Wermelskirchen „Geduld muss man da schon mitbringen“

Wermelskirchen · Stefan Sahler entspannt beim Angeln am besten. Im Interview spricht er darüber, ob sein Hobby wirklich nur etwas für Menschen mit viel Ruhe ist – und er verrät, ob er die gefangen Fische selber verzehrt.

 Stefan Sahler angelt am liebsten im Fischers Park im Tal der kleinen Dhünn.

Stefan Sahler angelt am liebsten im Fischers Park im Tal der kleinen Dhünn.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Herr Sahler, was ist wichtiger – das Fischen oder der Fang?

Stefan Sahler Auf jeden Fall das Fischen. Denn das ist, worum es mir dabei geht. Es ist die Verbindung von Natur und Entspannung. Der Fang ist natürlich auch sehr angenehm – wenn man mit einem gefangenen Fisch, den man dann noch verwerten kann, nach Hause gehen kann, ist das prima. Aber für mich steht der Faktor Entspannung klar im Vordergrund.

Wie sind Sie selbst zum Angeln gekommen?

Sahler Ich bin mit 14 Jahren zum ersten Mal mit einem älteren Bekannten los gezogen – damals gingen wir nach Solingen-Ohligs, zum Stiehlsteich. Mein Bekannter war zu dieser Zeit bereits im Besitz eines Bundesfischereischeins, durfte also angeln. Und das hat mich so beeindruckt, dass ich wusste: das will ich auch. Ich habe mich dann bei einem Fischereisportverein angemeldet und den Bundesfischereischein gemacht. Ja, und seitdem bin ich dann auch aktiv dabeigeblieben – an Fließgewässern, an der Ost- und Nordsee, ich bin viel unterwegs.

Was ist für Sie das Besondere an diesem Sport?

Sahler Es ist, wie ich bereits erwähnt habe, die Kombination aus Ruhe, Entspannung und Natur. Ich bin als Selbstständiger im Sanitär-Bereich tätig, da tut es mir einfach gut, wenn ich nach der Arbeit noch ein wenig zum Fischen gehen kann. Es ist für mich eine hervorragende Möglichkeit, um runterzukommen.

Wo kann man in Wermelskirchen besonders gut fischen?

Sahler Mit dem Bundesfischereischein kann man ja im Prinzip überall fischen – wenn man vom jeweiligen Besitzer des Gewässers die Erlaubnis hat. Der Fischers Park im Tal der kleinen Dhünn mit seinen Teichen ist eine sehr schöne Anlage, aber man kann auch in den Talsperren in der Umgebung – Wupper-Vorsperre, Dhünn- und Bever-Talsperre – prima fischen. Man muss sich eben nur um die Genehmigung kümmern.

Kann man den Sport auch irgendwo ausprobieren?

Sahler Ich handhabe das immer so, dass ich den Eltern von Kindern aus der Nachbarschaft zwischen elf und 13 Jahren, bei denen ich mitbekomme, dass sie grundsätzliches Interesse daran haben, empfehle, einfach den Jugendfischereischein zu machen. Da brauchen sie keine Prüfung zu absolvieren. Und dann dürfen sie in Begleitung eines Anglers, der den Bundesfischereischein hat, das Angeln ausprobieren. Man könnte auch eine Gruppe zusammenführen, um sie theoretisch und praktisch auf das Angeln einzustimmen.

Was muss man investieren, wenn man dem Hobby Angeln nachgehen will?

Sahler Es ist durchaus ein zeitintensives Hobby. Die Auswahl der Ruten, der Fische, der Teiche oder fließenden Gewässer – das kostet Zeit. Wie bei jedem anderen Hobby sind finanziell kaum Grenzen gesetzt. Wenn man aber eine solide Grundausstattung haben möchte, bei der man sich sicher sein kann, dass nicht beim ersten Auswerfen die Leine reißt oder die Rute bricht, muss man rund 250 bis 300 Euro einplanen. Dann hat man ein gutes Startsortiment.

Muss man bei diesem Hobby eigentlich ein besonders geduldiger Mensch sein?

Sahler Doch, Geduld sollte man mitbringen. Man sollte das Fangergebnis nicht in den Vordergrund stellen. Wenn man an die Anlage mit der festen Intention kommt, heute etwas fangen zu müssen, dann löst das Stress aus. Und nicht nur bei einem selber, sondern auch bei den anderen Anglern, die dort gerade sind. Das ist dann weniger schön.

Oder kann es einem gerade dann helfen, wenn man ein ungeduldiger Mensch ist?

Sahler Ja, das kann man durchaus so sagen. Ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Ich war früher ein sehr ungeduldiger Mensch, hatte immer Hummeln im Hintern. Und seitdem ich regelmäßig zum Angeln gehe, bin ich ein wesentlich geduldigerer und ausgeglichenerer Mensch. Für mich war das auf jeden Fall von Vorteil. Ich habe auch einen Jungen in der Nachbarschaft, der immer sehr unruhig war. Den hatte ich dann immer wieder dabei, das war am Anfang sicherlich nicht ganz so einfach. Aber später merkte man dann, wie er zunehmend ruhiger wurde. Und heute bekommt man von ihm eigentlich gar nichts mehr mit, wenn er hier mit dabei ist. Ab und zu fragt er was, ansonsten ist er der ruhigste und friedlichste hier überhaupt und macht sein Ding hier.

Gibt es auch Wettbewerbe im Angeln?

Sahler Grundsätzlich sind solche Wettbewerbe heutzutage nicht erlaubt. Und ich denke auch, dass man davon auf jeden Fall Abstand nehmen sollte. Denn wenn man beim Fischen im Hobby-Bereich Wettbewerbe installieren würde, dann wäre es mit dem Spaß meiner Meinung nach sehr schnell wieder vorbei. Ich weiß aus früheren Jahren noch, dass es vereinzelt Pokal-Fischereien gab, aber für mich war das auch schon damals nichts. Da ist dann nämlich ganz schnell wieder der Stress da, den man beim Angeln ja eigentlich vermeiden und abbauen will.

Haben Sie auch schon an exotischen Ecken geangelt?

Sahler Ich bin deutschlandweit unterwegs, habe an den deutschen Flüssen gefischt. Ich war auch schon mal in Dänemark und Schweden. An Dänemark haben mich vor allem die Forellen gereizt, die es dort gibt. Das sind wirklich Riesendinger, das muss man als Forellenfischer wirklich mal gemacht und erlebt haben. Ansonsten bin ich aber der Ansicht, dass die deutschen Flüsse in Sachen Fische interessant und vielfältig genug sind, dass man da nicht unbedingt auch noch ins Ausland fahren muss. Klar, es gibt schon Ecken, an die man gerne mal möchte, aber letztlich muss das alles auch immer möglich sein.

Wo ist ihr Lieblingsort zum Fischen?

Sahler Tatsächlich ist der Fischers Park hier im Dhünntal meine Lieblingsanlage. Ich kann mich hier am besten entspannen, es ist wunderschön gelegen. Und die Leute, die hier sind, sind allesamt schwer in Ordnung, da gibt es keinerlei Differenzen. In Sachen Flüssen bin ich gerne im Raum Bernkastel-Kues an der Mosel unterwegs und außerdem am Rhein bei Köln und Düsseldorf. Natürlich habe ich dort über die Jahre hinweg meine ganz persönlichen Hot Spots entdeckt.

Essen Sie eigentlich gerne Fisch?

Sahler Auf jeden Fall! Ich bereite den Fisch auch selber zu, räuchere viel, grille ihn in der Pfanne. Doch, das gehört für mich dazu.

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