Weiter Streit um „Null-Rest-Spritzen“ „Bald eine Million Impfdosen sind bereits weggeschüttet worden“

Wermelskirchen · Noch immer gibt es kein grünes Licht für den Einsatz der „Null-Rest-Spritzen“, mit denen mehr Impfstoff von Biontech genutzt werden könnte. Ein Pharmakologe sagt: „Wir könnten viel mehr Menschen impfen!“

 Vorbereitung für die Impfung: Mit speziellen Spritzen könnte 16 Prozent mehr Biontech-Impfstoff genutzt werden.

Vorbereitung für die Impfung: Mit speziellen Spritzen könnte 16 Prozent mehr Biontech-Impfstoff genutzt werden.

Foto: dpa/Christian Charisius

Manchmal weiß Dr. Hans-Christian Meyer nicht genau, ob er vor Wut schreien, oder sich verzweifelt die Haare raufen soll. Vor allem, wenn er in seiner Funktion als einer der leitenden Impfärzte im Rheinisch-Bergischen Kreis innovative, ungewöhnliche Wege beschreitet, um mehr Menschen zum Schutz vor dem Coronavirus zu impfen, die vom Ministerium des Landes blockiert werden. Am 20. Februar hatte das Ministerium seinen Modellversuch im Impfzentrum in Bergisch Gladbach gestoppt, bei dem er mit speziellen „Zero-Residual-Spritzen“ aus jedem Fläschchen mit Biontech-Impfstoff sieben, statt wie bisher sechs Dosen ziehen konnte. Grünes Licht dafür, die sieben Dosen zu ziehen, hatte das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MAGS) kurz zuvor erteilt – allerdings nicht für die „Null-Rest-Spritzen“, „mit denen wir ad hoc 15 Prozent mehr Impfstoff zur Verfügung gehabt hätten“, beschwert sich Dr. Meyer. Noch immer warten die 25.000 Spritzen, die der Kreis für den Modellversuch von dem niederländischen Hersteller geordert hatte, im Impfzentrum auf ihren Einsatz. Aus dem MAGS heißt es auf Anfrage dieser Redaktion: „Die Prüfung der Eignung und Verkehrsfähigkeit dauert derzeit noch an. Das Ministerium steht hierzu im Austausch mit der für den erstmaligen Inverkehrbringer der Spritzen im europäischen Wirtschaftsraum zuständigen Aufsichtsbehörde.“ Dabei liegt die CE-Zertifizierung für die Spritzen bereits vor, die rechtlichen Anforderungen werden also erfüllt.