SEK nahm Mann im Februar fest Pflegekinder entführt – auch Wermelskirchener (27) vor Gericht

Wermelskirchen/Aachen · Ein 27-jähriger Mann aus Wermelskirchen steht vor dem Landgericht Aachen, er soll an einer spektakulären Kindesentführung beteiligt gewesen sein.

 Bei einem SEK-Einsatz wurde der Wermelskirchener im Februar festgenommen.

Bei einem SEK-Einsatz wurde der Wermelskirchener im Februar festgenommen.

Foto: RP/dpa

Im Februar hatte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei den mutmaßlichen Mittäter an der Eich gestellt und festgenommen. Ihm wird, so sagte die Staatsanwaltschaft Aachen nach der Festnahme, gefährliche Körperverletzung, Entziehung Minderjähriger und Freiheitsberaubung vorgeworfen.

Mit ihm vor Gericht stehen der Stiefvater (31) der zwei entführten Kleinkinder, die 32-jährige Mutter und eine Frau mit Wohnsitz in Hamburg. Der 31-Jährige hat nach Agenturberichten die Entführung seiner zwei Stiefkinder vor dem Landgericht Aachen gestanden. Er sei im Februar mit einem Komplizen nach Jülich zu der Pflegefamilie gefahren, bei der die Kinder lebten, habe geklingelt und die Pflegemutter und Haushaltshilfe mit einem Elektroschocker attackiert, sagte er am Montag. Mit den ein und zwei Jahre alten Kindern sei er in Belgien untergetaucht. Er bezog demnach einen Wohnwagen auf einem Campingplatz in der Nähe von Spa.

Umgehend leiteten daraufhin die zuständigen Behörden landesweit intensive Fahndungsmaßnahmen ein. Unter Federführung der Polizei Köln nahmen Spezialkräfte der belgischen Polizei die zwei mutmaßlichen Täter fest, den 31-jährigen Mann und die Mutter. Das tatverdächtige Paar wurde widerstandslos festgenommen.

Dort waren die Kinder später von Spezialkräften der belgischen Polizei befreit worden. Die aus einem Wohnwagen befreiten Kleinkinder wurden äußerlich unversehrt aufgefunden und in die Obhut des Jugendamts gegeben. Nachdem sich im Zuge der überörtlichen Fahndung Hinweise ergeben hatten, dass der Gesuchte sich ins westliche Ausland absetzen könnte, hatte die Staatsanwaltschaft Aachen einen europäischen Haftbefehl erwirkt.

Der Kindsmutter und dem Stiefvater war im September 2017 das Sorgerecht für deren insgesamt vier Kinder vom Jugendamt Solingen entzogen worden. „Es bestand der Verdacht sexueller Misshandlungen“, sagte eine Sprecherin der Stadt Solingen am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. Später seien die vier Kinder dann bei unterschiedlichen Pflegefamilien untergebracht worden.

Dabei bestand offenbar weiterhin Kontakt zwischen der Mutter sowie den Kindern, so dass die Vermutung nahe liegt, dass der Stiefvater auf diesem Wege an die Adresse der Pflegefamilien gelangte, hieß es in der Verhandlung. Den Angeklagten werden gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Entziehung Minderjähriger zur Last gelegt. Der Stiefvater ist außerdem wegen sexuellen Missbrauchs in zwei Fällen angeklagt. Dazu wollte er sich am Montag nicht äußern. Die Urteile in dem Verfahren werden im Januar erwartet.

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