Wildunfälle in Wermelskirchen „Autofahrer müssen vorsichtig sein“

Wermelskirchen · Der Berufsverkehr fällt in die morgendliche Dämmerung, seit am Wochenende die Zeit umgestellt wurde. Gerade dann sind Wildtiere verstärkt unterwegs. Autofahrer müssen deshalb im Moment besonders aufpassen und vorsichtig fahren.

 Der Wildwechsel ist im Herbst besonders kritisch – die Tiere sind in der Dämmerung schwieriger zu sehen, der Bremsweg ist länger.

Der Wildwechsel ist im Herbst besonders kritisch – die Tiere sind in der Dämmerung schwieriger zu sehen, der Bremsweg ist länger.

Foto: gms / TÜV Süddeutschland

Es geht immer weiter auf die kalte Jahreszeit zu. Für viele Berufstätige, die in der Corona-Krise nicht ins Homeoffice verbannt wurden, ist es bereits so weit: Sie fahren in der Dämmerung zur Arbeit hin und müssen in der Dämmerung auch wieder zurückfahren. Denn seit am Sonntag die Uhren umgestellt wurden, wird es nun noch früher dunkel. Dabei ist das nicht nur ungemütlich und etwas deprimierend, viel mehr birgt die morgendliche und abendliche Dunkelheit auch eine andere Gefahr: Wildunfälle.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis sind in diesem Jahr bereits 268 Unfälle mit Rehen oder Wildschweinen gezählt worden.„Dabei ist es häufig so, dass die Tiere nicht sofort sterben“, sagt Norbert Drekopf, Vorsitzender des Hegerings in Wermelskirchen. Wenn der Jäger von der Polizei zur Unfallstelle gerufen wird, müsse er das Tier im schlimmsten Fall mit dem Messer oder einem Schuss von seinem Leiden erlösen. „Das ist nie eine schöne Angelegenheit“, sagt Drekopf. „Verletzte Rehe schreien wie kleine Kinder.“

Nach seiner Erfahrung kommen Kollisionen mit Rehen auch wesentlich öfter vor als solche mit Wildschweinen. Wildschweine seien sehr schlau und würden in ihren Rotten gegenseitig gut auf sich aufpassen, erklärt Drekopf. Deshalb gerieten sie selten unter die Räder. „Rehe hingegen werden oftmals von den Autoscheinwerfern geblendet und verharren dann reglos wie im Schockzustand“, sagt der Jäger. Er könne nur dazu raten, die bekannten Schilder zu beachten, die am Straßenrand auf besonders starken Wildwechsel hinweisen. „Und falls die Kollision tatsächlich nicht mehr vermeidbar ist,“ rät Drekopf, „sollte man den Unfall in Kauf nehmen und auf gar keinen Fall das Lenkrad verreißen.“

Dazu rät auch Polizeisprecher Christian Tholl: „Man sollte auf jeden Fall bremsen, klar. Aber das Wichtigste ist, dass man nicht in den Gegenverkehr gerät.“ Auch er musste schon verletzte Tiere erschießen, die von einem Auto angefahren wurden. Er erinnert sich nur ungern daran. Gerade in ländlichen Gebieten komme es ihm zufolge allerdings oft vor, dass verunglückte Tiere durch die Polizeikugel erlöst werden müssten. „Manchmal dauert es einfach zu lang, bis man den Jäger erreichen und dieser dann vor Ort sein kann.“

Immerhin kam es in diesem Jahr bisher zu weniger Unfällen als im vergangenen Jahr. Dies könnte an der Corona-Krise liegen, weil mehr Berufstätige von zu Hause arbeiten und nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren. „Andererseits fängt der verstärkte Wildwechsel gerade erst an.“ Zurzeit würden die Tiere anfangen, ein Winterquartier zu suchen. Abschließend gibt Tholl ein paar Tipps dazu, wie Unfälle vermieden werden können und was im Ernstfall zu tun ist:

▶ auf die Verkehrszeichen „Wildwechsel“ achten

▶ Geschwindigkeit reduzieren und Aufmerksamkeit erhöhen (Straßenrand beobachten)

▶ steht ein Tier auf der Straße, scharf abbremsen und die Spur halten, wenn möglich Scheinwerfer abblenden und hupen

▶ keine Ausweichmanöver, um nicht in den Gegenverkehr zu geraten oder vor einen Baum zu fahren.

▶ Und: Ein Reh kommt selten allein: „Man sollte mit weiteren Tieren rechnen und die Geschwindigkeit nochmals reduzieren“, sagt Tholl.

Andreas Schneider vom Jagdverband weist darauf hin, dass ein Wildunfall meldepflichtig ist. „Auch wenn ein Tier nach einem Zusammenstoß vermeintlich unverletzt davonläuft, ist man immer dazu verpflichtet, die Polizei zu rufen“, sagt Schneider. „Die Beamten informieren den örtlichen Jäger.“ Denn das Tier könnte trotzdem innere Verletzungen davon getragen haben. „Das sind dann schlimme Qualen, von denen es gegebenenfalls erlöst werden muss“, sagt Schneider.

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