-Blues.

Schließlich liegt dem Musiker noch etwas auf der Seele. Nach den Ereignissen in Chemnitz seien die Gedanken in seinem Kopf gesprudelt. Also habe er zu schreiben begonnen. Erst ein Gedicht, dann eine Melodie. Das Ergebnis spielt er am Freitagabend. Es ist weniger eine musikalische Offenbarung als ein politisches Statement in aufwühlenden Zeiten – und damit vielleicht auch wichtiger als rhythmische Brillanz.

Während des Abends gesellen sich nicht nur immer mehr musikalische Freunde auf der Bühne hinzu, sondern Winni Boldt holt auch immer mal ein neues Instrument hervor. Die Mundharmonika zum Beispiel, die nach Lagerfeuer und endloser Prärie klingt, oder das Rasselei. Irgendwann zaubert er eine alte Gitarre aus den Tiefen der Bühne, die er seit alten Kellerkompanie-Zeiten nicht mehr gespielt habe. „Es wird Zeit“, sagt er und bringt das Instrument zum Einsatz. Immer mal wieder stimmt einer im Publikum mit an, steigt in vertraute Textzeilen ein – die meisten aber scheinen sich einfach zu freuen, mal wieder beisammen zu sein.

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