„Willkommen in Wermelskirchen“ Möbellager steht vor dem Aus

Wermelskirchen · Nach fünf Jahren stellt „Willkommen in Wermelskirchen“ ihren Möbelservice im bisherigen Umfang ein. Gespräche mit möglichen Nachfolgern laufen noch. Ein Ergebnis wird noch diese Woche erwartet.

 Einzug im Juni vorigen Jahres in das neue Möbellager beider Firma Posseik: Rebar Jeejo, Khaled Mato, Stefan Picard, Bernhard Feldmann, Alfred Seidel, Ashfaq Javed und Peter Siebel (v.l.) waren da noch guten Mutes.

Einzug im Juni vorigen Jahres in das neue Möbellager beider Firma Posseik: Rebar Jeejo, Khaled Mato, Stefan Picard, Bernhard Feldmann, Alfred Seidel, Ashfaq Javed und Peter Siebel (v.l.) waren da noch guten Mutes.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wenn sich kein Nachfolger findet, schließt das Möbellager der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ (WKiWK) in der alten Posseik-Halle zum Spätsommer. Das gaben die Initiatoren auf Nachfrage dieser Zeitung bekannt. „Noch allerdings besteht Hoffnung, dass es weitergeht“, erklärte Cornelia Seng gestern. Es gebe Gespräche mit Einrichtungen, die das Möbellager unter professioneller Führung übernehmen könnten. Das Ergebnis erwarten die Ehrenamtlichen noch in dieser Woche.

Sollte es aber niemanden geben, der künftig die Vermittlung von Spendern und Bedürftigen in die Hand nimmt, Möbel abbaut, transportiert, lagert und wieder aufbaut, wird das Angebot eingestellt. „Der Bedarf ist geschrumpft“, erklärt Cornelia Seng. Das habe damit zu tun, dass inzwischen weniger Geflüchtete nach Wermelskirchen kommen. „Aber das ist auch eine Folge der Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt“, ergänzt sie. Viele Flüchtlinge würden in den Einrichtungen immer noch auf die Möglichkeit warten, eine Wohnung zu beziehen. Weil der Markt für passende Wohnungen aber leer ist, würden weniger Menschen überhaupt noch umziehen können. Man sei angetreten, um für die Erstausstattung sorgen zu können, wenn Geflüchtete in ihrer ersten Wohnung ankommen. „Aber wo es keine Wohnungen gibt, gibt es auch keine Erstausstattung“, sagt Brigitte Krips (Tafel).

Hinzukomme, dass die Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit und Kraft in die Arbeit im Möbellager gesteckt hätten. Alfred Seidel und Christel Feldmann seien fast rund um die Uhr im Einsatz gewesen. Mehr als zehn Ehrenamtliche packten mit an, viele Geflüchtete engagierten sich nach ihrem eigenen Umzug für das Möbellager. Es entstand ein Team, das sich nach den Umzügen auch mal zum gemeinsamen Essen zusammensetzte und sich über einen gelungen Einsatz freute. „Vor allem aber war das ein großer Aufwand“, sagt Cornelia Seng. Und das sei nun personell nicht mehr zu leisten, ergänzt Brigitte Krips.

Es gibt aber noch einen anderen Grund: „Wir sind damals nicht angetreten, um als Dienstleister wahrgenommen zu werden, der gratis Möbel abgibt und aufbaut“, sagt Cornelia Seng, „wir wollten den Menschen, die auf ihrer Flucht zu uns kamen sagen: Willkommen in Wermelskirchen.“ Inzwischen werde das freiwillige und ehrenamtliche Angebot der Initiative aber immer mehr als billiges Möbellager des Sozialamtes wahrgenommen – von Geflüchteten und von Einheimischen. Das habe auch die Atmosphäre verändert und Ehrenamtliche zunehmend frustriert.

Alle Gründe gemeinsam würden nun dazu führen, dass die Initiative die Arbeit im Möbellager aufgibt. Und dazu gehört auch, dass die Ehrenamtlichen nicht länger Möbel von Wohnungsauflösungen abbauen und einsammeln, dann mit dem Transporter zur Möbelhalle fahren oder Küchen, Schränke, Garnituren sofort an anderer Stelle wieder aufbauen. „Wir geben den Transportwagen im Spätsommer zurück“, erklärt Joachim Berg vom WKiWK-Team und erinnert an die fruchtbare Zusammenarbeit vieler Unternehmen.

Schnell habe sich vor fünf Jahren der Bedarf an einem Möbeltransporter herauskristallisiert. Das Autohaus Messink stellte das Fahrzeug zur Verfügung, die Industrie- und Handelskammer und heimische Unternehmer übernahmen die Kosten für die Versicherung. Die Firma Rasspe spendierte den Diesel und entsprechende Fortbildungen zum Sichern und Laden des Wagens für die ehrenamtlichen Helfer. Dreieinhalb Jahre war das Fahrzeug im Einsatz.

Der Transporter wird ab Spätsommer nicht mehr eingesetzt – so viel steht fest. Wie es mit den gemieteten Räumen in der Posseik-Halle weitergeht, das ist noch offen. Denn noch haben die Ehrenamtlichen die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Geschichte des Möbellagers doch weitergeht.

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