Vortrag des Wermelskirchener BGV Die Geschichte der Eschbach-Talsperre

Wermelskirchen · Beim Vortrag von Achim Stillger war das Katt-Bistro bis zum letzten Platz gefüllt. Der Wermelskirchener BGV hatte eingeladen.

 Die Eschbachtalsperre im Herbst

Die Eschbachtalsperre im Herbst

Foto: EWR

Fast Jedem im Raum Wermelskirchen und Remscheid dürfte die Eschbach-Talsperre ein Begriff sein – schließlich ist das Gewässer schon seit Generationen als Ausflugsziel bekannt, und viele Menschen aus der Region verbinden Kindheitserinnerungen mit diesem Ort.

Etwas weniger bekannt als die landschaftliche Schönheit der Remscheider Talsperre ist die Tatsache, dass es sich bei ihr um die älteste Trinkwassertalsperre Deutschlands handelt. Und die Erinnerung an den Kopf hinter der Konstruktion der Staumauer, den Ingenieur Otto Intze, dürfte vielerorts verblasst sein.

Am Donnerstagabend lud der Bergische Geschichtsverein, Abteilung Wermelskirchen,  nun zu einem Vortrag ins Katt-Bistro, bei dem Licht auf die Entstehung des Bauwerks geworfen werden sollte. Und das Interesse war groß: Schon eine Viertelstunde bevor Achim Stillger mit seinem Vortrag begann, war es schwierig, in der Gaststätte noch einen Platz zu finden.

Stillger, selbst Mitglied des Geschichtsvereins, erzählte detailliert und faktenreich von der Konstruktion der Staumauer in den Jahren 1889 bis 1891 und beleuchtete auch die Vorgeschichte des Projektes sowie die Entwicklung in den knapp 130 Jahren seit der Fertigstellung. Notwendig geworden war der Bau einst aufgrund des Bevölkerungswachstums im Bergischen Land: „Die Einwohnerzahl der Stadt Remscheid hatte sich im neunzehnten Jahrhundert verzwölffacht“, erklärte Stillger.

Da die Verfügbarkeit von Wasser mit den Jahreszeiten stark schwankte, kam es immer wieder zu Versorgungsproblemen: „Im Winter hatte man mit Hochwasser in den Bächen zu kämpfen, Sommer blieben von den Wassermassen nur noch Rinnsale“, so Stillger.

Also beschloss die Regionalverwaltung, zu handeln. Zunächst wurde ein Wasserwerk angelegt, und nach dem Dürresommer 1887 entschloss man sich, Otto Intze, der damals Professor in Aachen war, mit einem ehrgeizigen Projekt zu beauftragen: Der Planung einer Talsperre im Bergischen Land. Nur zwei Jahre später begann der Bau der Staumauer, der nach weiteren zwei Jahren auch schon vollendet war.

Im Jahr 1893 fand schließlich die „eher schlichte“ (Stillger) Einweihung der Talsperre statt, und schon kurze Zeit später entdeckten Touristen und Erholungssuchende sie für sich. „Es kam da zu einer wahren Völkerwanderung“, sagte Stillger. Auch heute nutzen viele Wermelskirchener den an der Stadtgrenze gelegenen Rundweg um den Stausee zum Joggen, Hundeausführen und Wandern. Das Konstruktionsprinzip der Stauanlage („Intze-Prinzip“) machte derweil Schule und wurde weltweit bei Hunderten von Bauwerken angewendet – im Bergischen Land zum Beispiel bei der Sperrmauer der Sengbachtalsperre.

Bleibt zu hoffen, dass sich als wahr erweisen wird, was einer Anekdote zufolge das Resümee zu der nach einem Jahrhundert fälligen Sanierung der Staumauer in den Jahren 1991 bis 1994 gezogen wurde: „Die hält mindestens nochmal 100 Jahre“.

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