Einzelhandel in Wermelskirchen Von Existenzsorgen ist nichts zu spüren

Wermelskirchen · Die Einzelhändlern machen in den Wochen nach der Wiedereröffnung weniger Umsatz. Die Kunden halten den Geschäften die Treue. Am vergangenen Sonntag hätte eigentlich „Das Fest“ gefeiert werden sollen. Die Absage riss ein großes Loch in die Kasse der Geschäftsleute.

 Inhaberin Ina Theiß von Büro- und Schreibwaren Siebel hofft auf baldige Planungssicherung auch für die Eltern.

Inhaberin Ina Theiß von Büro- und Schreibwaren Siebel hofft auf baldige Planungssicherung auch für die Eltern.

Foto: Jürgen Moll

Wer die heimischen Einzelhändler nach ihrer wirtschaftlichen Situation fragt, der blickt in ernste Gesichter. „Natürlich sind vielerorts die Umsätze zurückgegangen“, sagt Stefan Rojewski, Händler an der Telegrafenstraße. Und dann folgt das große Aber: „Ich glaube aber, dass wir diese Krise in Wermelskirchen gut überstehen werden“, ergänzt er. Und sein Gesicht hellt sich auf. Denn: „Wir haben viele Stammkunden, die uns auch in diesen Zeiten die Treue halten.“ Und deswegen muss er sich aktuell keine Sorgen um seine Existenz machen. „Es wird hier kein großes Einzelhandelsterben wie in anderen Städten geben“, sagt Rojewski.

Vor vier Wochen durften die Einzelhändler die Türen wieder öffnen – die Buchhändler und Schreibwarengeschäfte, die Fachgeschäfte für Kleidung und Schreibwaren. „Die Kunden sind zurückgekehrt“, sagt Rojewski, „aber die Menschen kommen jetzt ganz gezielt in den Laden.“ Unter den Masken werde ihnen schnell warm, sie würden dann schnell die benötigte Hose anprobieren und kaufen – sich aber keine Zeit mehr nehmen zu stöbern.

Auch Wolfgang Müllenmeister stellt fest: „Von Lust beim Einkaufen kann noch keine Rede sein.“ Es sei wie ein Laufen auf hohen Stelzen, mit Freude habe das noch nichts zu tun. Aber auch er mache sich aktuell keine Sorgen um die Existenz des „Holzwürmchens“ – vor allem wegen der treuen Stammkunden. „Ich liebe meine Kunden“, sagt er und erzählt von dem großen Herz, das er jüngst ins Schaufenster gehängt hat, um sich bei Menschen zu bedanken, die auch während der Schließzeiten zum Laden gehalten haben. „Aber ein normales Geschäftsjahr wird das natürlich nicht“, ergänzt er dann. Während der Zeit, in der er nur Liefer- und Abholservice anbieten durfte, habe er rund 50 Prozent des üblichen Umsatzes machen können. „Und weil uns aktuell die kompletten Einnahmen durch die Geschenkekörbe für Kindergeburtstage entgehen, wird am Ende des Jahres ein fettes Minus stehen. Das ist verheerend“, sagt Müllenmeister. Aber: Auch das Holzwürmchen werde es wohl schaffen, sagt er.

Währenddessen haben Ina und Hans-Jürgen Theiß bei Schreibwaren Siebel vor allem die politischen Auflagen für Schulen im Blick. „Eigentlich hätte es während der vergangenen Wochen Elternabende und Materiallisten für Schulanfänger und Schulwechsler gegeben“, erzählt Ina Theiß. Aber die Elternabende fielen aus, niemand stattet sich nun mit Material für den Schulalltag aus. „Die Lager sind voll, die Schullieferung ist da“, sagt Ina Theiß und hofft, dass Eltern und Schulanfänger bald Planungssicherheit haben und der Verkauf beginnen kann. Auch die Schreibwarenhändlerin lobt unterdessen die Treue der Kunden: „Nachdem wir wieder geöffnet hatten, sind die Menschen wiedergekommen“, sagt sie. Zeit zum Stöbern würden sich die meisten zwar im Moment nicht nehmen. „Aber uns geht es hier in Wermelskirchen noch recht gut“, sagt sie.

Die Erfahrung macht auch Ulrike Schnütgen bei Quick-Schuh im Stadt-Karree: „Wir sind nach der Wiedereröffnung wieder ganz gut im Alltag angekommen“, sagt sie. Es sei aber noch ruhiger, die Kunden seien noch wesentlich zurückhaltender. „Mit der Maske haben die meisten Kunden keine Lust zum Stöbern“, sagt Ulrike Schnütgen. Also kämen die Menschen sehr gezielt oder würden nur mal den Kopf reinstecken, um ihre Fragen zu stellen. „Wir haben aber keinen riesigen Einbruch und machen uns im Moment keine Sorgen um das Geschäft“, sagt die Schuhhändlerin, „wir kommen noch über die Runden.“

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